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BMW Berlin-Marathon
Gibt es am Sonntag einen neuen deutschen und einen globalen Rekord?

| von Jörg Wenig und Christian Ermert

Angekündigte Störaktionen von Klimaklebern lassen die Asse beim BMW Berlin-Marathon kalt: Eliud Kipchoge und Amanal Petros sind bereit für schnelle Rennen. Der Deutsche kündigt ein Rekordtempo an.

Auch die Klimakleber können den 49. BMW Berlin-Marathon nicht aufhalten. Die Reaktionen auf die angekündigten Aktionen, um den Marathon am Sonntag (24. September) zu stören, fielen bei der heutigen Pressekonferenz sehr gelassen aus. „Wir sind mit ständig mit der Polizei in Kontakt und planen, was zu planen ist“, erklärte Marathon-Geschäftsführer Jürgen Lock. Er wies darauf hin, dass der komplette Streckenverlauf Veranstaltungsgelände sei. „Nicht angemeldete Aktionen werden strafrechtlich verfolgt. Über 60.000 Menschen haben sich monatelang vorbereitet und die sollen ihren Tag ungestört erleben dürfen.“ Marathonläufer Hendrik Pfeiffer meinte lakonisch: „Einen Läufer muss du erst mal aufhalten.“

Und so steht dem Lauffest der Superlative nichts mehr entgegen. Im Blickpunkt dabei natürlich Weltrekordler Eliud Kipchoge, der zum sechsten Mal die 42,195 Kilometer in der deutschen Hauptstadt läuft und in der Lage sein könnte, zum dritten Mal in Weltrekordzeit durchs Brandenburger Tor zu laufen. Amanal Petros peilt den deutschen Rekord an. Für zwei weitere Deutsche geht es im Männerrennen um die Olympiatickets für Paris 2024.

Im Frauenrennen peilen fünf Deutsche Olympia an. Daneben gibt es die Rennen der Rollies, der Handbiker, und im Finale der ersten R5K-Tour werden die besten deutschen Nachwuchsstraßenläuferinnen und -läufer gekürt. Wir berichten auf laufen.de bis Sonntag täglich vom wichtigsten deutschen Laufevent. Heute liest du hier unsere Vorschau auf das Rennen der Männer. Mehr Infos zum Frauenrennen in dem sich Deborah und Rabea Schöneborn sowie Kristina Hendel, Domenika Mayer und Laura Hottenrott möglichst gute Ausgangspositionen für die Nominierung zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris sichern wollen, liest du hier.

Am Sonntag überträgt Eurosport das Rennen ab 9:00 Uhr live. Und auf laufen.de gibt es einen Liveticker aus der Hauptstadt. Mehr Informationen zum Marathon in der deutschen Hauptstadt findest du übrigens im digitalen offiziellen Event-Magazin, dass die Veranstalter hier kostenlos anbieten.

Eliud Kipchoge und Amanal Petros sind bereit für sehr schnelle Rennen. Dabei könnten am Sonntag beim BMW Berlin-Marathon auch Rekorde fallen. Mit Eliud Kipchoge geht der beste Marathonläufer aller Zeiten erneut in Berlin an den Start. Der zweimalige Marathon-Olympiasieger aus Kenia, der in Berlin vor einem Jahr seinen eigenen Weltrekord auf 2:01:09 Stunden verbesserte und als einziger Läufer in einem nicht rekord-konformen Rennen unter zwei Stunden lief (1:59:40,2), ist am Sonntag quasi gezwungen extrem schnell zu laufen. Denn aufgrund der enormen Konkurrenz in Kenia hat er nur mit einer außergewöhnlichen Zeit innerhalb des Qualifikationszeitraumes eine Chance auf einen der drei Startplätze bei den Olympischen Spielen in Paris 2024. Dort will Eliud Kipchoge als erster Läufer der Sportgeschichte zum dritten Mal Marathon-Olympiasieger werden. Während Eliud Kipchoge an der Spitze erneut ein Weltrekord-Tempo einschlagen könnte, will Deutschlands Marathon-Star Amanal Petros (SCC Berlin/Marathon Team) für ein Novum in der Geschichte des Rennens sorgen. Denn in den vergangenen 48. Auflagen des Marathons fiel noch nie ein deutscher Männer-Rekord.

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Gibt es wieder einen Weltrekord? Eliud Kipchoge lässt seine Taktik für Sonntag offen

„Wir fühlen uns geehrt, dass sich der beste Marathonläufer der Sportgeschichte, Eliud Kipchoge, nun schon zum sechsten Mal für einen Start beim BMW Berlin-Marathon entschieden hat. Das bestätigt unsere hervorragende Position und lässt wieder auf ein außergewöhnliches Ergebnis hoffen“, sagte Race Direktor Mark Milde, der alle fünf Rennen mit Eliud Kipchoge in Berlin organisiert hat. Ein Rekord steht schon vor dem Start fest: 47.912 Läufer aus 156 Nationen meldeten sich für den größten deutschen Marathon an - so viele wie nie zuvor. Das Rennen wird am Sonntag ab 9 Uhr live in Eurosport übertragen.

„Berlin ist für mich wie ein Zuhause. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris habe ich überlegt, welches Rennen für mich die beste Vorbereitung auf die Spiele sein könnte - da ist Berlin die beste Option“, sagte Eliud Kipchoge vor dem Rennen, bei dem er vor einem Jahr lange Zeit ein Tempo gelaufen war, das auf eine sensationelle Zeit von unter 2:00 Stunden hindeutete. „Aber das war 2022, jetzt ist ein anderes Jahr und es ist ein anderes Rennen“, erklärte der 38-Jährige, der mit einem fünften Berlin-Triumph zum alleinigen Rekord-Sieger des Rennens werden würde. Zurzeit steht er zusammen mit Äthiopiens Lauf-Legende Haile Gebrselassie mit vier Siegen an der Spitze. Ein exklusives Interview mit Eliud Kipchoge liest du im offiziellen Event-Magazin zum BMW Berlin-Marathon.

Ein dritter Weltrekord von Eliud Kipchoge in Berlin ist nicht ausgeschlossen, obwohl der Kenianer bei der Pressekonferenz keinerlei konkrete Zeitziele nannte. „Ich bin nervös, aber das zeigt, dass ich bereit bin“, sagte Eliud Kipchoge. „Ich werde versuchen, eine gute Zeit zu laufen.“ Von seinen 20 Marathonrennen ist Eliud Kipchoge nur dreimal nicht als Sieger ins Ziel gelaufen - auch diese Bilanz ist auf diesem Niveau einmalig.

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Auch der zweitschnellste will unter 2:03 laufen: Amos Kipruto plant Bestzeit

Der Mann, der mit der zweitschnellsten persönlichen Bestzeit ins Rennen geht, kommt ebenfalls aus Kenia: Amos Kipruto lief seinen persönlichen Rekord von 2:03:13 im vergangenen Jahr in Tokio, als er hinter Eliud Kipchoge Platz zwei belegte. „Mein Ziel am Sonntag ist es, eine persönliche Bestzeit zu laufen“, sagte Amos Kipruto, der 2022 beim London-Marathon den bisher größten Sieg seiner Karriere feierte.

Ein Dutzend Läufer auf der Startliste weisen Bestzeiten von unter 2:06 Stunden auf. Damit ist das Rennen am Sonntag auch in der Breite der Spitze sehr gut besetzt. „Eigentlich kann man sagen, dass alle Eliteläufer nach Berlin kommen mit dem Ziel, ihre persönliche Bestzeit zu unterbieten“, sagte Mark Milde.

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Mit neuen Schuhen soll es für Amanal Petros Richtung 2:04 Stunden gehen

Das gilt auch für Amanal Petros, der erstmals den BMW Berlin-Marathon laufen wird und seinen eigenen deutschen Rekord von 2:06:27 möglichst deutlich unterbieten möchte. „Ich habe fast vier Monate lang in Kenia in einer Höhe von 2.400 Metern trainiert und habe mich vollkommen auf Berlin konzentriert. Das war sehr herausfordernd“, sagte der 28-Jährige, der bei seinem Sieg in Hannover im Frühjahr bereits eine Zeit von 2:07:02 erreicht hat, so dass er einen olympischen Startplatz praktisch sicher hat. Dadurch ist Amanal Petros in der Lage, etwas mehr zu riskieren.

„Eine Halbmarathon-Durchgangszeit von ungefähr 62 Minuten ist denkbar, aber wir können das Tempo unterwegs jederzeit anpassen.“ Auch eine sehr gute Platzierung ist für Amanal Petros durchaus möglich. Seit der Jahrtausendwende hat im Berliner Männerrennen nur einmal ein deutscher Läufer eine Top Ten-Platzierung erreicht: Falk Cierpinski belegte 2008 Platz neun. Mark Milde meinte dazu: „Ein deutsche Rekord bei den Männern fehlt uns noch, ich will ja keinen Druck aufbauen, aber …“ Helfen könnten dabei auch die neuen, 138 Gramm leichten Carbonschuhe, mit denen sein Sponsor Adidas Amanal Petros zum Berlin-Marathon ausgerüstet hat. Mit denen traut sich Amanal Petros 2:04 Stunden zu.

Hendrik Pfeiffer (TK Hannover/2:10:18) und Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier/2:12:14) sind, nach der krankheitsbedingten Absage von Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), die anderen beiden deutschen Topläufer, die sich Hoffnungen auf einen Olympia-Start machen. Die internationale Norm steht hier bei 2:08:10 Stunden. „Bestzeit, Olympianorm, es gibt hier ganz viele Ziele für mich“, sagte Hendrik Pfeiffer, der sich im Gegensatz zu Amanal Petros komplett zuhause in Hannover vorbereitet hat. Ein klares Ziel formuliert dagegen Samuel Fitwi, der wochenlang in der Höhe Äthiopiens für Berlin trainiert hat: „Ich will unter 2:08 Stunden laufen. Das ist seit April mein Ziel.“

Nicht nur der deutsche sondern auch der Schweizer Marathon-Rekordler wird in Berlin starten: Tadesse Abraham steigerte sich im vergangenen Jahr in Zürich als 39-Jähriger auf 2:06:38. Sollte dem inzwischen 41-Jährigen eine weitere Verbesserung gelingen, könnte er sogar in den Bereich des Master-Weltrekordes kommen, den Kenenisa Bekele (Äthiopien) 2022 in London mit 2:05:53 gelaufen war.

Mehr Informationen zu allen deutschen Startern und viele weitere Infos um das Männerrennen findest du im Event-Magazin zum 49. BMW Berlin-Marathon.