© Norbert Wilhelmi

Frankfurt-Marathon
Wie Jo Schindler das Rennen nach seinem fast tödlichen Herzinfarkt aus der Krise führte

| von Jörg Wenig

Während Corona erlitten zwei Marathon-Chefs lebensbedrohliche Erkrankungen. Doch Dubais Renndirektor Peter Connerton lotste sein Event genauso aus der Krise wie Jo Schindler den Frankfurt-Marathon.

Die Marathonrennen von Dubai und Frankfurt haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam, auch wenn sie parallel nach der Jahrtausendwende den Weg in die internationalen Top-Rennen geschafft haben. In der Zeit vor der Corona-Krise produzierten die Elite-Felder der beiden Veranstaltungen immer wieder hochklassige Resultate. Doch die Pandemie traf die beiden Rennen hart und es gab dabei eine Reihe von zufälligen, parallelen Entwicklungen, die auf tragische Weise auch die zwei Race-Direktoren Jo Schindler und Peter Connerton betrafen.

Beide Marathonrennen fielen zweimal aus, beide Veranstaltungen verloren einen bestehenden beziehungsweise einen vermeintlich sicheren, neuen Hauptsponsor und beide Race-Direktoren erkrankten schwer. Doch beide Läufe schafften schließlich unter schwierigen Voraussetzungen ein Comeback im Oktober 2022 (Frankfurt) beziehungsweise im vergangenen Februar (Dubai).

Jo Schindler überlebte, weil Mitarbeiterinnen früher im Büro waren

Als sich der Corona-Virus gerade international auszubreiten begann, erlitt Jo Schindler früh morgens in seinem Frankfurter Büro einen schweren Herzinfarkt. Ein Zufall rettete ihm im Januar 2020 das Leben. Denn seine langjährige Mitarbeiterin Julia Leske kam an diesem Tag früher als üblich ins Büro, ebenso die damalige Angestellte Veronika Franz. Ohne die Hilfe dieser beiden hätte Jo Schindler keine Chance gehabt. Drei Tage lang lag er danach im Koma. Es dauerte lange, bis er während der diversen Lockdowns wieder nach und nach arbeiten konnte.

© Giancarlo Colombo

Ein Jahr nach Jo Schindler erkrankt Dubai-Direktor Peter Connerton lebensbedrohlich

Kein Jahr später erlitt Peter Connerton einen Zusammenbruch. Es war klar, dass der Marathon in dem Wüsten-Emirat im Januar 2021 nicht würde stattfinden können. Der aus Irland stammende Race-Direktor des Dubai-Marathons weilte daher im Winter 2020/2021 in Mailand, wo seine Tochter studierte. Bereits eine Weile krank, legte er sich mit hohem Fieber ins Bett - und wachte nicht mehr auf. Seine Tochter rettete ihm das Leben. Auf der Intensivstation eines Krankenhauses kam Peter Connerton wieder zu sich. Er litt unter einer doppelten Lungenentzündung, möglicherweise in Verbindung mit Corona.

Im Laufe des Jahres 2020 zeichnete sich trotz des Corona-Lockdowns im Frühjahr ab, dass das Rennen in Frankfurt einen neuen Hauptsponsor haben könnte. Mit einem japanischen Automobilkonzern waren sich die Veranstalter so gut wie einig. Doch als klar war, dass der Marathon 2020 nicht stattfinden würde, kam es zu keiner Unterschrift des bereits ausgearbeiteten Vertrages und im Laufe der andauernden Corona-Krise verlor sich das Interesse der Japaner. Während sich für die Frankfurter die Erwartung eines schon sicher geglaubten neuen Hauptsponsors nicht erfüllte, verloren die Veranstalter in Dubai Ende 2022 unerwartet ihren jahrelangen Titelsponsor.

© Mainova Frankfurt-Marathon/Petko Beier

Frankfurt blickt genauso optimistisch in die Marathon-Zukunft wie Dubai

Nach Pandemie-bedingten Absagen in den Jahren 2020 und 2021 (Frankfurt) beziehungsweise 2021 sowie 2022 (Dubai) und trotz der weiteren Widrigkeiten gelang beiden Marathonrennen das Comeback. „Wir haben nie Zweifel gehabt und waren uns sicher, dass wir es schaffen“, sagt Jo Schindler, der vier Komponenten hervorhebt, die entscheidenden Anteil daran hatten, dass der Mainova Frankfurt-Marathon im Oktober 2022 zurückkommen konnte: Eine größere Gruppe von Läufern, die für das abgesagte Rennen 2020 bereits gemeldet hatten, schenkten den Organisatoren das Startgeld. Viele andere der gemeldeten Athleten akzeptierten eine Gutschein-Regelung, so dass sie ihr Rennen in einem späteren Jahr nachholen. Außerdem unterstützten die Sponsoren den Marathon während der Krise, ohne dass der Lauf stattfand. Gleiches gilt zudem auch für die Stadt Frankfurt und das Land Hessen. „Ein mittlerer sechsstelliger Betrag war nötig, um das Rennen zu retten“, sagt Jo Schindler, der auch einen größeren Kredit aufnehmen musste.

Trotz eines deutlich schmaleren Budgets als in früheren Zeiten fand der Dubai-Marathon im Februar wieder statt - ohne Titelsponsor. „Wir haben großes Interesse verzeichnet, aber die Budgets der Unternehmen waren Ende des Jahres 2022 für das kommende Jahr natürlich schon verplant. Daher sind wir zuversichtlich, 2024 wieder einen Titelsponsor präsentieren zu können“, sagt Peter Connerton. Der Race-Direktor musste im Vorfeld des Comeback-Rennens noch eine weitere Hürde überwinden, die den meisten großen Marathonläufen wohl das Genick gebrochen hätte: „Zehn Tage vor dem Start wollten wir gerade die neue Strecke in Dubai offiziell vermessen lassen, da wurde uns von der Verwaltung mitgeteilt, dass diese nicht mehr zur Verfügung steht“, erzählt Peter Connerton. Auf dem Areal der Weltausstellung außerhalb von Dubai wurde dann in Windeseile eine Ersatz-Strecke gefunden, die aber weniger attraktiv war als der frühere Kurs. „Das war eine enorme Herausforderung. So etwas darf es nicht noch einmal geben“, sagt Peter Connerton. „Wir danken den Läufern für ihr Verständnis.“

Beide Race-Direktoren blicken inzwischen wieder sehr optimistisch in die Zukunft. Nachdem 2022 das Frankfurter Teilnehmerfeld kleiner war als in den Jahren vor der Pandemie und auch die Elite-Felder nicht so stark besetzt waren wie zuvor, zeichnet sich für das 40. Jubiläumsrennen am 29. Oktober ein hoffnungsvoller Aufwärtstrend ab: „Die Meldezahlen sind besser als zuletzt, und wir werden ein starkes und interessantes Elite-Feld am Start haben“, sagt Jo Schindler.

Gut zwei Monate später wird am 7. Januar der Dubai-Marathon gestartet. „Wir freuen uns auf ein Rennen, bei dem starke Eliteathleten und Freizeitläufer wieder im Herzen der Stadt rennen werden“, erklärt Peter Connerton, dessen Marathon ebenso wie das Rennen in Frankfurt aufgrund der flachen Strecke im Hinblick auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 für die Topathleten besonders interessant ist.