© Norbert Wilhelmi

Osaka-Frauenmarathon
Letzte Olympiachance für Katharina Steinruck

| von Jörg Wenig

Katharina Steinruck will am Sonntag in Osaka die letzte Chance auf einen Marathonstartplatz bei Olympia wahren. Dazu muss sie die Familienbestzeit ihr Mutter Katrin Dörre-Heinig verbessern.

Die erfahrenste unter den derzeitigen deutschen Top-Marathonläuferinnen hat das letzte Wort: Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) startet am kommenden Sonntag in Osaka und will sich auf den letzten Drücker noch für den olympischen Marathon in Paris im Sommer qualifizieren. Hierfür müsste sie die im Rennen um die Olympia-Startplätze derzeit auf Rang drei liegende Laura Hottenrott verdrängen. Die Läuferin des PSV Grün-Weiß Kassel war im Dezember in Valencia 2:24:32 Stunden gelaufen.

Haftom Welday (TH Eilbeck) wird dagegen nicht wie zunächst angekündigt am Sonntag den Marrakech-Marathon laufen. Stattdessen plant der Hamburger, der sich in Valencia im vergangenen Dezember auf 2:08:24 steigerte, nun mit dem Sevilla-Marathon am 18. Februar. Damit ist klar, dass sich Haftom Welday nicht mehr für den Olympia-Marathon qualifizieren kann. Hier wäre zumindest eine Zeit von unter 2:07:05 nötig gewesen, um Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) noch zu verdrängen.

Für die 34-jährige Katharina Steinruck birgt dieser Osaka-Marathon allerdings auch eine Portion Ungewissheit. Denn seit dem EM-Marathon in München 2022 ist sie kein Rennen über die klassische Distanz mehr gelaufen. Während des EM-Marathons hatte sie sich zunächst eine Fußverletzung zugezogen, kurz vor Weihnachten folgte dann eine Corona-Infektion und nach rätselhaft schwachen Leistungen stellte sich erst im Sommer heraus, dass sie unter Long-Covid litt. Seit November kann Katharina Steinruck wieder normal trainieren. „Das Training lief seitdem gut, aber ich habe keine Ahnung was möglich ist. Der größte Erfolg ist es, überhaupt an der Startlinie zu stehen“, sagt Katharina Steinruck. „Ich habe die Chance und werde ein entsprechendes Tempo laufen. Ob es am Ende reicht, weiß ich nicht. Es wäre natürlich ein Traum, in Paris dabei zu sein.“

Während bei dem reinen Frauen-Eliterennen in Japan die favorisierten Workenesh Edesa (Äthiopien/Bestzeit: 2:18:51), Stella Chesang (Kenia/2:20:23), Sisay Gola (Äthiopien/2:20:50) und Mizuki Matsuda (Japan/2:20:52) voraussichtlich ein 2:20-Stunden-Tempo einschlagen werden, will sich Katharina Steinruck der zweiten Gruppe anschließen. Hier ist zurzeit ein Tempo geplant, das auf eine Endzeit von rund 2:24:00 hinauslaufen würde. Um zum zweiten Mal nach 2021 bei Olympia starten zu können, müsste Katharina Steinruck nicht nur ihre persönliche Bestzeit von 2:25:59 klar unterbieten sondern auch den Familienrekord ihrer Mutter und Trainerin brechen. Katrin Dörre-Heinig, die 1988 die olympische Marathon-Bronzemedaille gewonnen hatte, lief 1999 in Hamburg 2:24:35.

Aufgrund der Carbon-Laufschuhe lassen sich diese Zeiten aber nicht miteinander vergleichen. In jedem Fall gäbe es für eine solche Familien-Bestzeit kaum einen besseren Ort als Osaka. Denn diesen Marathon hat Katrin Dörre-Heinig in den 90er Jahren gleich dreimal gewonnen (1991, 1996 und 1997). Und auch Katharina Steinruck kennt das Rennen bereits. Vor vier Jahren lief sie dort mit 2:28:48 ihre heute viertbeste Zeit. Das Wetter könnte am Sonntag in Osaka recht gut sein, allerdings ist es mit derzeit vorhergesagten knapp zehn Grad Celsius ziemlich kühl.