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BMW Berlin-Marathon
Tigst Assefa pulverisiert den Weltrekord und widmet ihre Medaille Christoph Kopp

| von Jörg Wenig

Tigst Assefa sorgte mit ihrer Verbesserung des Weltrekordes von 2:14:04 auf 2:11:53 Stunden in Berlin für eine Sternstunde. Danach widmete sie ihren Erfolg dem verstorbenen Laufmanager Christoph Kopp.

Der Weg von Tigst Assefa zum Marathon-Weltrekord war ungewöhnlich. Angefangen als 800-m-Läuferin erreichte sie eine Bestzeit von 1:59,24 Minuten. Das war schnell, aber nicht gut genug, um international bei den großen Meisterschaften vorne mitmischen zu können. Bei den Olympischen Spielen 2016 schied sie im Vorlauf aus. Nach einer rund zweijährigen Pause wechselte Tigst Assefa Ende 2018 von der Bahn auf die Straße. Hier lief sie zunächst über 10 km und etwas später auch im Halbmarathon. Dann folgte während der Corona-Pandemie und aufgrund der Lockdowns eine weitere Pause.

2022 kam Tigst Assefa zurück zu den internationalen Straßenrennen und erreichte gute Bestzeiten über 10 km (30:52 Minuten) sowie im Halbmarathon (67:28). Im März 2022 war sie in Riad in Saudi-Arabien ihr Marathon-Debüt gelaufen und hatte Platz sieben in 2:34:01 Stunden belegt. „Die 2:34 Stunden von Riad spiegelten aber nicht mein eigentliches Niveau wider. Ich hatte vor dem Rennen eine Verletzung, die mich behinderte, wollte aber meinen Start nicht absagen. Es ging mir auch darum, Erfahrungen im Marathon zu sammeln. Dieses Rennen damals war eine Lektion für mich. Ich merkte, dass ich deutlich mehr trainieren muss“, erzählte Tigst Assefa, die in Addis Abeba zur Trainingsgruppe von Gemedu Dedefo gehört. Der Marathon-Weltmeister von 2021, Tamirat Tola, der Berlin-Sieger von 2021, Guye Adola, oder auch Amane Beriso, deren äthiopischen Rekord sie am Sonntag brach, gehören zu der Trainingsgruppe. „Ich habe mich ein halbes Jahr lang auf den Marathon in Berlin vorbereitet.“

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In Berlin war Tigst Assefa vor einem Jahr der Durchbruch gelungen, nun stürmte die 29-Jährige zum Weltrekord. „Ich hoffe, dass meine Leistung auch eine Motivation für junge Athletinnen in Äthiopien ist, und dass dieser Weltrekord ein Jahr vor den Olympischen Spielen unserem Land einen Schub gibt für Paris. Ich gehe jetzt davon aus, dass ich nominiert werde für die Spiele“, sagte Tigst Assefa.

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Tigst Assefa über den verstorbenen Christoph Kopp: „Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht hier.“

Am Ende der Pressekonferenz in Berlin sorgte Tigst Assefa noch für ein zweites Novum in der Geschichte des Rennens. Noch nie hatte eine äthiopische Athletin darum gebeten, am Ende der Konferenz noch ein Statement abgeben zu dürften. Mit bewegenden Worten erklärte Tigst Assefa über einen Dolmetscher: „Ich widme meine Medaille Christoph Kopp.“ Der bekannteste und einflussreichste deutsche Athleten-Manager, der bis 1997 für den Berlin-Marathon als Elite-Koordinator tätig war und das Rennen in die Weltklasse führte, war Ende April im Alter von 75 Jahren verstorben.

„Ohne Christoph wäre ich vielleicht nicht hier. Er hat mich gefördert und motiviert, obwohl ich gar nicht eine seiner Athletinnen war sondern zu einem anderen Management gehöre. Er war auch gegenüber anderen Athleten immer sehr motivierend, hat nach Talenten geschaut und sie unterstützt. Er sagte mir, ich solle es im Marathon versuchen. Christoph ist einer der Väter meines Erfolges!“ 2019„Ohne Christoph wäre ich vielleicht nicht hier. Er hat mich gefördert und motiviert, obwohl ich gar nicht eine seiner Athletinnen war sondern zu einem anderen Management gehöre. Er war auch gegenüber anderen Athleten immer sehr motivierend, hat nach Talenten geschaut und sie unterstützt. Er sagte mir, ich solle es im Marathon versuchen. Christoph ist einer der Väter meines Erfolges!“ war Tigst Assefa bei den 10-km-Läufen in Würzburg (6. Platz), Paderborn (4.) und Oelde (1.) an den Start gegangen - alles Rennen, bei denen Christoph Kopp das Elitefeld organisierte. Tigst Assefa lief nicht nur einen famosen Weltrekord sondern zeigte mit diesem Statement auch eine großartige Persönlichkeit.