Mit neuen Schuhen
Auf Rekordjagd: Amanal Petros traut sich in Berlin 2:04 Stunden im Marathon zu

| Interview: Jörg Wenig | Fotos: Adidas

Amanal Petros will am übernächsten Sonntag beim BMW Berlin-Marathon seinen deutschen Rekord verbessern. Mit revolutionären, 500 Euro teuren Carbon-Schuhen soll es von 2:06:27 Richtung 2:04 Stunden gehen.

Amanal Petros lief vor knapp einer Woche in Brüssel sein einziges Testrennen vor dem Berlin-Marathon am 24. September. Über 10.000 Meter auf der Bahn zeigte er dabei in einem Hitzerennen eine gute Leistung. Als Vierter erreichte Amanal Petros eine persönliche Bestzeit von 27:47,62 Minuten, verpasste aber den avisierten deutschen Rekord von Dieter Baumann (27:21,53). Der 28-jährige Athlet des SCC Berlin ist der erste Läufer in der deutschen Leichtathletik-Geschichte, der die drei bedeutendsten nationalen Straßenlauf-Rekorde gebrochen hat und zurzeit sogar zeitgleich hält: 10 km (27:32), Halbmarathon (60:09) und Marathon (2:06:27). Mit seiner Siegzeit vom Hannover-Marathon (2:07:02) im Frühjahr dürfte er die Olympia-Qualifikation sicher haben. Im Interview spricht er darüber, was für ihn mit dem seit heute erhältlichen 500-Euro-Laufschuh Adizero Adios Pro Evo 1 von Adidas, der nur 138 Gramm wiegt, in Berlin möglich ist.

Amanal Petros, mit welchen Zielen startest du in Berlin?
Amanal Petros: „Ich möchte mich weiter verbessern, also den deutschen Rekord brechen. Mein Ziel ist es, meine Bestzeit von 2:06:27 möglichst klar zu unterbieten. Wie weit es geht, werden wir sehen.“

Du wirst in einem neuen Schuh laufen. Mit dem Adizero Adios Pro Evo 1 von Adidas …
Amanal Petros: „... ja, ich bin einer von nur zehn Athleten weltweit, die von Adidas dieses neueste Modell bekommen haben. Ich glaube, das ist zurzeit der schnellste Straßenlauf-Schuh auf dem Markt. Als Adidas auf mich zukam und mir mitteilte, dass sie einen Marathonschuh entwickeln wollen, der nur 138 Gramm wiegt, wusste ich zugegebenermaßen nicht, wie sie das bewerkstelligen würden. Meine erste Reaktion, als ich den Schuh in der Hand hielt, war: 'Wow, ist der leicht'. Und dann habe ich ihn angezogen und bin damit gelaufen - und es war ein unglaubliches Gefühl. Ganz anders als alles andere, was ich bisher erlebt habe. Wenn ich sie trage, habe ich das Gefühl zu fliegen. Der Schuh fühlt sich nicht nur leicht an, sondern er sieht auch leicht aus, was aus mentaler Sicht entscheidend ist. Ich kann es kaum erwarten, diese Schuhe in Berlin zu tragen und traue mir zu, meine persönliche Bestzeit um bis zu zwei Minuten zu verbessern.“

Wie ist das Rennen in Brüssel aus deiner Sicht gelaufen?
Amanal Petros: „Es war schon sehr heiß und leider kein Wetter für Rekorde. Aber ich hatte keine Probleme mit der Atmung, allerdings dafür mit den Spikes. Das hatte ich schon befürchtet, denn ich bin drei Jahre lang nicht mehr in Spikes gelaufen und man braucht eigentlich immer eine gewisse Eingewöhnungszeit. Ich habe es in der Wadenmuskulatur gemerkt. Das ist verglichen mit einem Marathon eine andere muskuläre Belastung. Auch wenn das Rennen später bei etwas kühleren Temperaturen gestartet worden wäre, hätte ich nicht viel schneller laufen können, vielleicht 27:25 bis 27:30.“

Du bist in Brüssel aus dem Marathon-Training heraus gelaufen …
Amanal Petros: „… Ja, ich hatte keine einzige spezielle Trainingseinheit für die 10.000 Meter absolviert. Alles ist ausschließlich auf Berlin fokussiert und dafür war es ein guter Tempo-Testlauf. Für den Marathon ist alles gut.“

© Imago Images/Beautiful Sports

Test vor dem Berlin-Marathon: Amanal Petros lief in Brüssel schnelle 10.000 Meter

Willst du in Zukunft noch einmal versuchen, den deutschen 10.000-m-Rekord zu brechen?
Amanal Petros: „Ja, ich werde es wieder versuchen!“

Wie lange warst du in Kenia und wie lief das Training?
Amanal Petros: „Ich war drei Monate in Kenia und verbringe auch die nächsten knapp zwei Wochen wieder dort. Dann werde ich kurzfristig drei Tage vor dem Rennen nach Berlin fliegen. Das Training lief wirklich sehr gut, ich habe alles getan was möglich ist. Ich habe in der selben internationalen Gruppe in Iten trainiert wie sonst, manchmal war auch Simon Boch dabei. Mein Training war aber etwas anders als zuvor, denn ich habe noch mehr intensive Einheiten absolviert als früher.“

Seit dem Hannover-Marathon Ende März war Brüssel dein erster Wettkampf …
Amanal Petros: „ ... ja, meine volle Konzentration gilt dem Berlin-Marathon. Ich bin heute noch fokussierter als früher. Es gibt keine Ablenkungen und auch nur ganz wenige Wettkämpfe. Meist mache ich nur einen Schnelligkeitstest vor einem Marathon. Ich verzichte auf vieles und der finanzielle Einsatz ist hoch.“

Was musst du investieren, um dich über drei Monate in Kenia auf einen Marathon vorbereiten zu können?
Amanal Petros: „Für die Vorbereitung auf Berlin habe ich selbst über 10.000 Euro investiert, es gab da keine Zuschüsse. In Brüssel habe ich kein Startgeld bekommen und auch das Gros der Reisekosten selber gezahlt.“