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Chicago-Marathon
Kelvin Kiptum bricht Marathon-Weltrekord von Eliud Kipchoge

| von Jörg Wenig

Kelvin Kiptum ist der neue Marathon-Weltrekordler. Der erst 23-jährige Kenianer brach mit 2:00:35 Stunden die Bestmarke seines Landsmannes Eliud Kipchoge, der 2022 in Berlin 2:01:09 gelaufen war.

Damit fehlen nun nur noch 36 Sekunden zu einer ersten offiziellen Marathonzeit unterhalb der Traum-Barriere von 2:00:00 Stunden. In seinem dritten Marathonrennen steigerte Kelvin Kiptum seine eigene Bestzeit um 50 Sekunden. Im April hatte er in London mit 2:01:25 gewonnen. Zuvor hatte der Kenianer als Newcomer auch in Valencia triumphiert (2:01:53). 2019 war Eliud Kipchoge in Wien 1:59:40,2 Stunden gelaufen, allerdings war das Rennen nicht rekordkonform.

Das Rennen der Frauen gewann Sifan Hassan mit einem Europarekord von 2:13:44. Die Holländerin verbesserte die 20 Jahre alte Bestzeit der Britin Paula Radcliffe, die 2003 in London 2:15:25 gelaufen war. Für die Doppel-Langstrecken-Olympiasiegerin, die in Tokio über 5.000 und 10.000 m gewonnen hatte, war es im zweiten Marathon der zweite große Sieg. In London hatte sie im April in 2:18:33 triumphiert. Nun steigerte sich Sifan Hassan um fast fünf Minuten und wurde zur zweitschnellsten Läuferin aller Zeiten. Noch vor gut zwei Wochen wäre ihre Bestzeit auch ein Weltrekord gewesen. In Berlin lief die Äthiopierin Tigst Assefa am 24. September jedoch 2:11:53.

Gemessen an den beiden Siegzeiten war der Chicago-Marathon das schnellste Rennen aller Zeiten über die klassische Distanz. Zusammengerechnet ergibt sich eine Zeit von 4:14:19 Stunden. Damit war Chicago genau 16 Sekunden schneller als der Berlin-Marathon zwei Wochen zuvor (4:14:35).

Kelvin Kiptum setzte sich nach gut fünf Kilometern mit einem Tempomacher und seinem Landsmann Daniel Mateiko, der sein Marathon-Debüt lief, ab. Die Gruppe erreichte die Halbmarathon-Marke nach 60:48 Minuten und lag damit etwas außerhalb des Weltrekord-Bereiches von Eliud Kipchoge. Der Tempomacher hielt dann nicht mehr Schritt. Auch an der 30-km-Marke, die die beiden Kenianer nach 1:26:31 Stunden passierten, deutete die prognostiziere Endzeit noch auf 2:01:45 hin.

Doch wie schon in seinen beiden vorherigen Marathonrennen lief Kelvin Kiptum am Ende erst richtig schnell. Während Mateiko nicht mehr mithalten konnte und nach der 35-km-Marke aufgab, stürmte Kelvin Kiptum mit einer famosen Zwischenzeit von 27:52 Minuten vom 30- zum 40-km-Punkt. Nun war klar, dass der Weltrekord von Eliud Kipchoge fallen würde und es die erste reguläre Zeit unter 2:01 Stunden geben würde. „Ich kam, um den Streckenrekord zu brechen und hatte nicht an einen Weltrekord geglaubt - ich bin überglücklich“, sagte Kelvin Kiptum. Sein Landsmann Dennis Kimetto hatte die Kursbestzeit vor zehn Jahren mit 2:03:45 Stunden aufgestellt - damals natürlich noch nicht mit den neuen, klar leistungsfördernden Schuhen.

Kelvin Kiptum gewann mit 2:00:35 mit großem Vorsprung vor seinem Landsmann Benson Kipruto (2:04:02) und dem Belgier Bashir Abdi, der 2:04:32 lief. Zum ersten Mal seit gut 20 Jahren fiel ein Marathon-Weltrekord bei den Männern nicht in Berlin.

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Sifan Hassan gewinnt mit einer Zeit, die vor dem Berlin-Marathon 2023 Weltrekord gewesen wäre

Äußerst ambitioniert begann Titelverteidigerin Ruth Chepngetich das Rennen. Die Kenianerin, die in Chicago auch schon 2021 gewonnen hatte, passierte die 10-km-Marke zeitgleich mit Sifan Hassan in 31:05 Minuten und beide lagen damit auf Weltrekordkurs. An der Halbmarathon-Marke hatte sie mit 65:42 sechs Sekunden Vorsprung vor der Holländerin, die dann ungefähr bei 25 km (1:18:06 Stunden) gleichzog. Ruth Chepngetich konnte das Weltrekord-Tempo nicht mehr halten und verlor bald an Boden gegenüber Sifan Hassan, obwohl auch sie etwas langsamer wurde. Nach 30 km (1:34:00) lag die Holländerin zehn Sekunden vor der Kenianerin und nun außerhalb des Weltrekordes von Tigst Assefa.

„Die erste Gruppe lief vom Start weg ein verrücktes Tempo, aber ich wollte dabei sein. Auf den letzten fünf Kilometern habe ich gelitten. Ich habe auch meinen zweiten Marathon gewonnen und bin eine fantastische Zeit gelaufen - ich könnte nicht glücklicher sein“, sagte Sifan Hassan, die nun bei den Olympischen Spielen in Paris im nächsten Jahr im Marathon zu den Topfavoritinnen zählen würde, sofern sie sich für einen Start über diese Distanz entscheidet. Am Ende hatte Sifan Hassan in Chicago Ruth Chepngetich um fast zwei Minuten distanziert. Die kenianische Marathon-Weltmeisterin von 2019 lief als Zweite hochklassige 2:15:37. Rang drei belegte Megertu Alemu (Äthiopien) mit 2:17:09.