Adidas Terrex Infinite Ultratrails
Stundenlang durch die Berge im Gasteiner Tal laufen, etwas für den Bergwald tun und dann die Sause im Pool

| von Christian Ermert (Text) und Iancorless, Jens Klatt, Manuel Marktl, Ronny Katsch und Planet Talk (Fotos)

Trailrunning im schönen Gasteiner Tal in Österreich, bei dem am Ende alle im Pool feiern und mit dem der Bergwald geschützt wird. Das sind die Adidas Terrex Infinite Ultratrails. Wir waren dabei.

Hu. Hu. Hu. So donnert es durch die Thermenlandschaft in Bad Hofgastein. Klingt wie die Anfeuerung fürs isländische Fußballteam anno 2016 bei der EM. Aber hier feiern hunderte Trailrunner ihren Tag in den Bergen des Salzburger Landes. Zur Siegerehrung ist eine Bühne an der Stirnseite des Schwimmbeckens mit über 30 Grad warmen Wasser aufgebaut. Die Schnellsten lassen sich dort feiern. Von den anderen, die mit einem kühlen Getränk im Pool stehen oder sich treiben lassen. Was für eine Party.

Adidas Terrex Infinite Ultratrails heißt das Event, das Anfang September 1200 Läuferinnen und Läufer nach Bad Hofgastein lockte. In den sonst so beschaulichen Kurort, in dem die Hotels über unterirdische Gänge mit dem Thermalbad im Zentrum des Ortes verbunden sind. Damit die Kurgäste bei jedem Wetter im Warmen direkt vom Hotelzimmer zum warmen Wasser gelangen.

Von den Trails in den Pool und dann die Schnellsten feiern

Von warmem Wasser träumte früher an diesem Samstag allerdings keiner der Trailrunner, die auf insgesamt sieben verschiedenen Runden in den Bergen des Gasteiner Tals unweit von Salzburg unterwegs sind. Die Sonne knallte den ganzen Tag von einem strahlend blauen Himmel. Im Tal stiegen die Temperaturen Richtung 30 Grad. In den höchsten Lagen war es auch noch 20 Grad warm. Ideale Bedingungen fürs Laufen in den Bergen, aber auch schweißtreibend. Wie gut, dass es in Bad Hofgastein vom Ziel schnurstracks in den Außenbereich des riesigen Schwimmbads geht, das an diesem Tag ausschließlich den Trailrunnern zur Verfügung steht.

Und so gehen hier Trailträume in Erfüllung: Fünf, sechs, sieben Stunden oder noch länger durch die wunderschöne Berglandschaft des Gasteiner Tals laufen. Sich auf den letzten Metern im Ort feiern lassen, Medaille um den Hals, ab unter die Dusche und dann auf dem Rücken im kühlen Wasser des Naturschwimmbeckens treiben lassen und den Blick nach oben richten − zu den Gipfel, Bergwäldern und Wiesen, wo man wenige Stunden zuvor noch unterwegs war.

Wo Communities das Trailrunning zelebrieren

Das gibt es so nur bei den Adidas Terrex Infinite Trails, die sich seit dem ersten Rennen 2018 zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt haben: 2023 waren fast ein Drittel mehr Trailrunner am Start als 2022. Das Event war zum ersten Mal ausverkauft, die Teilnehmenden kamen aus 49 Nationen. Besonders freut die Veranstalter, dass 40 Prozent des Starterfelds Frauen waren, bei der kürzesten Distanz, dem 15K Run, lag der Anteil sogar bei beeindruckenden 55 Prozent. Laut einer Studie des Trailrunning-Weltverbandes (ITRA) liegt der durchschnittliche Frauenanteil bei Trailrennen bei circa 25 Prozent.

Was die adidas Adidas Terrex Infinite Trails so besonders macht, sind die vielen Laufgruppen, die gemeinsam trainieren und zusammen im Gasteiner Trail starten. So wird die Faszination des Trailrunnings auch in Gegenden fernab der Berge getragen. Bis zu 80 Personen zählen die Laufgruppen, die gemeinsam nach Bad Hofgastein reisen. Diese Communities ziehen immer neue Läuferinnen und Läufer an, die ihre ersten Schritte im Trailrunning wagen. Das spiegelt sich auch im Alter der Teilnehmenden wider: 56 Prozent sind jünger als 35 Jahre, 31 Prozent jünger als 30 Jahre.

Das hat auch viel damit zu tun, dass bei den Adidas Terrex Infinite Trails ein innovatives Format im Mittelpunkt steht: Das Team Race, bei dem drei Läuferinnen oder Läufer gemeinsam starten, dann ihre eigene, unterschiedlich lange Runde in den Bergen laufen, bevor die Zeiten für die Teamwertung addiert werden. 2023 waren die Runden 21 (mit 1900 Höhenmetern bergauf), 35 (mit 2700 hm) und 44 Kilometer (mit 3000 hm) lang. Am Ende hatten sich die Teams 100 Kilometer und 7600 Höhenmeter geteilt.

Ekaterina Mityaev gewinnt über 60 Kilometer, bei den Männern ist ihr Mann Dmitry vorn

Aber egal, ob man als Trailrookie 15 Kilometer lief, als Solostarter die 30, 45 oder 60 Kilometer in Angriff nahm oder als Dreierteam startete – für alle ging es aus dem 850 Meter hoch gelegenen Bad Hofgastein auf weit über 2000 Meter hinauf. Am schnellsten gelang das auf den 60 Kilometer einem Ehepaar aus Andorra: Bei den Männern gewann Dmitry Mityaev, der für die schwere Strecke mit über 5000 Höhenmetern im Aufstieg nur 7:20:36 Stunden brauchte. Bei den Frauen setzte sich seine Frau Ekaterina durch. Sie bewältigte die 60 Kilometer in 9:02:52 Stunden.

Mit Johannes Löw (2. über 15 km), Christian Winker (3. über 15 km), Jan Kundörfer (3. über 30 km), Manuela Dietzinger (2. über 30 km), Nina Hennig (3. über 30 km), Korbinian Huber (2. über 45 km), Hanna Hampel (3. über 45 km), Melina Vollmer (2. über 60 km) und Juli Brüning (3. über 60 km) liefen gleich neun Deutsche über die Einzelstrecken aufs Podium. Und mit Alexander Dautel war ein Nationalmannschaftsathlet der Schnellste auf der längsten der drei Teamstrecken: Er gewann für die Adidas Runners Allstars das 44 Kilometer lange Rennen mit 3000 Höhenmetern in 4:27:52 Stunden. Die Belohnung für die schnellsten ist ein nachhaltiger, handgefertigter Pokal aus lokalem Zirbenholz und der Ausblick vom Podium bei der wohl außergewöhnlichsten Siegerehrung der Trailrunningszene.

Dass der Pokal aus Zirbenholz besteht, ist kein Zufall. Die Macher der Infinite Trails setzen sich besonders für den Erhalt der Bergwälder vor Ort ein. Für die hat die Zirbenkiefer eine ganz besondere Bedeutung. Der Baum wird oft als „Königin der Alpen“ bezeichnet – und trägt diesen Namen zurecht. Die Zirbe wächst nahe der Baumgrenze auf fast 2000 Metern noch. Sie ist frosthart, wird bis zu 20 Meter hoch und bis zu 1000 Jahre alt. Dass sie oft an Stellen zu finden ist, wo sonst gar keine Bäume mehr wachsen, hat mit einem Vogel zu tun, der die Zirbe bei der Fortpflanzung unterstützt. Der Tannenhäher pickt im Herbst die Samen aus den Tannenzapfen und versteckt sie als Vorrat für die harten Wintermonaten an Stellen, wo sie nicht unter hohem Schnee verschwinden. Dann findet er nicht alle wieder und so wachsen dann dort die Zirben.

Zirben pflanzen, damit der Bergwald stark bleibt und das Tal schützt

Zusammenhänge wie diese sichtbar zu machen, ist den Organisatoren der Infinite Trails ein großes Anliegen. „Wir wollen unseren Teilnehmenden auch nahebringen, wie man sich im Wald verhält“, sagt Sonja Güldner-Hamel von der Agentur Planet Talk, die das Event organisiert. Deshalb werden die Infinite Trails auch so gestartet, dass niemand vor Sonnenaufgang im Wald läuft und alle vor Sonnenuntergang wieder im Ziel sind. „Der September ist die Brunftzeit der Hirsche. Wir wollen die Tiere in dieser für sie anstrengenden Phase nicht noch zusätzlich stressen“, sagt sie.

Das wichtigste Anliegen ist allerdings, den Bergwandel in Zeiten des Klimawandels zu schützen und zu erhalten. Noch ist die Umwelt in den höheren Lagen des Gasteiner Tals so intakt, dass man das Wasser aus manchen Bergbächen unterwegs einfach trinken kann. Aber auch das Gasteiner Tal hat in den vergangenen Jahren stark unter Umwelteinflüssen gelitten. Wer zu den Infinite Trails nach Bad Hofgastein kam, konnte das nicht übersehen. Im Kurpark musste jede Menge getrockneter Schlamm abgetragen werden, damit die Auftaktrunde gelaufen werden konnte. Aufgrund von Unwettern ein paar Tage zuvor war die Gasteiner Ache so stark angeschwollen, dass der Kurpark überflutet wurde. Überall im Ort standen Schilder mit dem Hinweis, dass entstandene Schäden an den Gebäuden demnächst von den Behörden inspiziert werden.

Der Wald schützt eben auch die Infrastruktur im Tal vor noch schlimmeren Schäden, die durch Lawinen und Erdrutsche verursacht werden könnten. „Dieser Schutz ist dabei noch fast kostenlos, was klar macht, dass der Wald vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt werden muss“, sagt der zuständige Förster Georg Röck. „Wir bemerken erhöhte Trockenheit und auch Schädlinge wie Borkenkäfer setzen dem Wald vermehrt zu.“

Bei den Infinite Trails hilft die Community dabei. Alle Teilnehmenden können Bäume spenden, die Veranstalter lassen die dann in Kooperation mit den für den Wald Zuständigen vor Ort. 2022 wurden 800 Bäume gepflanzt, 2023 wurde das fortgesetzt. Viele Zirben wurden am Graukogel gepflanzt. Mit Schutz vor Fraß durch Wild. Und genau da, wo auch viele der Trailrunner auf den Einzelstrecken von 15 bis 60 Kilometer vorbeikommen und sich Jahr für Jahr anschauen können, wie die Trailzirben wachsen, bevor sie sich auf den Weg zur Poolparty machen.

Übrigens: Die Anmeldung zu den Adidas Terrex Infinite Trails 2024 öffnet hier am 1. Oktober 2023.