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Diamond League
Laufsport-Sternstunde in Paris: Faith Kipyegon bricht auch 5.000-Meter-Weltrekord

| von Jörg Wenig

Eine Sternstunde der Leichtathletik erlebten die Zuschauer am Freitagabend beim Meeting in Paris. Dabei fielen auf der 400-Meter-Bahn gleich drei globale Bestmarken in Lauf-Wettbewerben.

Nur eine Woche nach ihrem sensationellen 1.500-m-Weltrekord sorgte die Kenianerin Faith Kipyegon über 5.000 m mit einer Zeit von 14:05,20 Minuten für eine noch größere Überraschung. Zudem lief in Paris der Äthiopier Lamecha Girma einen Weltrekord über 3.000 m Hindernis mit 7:52,11, und Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) brach die Weltbestzeit über die Zwei-Meilen-Distanz mit 7:54,10.

Die neue Laufschuh-Generation, die über die Straßen-Langstrecken bereits für eine Flut von Rekorden gesorgt hatte, macht sich immer mehr auch auf der 400-m-Laufbahn entsprechend bemerkbar.

Drei globale Bestzeiten über Laufdistanzen während eines einzigen Sportfestes sind in der Leichtathletik-Geschichte extrem selten. 1997 in Zürich gab es sogar drei vollwertige Weltrekorde in Lauf-Wettbewerben: Der für Dänemark startende Kenianer Wilson Kipketer rannte damals über 800 m 1:41,24 Minuten, Äthiopiens Superstar Haile Gebrselassie verbesserte die Bestzeit über 5.000 m auf 12:41,86 und über 3.000 m Hindernis erreichte der Kenianer Wilson Boot Kipketer 7:59,08.

Erst vor einer Woche hatte Faith Kipyegon über ihre bisherige Spezial-Strecke, die 1.500 m, mit 3:49,11 Minuten einen Weltrekord aufgestellt. Die zweifache 1.500-m-Olympiasiegerin und aktuelle Weltmeisterin war zuletzt im Jahr 2015 ein 5.000-m-Rennen gelaufen. In einem sehr stark besetzten Rennen lief sie am Freitagabend in Paris das schnelle Tempo der bisherigen Weltrekordlerin Letesenbet Gidey (Äthiopien/14:06,62) mit. Nachdem die letzte Tempomacherin, die kenianische Weltrekordlerin über 3.000 m Hindernis Beatrice Chepkoech, nach 3.000 m aus dem Rennen gegangen war (Zwischenzeit: 8:31,91), lief Gidey an der Spitze vor Kipyegon. Die Äthiopierin wurde die Kenianerin aber nicht los und diese wiederum übernahm dann 600 Meter vor dem Ziel die Führung. Noch gut 200 Meter vor dem Ziel lag Gidey dicht hinter Kipyegon, doch gegen die Spurtkraft der 1.500-m-Weltrekordlerin hatte sie dann keine Chance mehr.

Faith Kipyegon gewann das Rennen in 14:05,20 und nahm Letesenbet Gidey, die als Zweite 14:07,94 lief, im direkten Duell den Weltrekord ab. Platz drei belegte die Äthiopierin Ejgayehu Taye, die nach 14:13,31 ins Ziel lief. In diesem superschnellen Rennen kam Hanna Klein (Stadtwerke Tübingen) nicht ins Ziel. Die Hallen-Europameisterin über 3.000 m beendete ihren Lauf bereits nach 2.000 Metern.

Faith Kipyegon wurde in Paris zur ersten Frau in der Leichtathletik-Geschichte, die die Weltrekorde über 1.500 und 5.000 m gleichzeitig hält. „Ich habe überhaupt nicht an den Weltrekord gedacht und habe keine Ahnung wie ich den laufen konnte. Es war eine große Überraschung. Ich bin einfach hinter Gidey her gelaufen, sie ist eine außergewöhnliche Athletin“, sagte Faith Kipyegon.

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Lamecha Girma verbessert 19 Jahre alten Weltrekord über 3.000 Meter Hindernis

Im Gegensatz dazu hatte der Äthiopier Lamecha Girma für das 3.000-m-Hindernisrennen um ein Tempo im Bereich des Weltrekordes gebeten. Der Äthiopier lief durchweg im Bereich der Bestzeit, die vor 19 Jahren der aus Kenia stammende Said Saaeed Shaheen (Katar) mit 7:53,63 Minuten aufgestellt hatte. Am Ende war Lamecha Girma, der bei Olympia 2021 und bei der WM 2022 jeweils die Silbermedaille gewonnen hatte, nach 7:52,11 im Ziel. „Ich war sehr zuversichtlich und jetzt bin ich sehr froh“, sagte Lamecha Girma, der mit sehr großem Vorsprung vor dem Japaner Ryuji Miura (8:09,91/nationaler Rekord) im Ziel war.

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Jakob Ingebrigtsen unterbietet Zwei-Meilen-Bestmarke um mehr als vier Sekunden

Im Zwei-Meilen-Rennen jagte der norwegische 1.500-m-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen eine Uralt-Weltbestzeit: 1997 war der Kenianer Daniel Komen 7:58,61 Minuten gelaufen und hatte damals als erster Läufer zwei „Traum-Meilen“ (unter 4:00 Minuten) hintereinander absolviert. Nun war Jakob Ingebrigtsen noch ein Stück schneller: Der Norweger gewann das Rennen in 7:54,10 und hatte damit die Weltbestzeit um rund viereinhalb Sekunden unterboten (über diese Strecke führt der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics keine Weltrekorde).

Auf dem Weg zu dieser Weltbestzeit brach Jakob Ingebrigtsen zudem den europäischen 3.000-m-Rekord. Seine offiziell gestoppte Durchgangszeit in Paris war 7:24,00 Minuten. Damit war er deutlich schneller als der bisherige Europarekordler Mohammed Mourhit (Belgien), der im Jahr 2000 eine Zeit von 7:26,62 erreicht hatte. Jakob Ingebrigtsen wurde mit der 3.000-m-Zwischenzeit zum drittschnellsten Läufer aller Zeiten über diese Distanz.

Eine sehr starke Leistung zeigte in Paris auch die Britin Keely Hodgkinson. Die Olympia- und WM-Zweite gewann in ihrem ersten 800-m-Rennen der Saison auf Anhieb in hochklassigen 1:55,77 Minuten und brach damit ihren eigenen britischen Rekord.