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Mainova Frankfurt-Marathon
Beim Jubiläum könnten die Streckenrekorde in Gefahr geraten

| von Jörg Wenig

Beim 40. Mainova Frankfurt-Marathon wird am kommenden Sonntag ein spannendes Rennen mit über 13.000 Läuferinnen und Läufern erwartet, bei dem an der Spitze auch die Streckenrekorde fallen könnten.

Als der Mainova Frankfurt-Marathon 2011 zum 30. Mal stattfand, krönte Wilson Kipsang das Jubiläum mit einem grandiosen Streckenrekord von 2:03:42 Stunden. Der Kenianer lief damals die zweitschnellste je erzielte Zeit und verpasste den Weltrekord nur haarscharf um vier Sekunden. Dieser Kursrekord blieb seitdem unangetastet. Doch beim nächsten Jubiläum am Sonntag - das Corona-bedingt zwölf Jahre nach der 30. Auflage stattfindet - könnte diese Bestzeit fallen. Wenn das Wetter beim 40. Mainova Frankfurt-Marathon mitspielt, wollen die Topfavoriten um Titelverteidiger Brimin Misoi und den Wien-Marathon-Sieger Samwel Mailu diese Marke angreifen.

Die Kenianer müssen dabei auch den Äthiopier Guye Adola im Blick haben, der mit einer Bestzeit von 2:03:46 einer der schnellsten Athleten ist, die jemals für das Rennen verpflichtet wurden. Bei den Frauen zeichnet sich ein spannender Kampf um den Sieg ab, denn gleich sieben Athletinnen gehen mit Bestzeiten zwischen 2:21:00 und 2:24:00 Stunden an den Start. Für zwei deutsche Athleten, Simon Boch und Miriam Dattke, die beide für die LG Telis Finanz Regensburg starten, geht es am Sonntag um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris im nächsten Jahr. Einen ausführlichen Bericht über die Ambitionen den beiden liest du hier. Für den Mainova Frankfurt Marathon liegen den Veranstaltern bisher 23.726 Anmeldungen aus 115 Nationen vor, darunter 13.036 Marathonläufer.

Zu Beginn der Pressekonferenz gab es am Freitag eine Schweigeminute im Gedenken an Christoph Kopp. Der Berliner, der bei dem Rennen zwei Jahrzehnte lang das spitzensportliche Feld zusammengestellt und den Lauf dabei in die Weltklasse geführt hatte, verstarb nach kurzer schwerer Krankheit am 28. April. „Wir verlieren mit Christoph einen treuen Freund und den Mann, der den Mainova Frankfurt-Marathon spitzensportlich geprägt und entwickelt hat“, sagte Race Direktor Jo Schindler.

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Das Rennen der Männer: Misoi, Mailu und Adola können den Streckenrekord angreifen

Christoph Kopps Sohn Philipp hat die Position des Elite-Koordinators in Frankfurt übernommen und bei den Männern sind jene drei Athleten die Favoriten, die sein Vater bereits für den Mainova Frankfurt-Marathon verpflichtet hatte: Brimin Misoi, Samwel Mailu und Guye Adola. Der Äthiopier allerdings musste seinen Start vor einigen Jahren verletzungsbedingt absagen, so dass er das erste Mal in Frankfurt laufen wird. „Wir streben eine Durchgangszeit zwischen 61:50 und 62:00 Minuten an, so dass die Möglichkeit besteht, dass der Streckenrekord fällt“, sagte Philipp Kopp.

In glänzender Form zeigte sich Samwel Mailu. Der aktuelle Sieger des Vienna City Marathons, der dort den Streckenrekord und seine eigene Bestzeit auf beachtliche 2:05:08 verbessert hatte, gewann bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften am 1. Oktober in Riga überraschend die Bronzemedaille und steigerte sich dabei auf 59:19 Minuten. „Das Feld in Frankfurt ist sehr stark. Ich kann aber sicher 2:04 laufen“, sagt er zuversichtlich. Der Jubel-Empfang in seiner Heimat nach dem Gewinn von WM-Bronze gibt ihm eine zusätzliche Motivation: „Die Glückwünsche waren einfach großartig!“ Den Fokus hat er jedoch nicht verloren – denn am Sonntag will er als Sieger in der Festhalle gefeiert werden.

Guye Adola (Bestzeit 2:03:46), Brimin Misoi (2:06:11), Mulugeta Uma (Äthiopien/2:06:07) und Abdi Kebede (2:06:43) werden in Bestform sein müssen, um Samwel Mailu zu stoppen. Adola gibt sich jedenfalls selbstbewusst: „Ich denke, ich werde eine sehr gute Zeit laufen. Wenn die Tempomacher und die anderen Läufer entsprechend schnell laufen, sehe ich keinen Grund, nicht auch 2:03 zu laufen. Was die Olympia-Qualifikation angeht: Es gibt keinen äthiopischen Top-Läufer, der das nicht als Ziel hat - am Ende entscheidet der äthiopische Verband.“ Läuft der Berlin-Marathon-Sieger des Jahres 2021 in den Bereich seiner Bestzeit hätte er eine Chance im Rennen um die Olympia-Tickets. Auch Brimin Misoi ist bereit für einen schnellen Marathon: „Ich habe sehr gut trainiert und möchte meine Bestleistung steigern.“

Die Olympischen Spiele sind auch das große Ziel für Simon Boch. Dafür müsste der deutsche Topläufer seine Bestzeit von 2:09:25, die er bei seinem Sieg in Linz im Frühjahr aufgestellt hatte, auf zumindest unter 2:08:10 verbessern. Mehr Infos zu Simon Boch findest du hier.

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Das Rennen der Frauen: Kenianerinnen favorisiert

Das kompakte Frauenfeld lässt ein mitreißendes Rennen erwarten. „Ich hoffe, dass eine große Gruppe lange Zeit zusammenlaufen und sich unterstützen kann“, sagte Philipp Kopp. Zum engsten Kreis der Favoritinnen zählt die Kenianerin Magdalyne Masai, die mit viel Selbstvertrauen startet: „Ich habe den besten Marathon-Aufbau meiner bisherigen Laufbahn gemacht.“ Antrieb gab ihr stets ihre Familie. Ihre Schwester Linet Masai war Weltmeisterin in Berlin 2009 über 10.000 Meter. Ihr Bruder Moses Masai wurde beim selben Großereignis Dritter über diese Distanz. „Ich hatte Vorbilder in der Familie, das gab mir Zuversicht. Vor allem die Leistungen meiner Schwester, weil es für eine Frau nicht immer leicht ist im Spitzensport. Ich habe mir gesagt, wenn sie das kann dann kann ich das auch.“ Dazu kommt die Unterstützung in ihrer rund 10-köpfigen Trainingsgruppe. Zu ihren Trainingspartnerinnen zählt Rosemary Wanjiru, die 2023 den Tokio-Marathon in herausragenden 2:16:28 gewonnen hat.

Wie Masai hat auch ihre Landsfrau Visiline Jepkesho in diesem Jahr nach einer Babypause die Rückkehr ins Marathongeschehen gemeistert. „Es war schwer, nach der Geburt der Kinder zurückzukommen. Ich musste Gewicht verlieren und an meiner Ausdauer arbeiten“, sagte Jepkesho, deren jüngster Sohn zwei Jahre und drei Monate alt ist. „Ich fühle mich sehr gut und bin bereit, mit dem Tempo der schnellsten Gruppe mitzulaufen“, sagte die 33-Jährige. Mit ihrer Bestzeit von 2:21:37 Stunden ist sie die schnellste Läuferin des Elitefeldes. Sehr gute Form zeigten zuletzt auch die Kenianerinnen Agnes Keino und Winfridah Moseti.

Gegenseitig unterstützen können sich am Sonntag Miriam Dattke und Matea Parlov Kostro. Die deutsche Topläuferin, die bei den Europameisterschaften in München 2022 überraschend den vierten Platz belegt hatte und mit einer Bestzeit von 2:26:50 Stunden ins Rennen geht, will sich in Frankfurt zumindest auf eine 2:24er-Zeit verbessern. Miriam Dattke hofft, den Sprung ins Olympia-Team zu schaffen. Genau wie sie peilt auch die Kroatin, die bei der EM die Silbermedaille gewonnen und sich dann in diesem Frühjahr als Siegerin des Hannover-Marathons auf 2:25:45 verbessert hatte, eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 72:00 Minuten an. „Ich bin in besserer Form als je zuvor, meine Trainingswerte sind stärker als vor den Europameisterschaften“, sagte Matea Parlov Kostro, die die Olympia-Qualifikation bereits sicher hat. Mehr Informationen zu den Ambitionen von Miriam Datttke liest du hier. Und Matea Parlov Kostro stellen wir dir hier vor.