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Titelkämpfe in Riga
Doppelter Dreifach-Triumph für Kenia bei Straßen-WM

| von Jörg Wenig

Athleten aus Kenia und Äthiopien haben die ersten Straßenlauf-Weltmeisterschaften in Riga dominiert. Davor Aaron Bienenfeld war noch vor Europameister Richard Ringer bester Deutscher.

In den sechs Rennen über die Halbmarathondistanz sowie die fünf Kilometer und die Meile sicherten sie sich fünf Titel und 15 und der 18 Medaillen. Kenias Marathon-Olympiasiegerin Peres Jepchirchir (Foto) verteidigte ihren Titel im Halbmarathon während ihr Landsmann Sabastian Sawe das Rennen der Männer gewann. In beiden Läufen feierten die Kenianer jeweils einen Dreifach-Triumph: Sie gewannen alle Medaillen. Einige der besten Läufer der Welt fehlten allerdings bei diesen Titelkämpfen. Lediglich drei deutsche Starter waren insgesamt in Lettland am Start. Im Halbmarathon erreichte dabei Davor Aaron Bienenfeld auf Rang 32 die beste Platzierung.

Im Halbmarathon der Männer bestimmten die Läufer aus Kenia an der Spitze das Geschehen. Nach einem verhaltenen Beginn wurde das Rennen in der zweiten Hälfte schneller. Dabei war es zunächst Sabastian Sawe, der sich nach der 15-km-Marke etwas absetzen konnte und mit dieser Tempoverschärfung die zuvor 13-köpfige Spitzengruppe auseinanderriss. In der Folge übernahm jedoch sein kenianischer Landsmann Daniel Ebenyo die Spitzenposition. Noch bei Kilometer 20 hatte der Vize-Weltmeister über 10.000 m einen Vorsprung von vier Sekunden auf Sawe, doch auf dem letzten Kilometer wendete sich das Blatt nochmals.

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Berliner Halbmarathon-Sieger Sabastian Sawe holt auch WM-Gold

Kurz vor dem Ziel überholte Sabastian Sawe, der im Frühjahr Platz sieben bei der Cross-WM belegt und dann den Berliner Halbmarathon gewonnen hatte, Daniel Ebenyo und lief in 59:10 zum größten Sieg seiner Karriere. Ebenyo folgte in 59:14. Samwel Mailu, der sich auf den Start beim Mainova Frankfurt-Marathon am 29. Oktober vorbereitet, sicherte sich mit einem persönlichen Rekord von 59:19 die Bronzemedaille, nachdem er bei Kilometer 20 den am Ende viertplatzierten Äthiopier Jemal Mekonnen (59:22) überholt hatte. Einen starken fünften Platz belegte der Franzose Jimmy Gressier, der mit 59:46 eine persönliche Bestzeit erreichte.

Aaron Bienenfeld läuft Bestzeit und wird 32.

Ein recht gutes Rennen lief Davor Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach), der auf Rang 32 mit 61:49 seine Bestzeit um zwei Sekunden unterbot. Nicht in Halbmarathon-Bestform war dagegen der Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen), der 62:47 lief und Platz 38 belegte. Es bleibt abzuwarten, was dieses Ergebnis bezüglich des von Richard Ringer geplanten Herbst-Marathons bedeutet, der natürlich Priorität hat. Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg) lief in Riga auf Rang 57 in 64:12.

Zum dritten Mal nach 2016 und 2020 gewann Peres Jepchirchir den Halbmarathon-WM-Titel. Auch das Tempo im Frauen-Rennen war lange Zeit recht moderat. Nach einer 10-km-Zwischenzeit von 32:19 Minuten wurde es erst auf den letzten 6 km deutlich schneller. Gut einen Kilometer vor dem Ziel waren immer noch vier Läuferinnen in der Spitzengruppe: Hinter der nun auf das Tempo drückenden Peres Jepchirchir liefen ihre Landsfrauen Margaret Kipkemboi und Catherine Amanang’ole sowie die äthiopische Crosslauf-Vizeweltmeisterin Tsigie Gebreselama. Während die Äthiopierin etwas zurückfiel, entwickelte sich an der Spitze ein Zweikampf zwischen Kipkemboi und Jepchirchir, den die Marathon-Olympiasiegerin schließlich in 67:25 gewann. Kipkemboi folgte als Zweite in 67:26 vor Amanang’ole (67:34) und Gebreselama (67:50). Beste Europäerin war die Britin Celli Thackery als Siebente mit einer persönlichen Bestzeit von 68:56.

Zum ersten Mal wurden in Riga parallel am Sonntag auch Weltmeisterschaften über die Meile und die 5-km-Distanz veranstaltet. In den 5-km-Rennen machten die Athleten aus Kenia und Äthiopien die Medaillen nicht überraschend unter sich aus. Dabei war es die Crosslauf-Weltmeisterin Beatrice Chebet, die sich einen weiteren globalen Titel in diesem Jahr sicherte. Die Kenianerin gewann das Rennen in 14:35 Minuten vor ihrer Landsfrau Lilian Rengeruk (14:39) und der Äthiopierin Ejgayehu Taye (14:40). Hinter der viertplatzierten Medina Eisa (Äthiopien/14:41) zeigte die Italienerin Nadia Battocletti als Fünfte eine starke Leistung. Die beste Europäerin lief mit 14:41 einen nationalen Rekord.

Bei den Männern war es am Ende anders herum: Hier siegte der Äthiopier Hagos Gebrhiwet in 12:59 Minuten vor seinem Landsmann Yomif Kejelcha (13:02) und dem Kenianer Nicholas Kipkorir (13:16). Für den 29-jährigen Gebrhiwet war es - abgesehen von seinem Sieg im Juniorenrennen der Cross-WM 2013 - der erste WM-Sieg seiner Karriere. Dawit Seare (Eritrea) belegte Rang vier mit einem nationalen Rekord von 13:21 vor Cornelius Kemboi (Kenia/13:24) und dem besten europäischen Läufer: Der Franzose Etienne Daguinos wurde Sechster in 13:25.

Die größte Überraschung dieser Titelkämpfe gab es im Meilenrennen der Frauen. Die dominierende Läuferin des Jahres, Faith Kipyegon, musste sich geschlagen geben. Die Kenianerin, die in dieser Saison bereits Weltrekorde auf der Bahn über 1.500 m, die Meile und 5.000 m gelaufen war und bei der WM als erste Frau sowohl die 1.500 m als auch die 5.000 m gewonnen hatte, musste sich in Riga mit der Bronzemedaille und einer Zeit von 4:24,13 Minuten zufrieden geben. Die Äthiopierin Diribe Welteji, die bei der WM im August über 1.500 m Silber gewonnen hatte, triumphierte in 4:20,98 Minuten vor ihrer Landsfrau Freweyni Hailu (4:23:06). Die Siegzeit ist ein Weltrekord für reine Frauenrennen (ohne männliche Tempomacher). Erst seit ganz kurzer Zeit führt der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics Meilen-Weltrekorde auf der Straße, insofern war es keine Überraschung, dass hier ein Weltrekord gelaufen wurde. Beste Europäerin war die Spanierin Marta Perez als Sechste in 4:34,12.

Bei den Männern setzte sich in Abwesenheit einiger der besten Mittelstreckenläufer überraschend der erst 20-jährige US-Amerikaner Hobbs Kessler (USA) durch. Auch seine Zeit von 3:56,13 Minuten ist ein Weltrekord. Für Hobbs Kessler war es der erste Start bei einer internationalen Meisterschaft, nachdem er die WM-Qualifikation für Budapest über 1.500 m verpasst hatte. Callum Elson (Großbritannien) gewann in 3:56,41 Silber vor Samuel Prakel (USA/3:56,43).