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Richard Ringer: Der Europameister will wieder glänzen, wenn's wirklich zählt

| Text: Anja Herrlitz | Foto: Imago Images/Beautiful Sports

Richard Ringer gehört vielleicht nicht zu den schnellsten Marathonläufern der Welt, aber zu denen, die über sich hinauswachsen, wenn es zählt. Das will der Europameister auch bei Olympia zeigen.

Bestzeit: 2:07:05 h (2023) | Verein: LC Rehlingen | Geburtstag: 27.2.1989

Dass der Marathonkurs bei den Olympischen Spielen in Paris einige Höhenmeter aufweisen und nicht so einfach zu laufen sein wird, darüber freut sich Richard Ringer in gewisser Weise. „Ich will in Paris unter die Top 12 laufen“, sagt der Europameister. „Wenn alles klappt, auch unter die Top 8.“

Und er glaubt, dass das für Läufer, die nicht zur absoluten Weltspitze gehören, eher möglich ist, wenn der Kurs nicht flach ist, sondern einige Herausforderungen bereithält. Durch die Steigungen und Bergab-Passagen wird es immer wieder Tempowechsel geben, und das liegt Richard Ringer.

Absoluter Wettkampftyp

Zur absoluten Weltspitze gehört er nicht unbedingt. Im vergangenen Jahr rangierte er mit seiner Bestleistung von 2:07:05 Stunden in der „bereinigten“ Weltbestenliste, in der wie bei Olympia nur drei Läufer pro Nation gewertet werden, auf Platz 36. Aber Richard Ringer ist ein Wettkampftyp.

Wenn es zählt, ist er da. Das hat man unter anderem 2022 gesehen. Da lag er am Ende des Jahres in der europäischen Bestenliste auf Platz 22 mit 2:10:21 Stunden, die er in München gelaufen war. Mit diesen 2:10:21 Stunden war er allerdings Europameister im Marathonlauf geworden. Als erster Deutscher. Mit einem Schlussspurt, der einmalig war.

Dritter Olympiastart für Richard Ringer

Für Richard Ringer sind es die dritten Olympischen Spiele, an denen er teilnimmt. 2016 in Rio de Janeiro schaffte er über 5000 Meter nicht den Finaleinzug, nachdem er kurz zuvor über diese Distanz Bronze bei der EM gewonnen hatte. 2021 bei den Spielen in Tokio, bzw. Sapporo, wo die Marathons ausgetragen wurden, war er 25. im Marathonlauf. Es war damals erst sein dritter Marathonstart. Seitdem hat sich viel getan. Nicht nur hat er einige Marathonläufe mehr in den Beinen und damit auch mehr Erfahrung. Er hat seine Bestleistung auch bis auf 2:07:05 Stunden verbessert.

Gelaufen ist er die im vergangenen Dezember in Valencia. Er selbst glaubt aber, dass da noch mehr drin ist, weil er in Valencia noch nicht voll ans Limit gegangen ist. Zum Zeitpunkt des Rennens war Ringer der zweitbeste deutsche Marathonläufer im Nominierungszeitraum für Olympia. „Ich habe mich in Valencia voll auf den Zweikampf mit Haftom Welday konzentriert“, erzählt der 34-Jährige. Ringer ging davon aus, dass, sollte er Welday hinter sich lassen, keine zwei weiteren Deutschen seine Zeit unterbieten und ihn somit aus dem Olympia-Team stürzen würden.

Alles wird Olympia untergeordnet

Seine Rechnung ging auf. Auch wenn es noch verdammt eng wurde. Samuel Fitwi war in 2:06:27 Stunden noch schneller, Hendrik Pfeiffer in 2:07:14 Stunden nur minimal langsamer. All das ist nun Geschichte. Nach einer kleinen Pause nach dem Valencia-Marathon befindet sich Richard Ringer voll in der Vorbereitung auf den Olympia-Marathon, dem er alles andere unterordnet.

So wird er zwar noch ein paar Wettkämpfe vor Paris laufen. In Leverkusen stellte er in 28:33 Minuten eine neue 10-Kilometer-Bestzeit auf, in Paris lief er die gleiche Strecke in 28:59 Minuten. Aber: „Abgerechnet wird in Paris bei Olympia“, weiß er. Und dass Richard Ringer im entscheidenden Moment über sich hinauswachsen kann, das sollte mittlerweile jeder wissen.