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Haile Gebrselassie im Interview
„Mein erstes Olympia-Gold war etwas Besonderes“

| Interview: Anja Herrlitz | Fotos: Adidas, Imago Images

Haile Gebrselassie ist einer der besten Läufer aller Zeiten, gewann zweimal Gold bei Olympia. Im Interview spricht er über sein bestes Rennen und wieso er sich eine Zeitreise-Maschine wünscht.

Haile, wir treffen uns hier in Paris, wo Adidas die Ausstattung vieler nationaler Team für die Olympischen Spiele vorstellt. Wie fühlt es sich an, dort zu sein, wo im Sommer die Olympischen Spiele stattfinden und auch die äthiopische Teamkleidung zu tragen?
Das ist immer etwas ganz Besonderes. Die Kleidung ist super und fühlt sich so angenehm an.

Kommt da der Wunsch auf, wieder bei Wettkämpfen zu starten?
Oh (lacht). Das ist das Einzige, was ich heute nicht mehr tun kann. Aber ich wünschte, ich könnte mit einer Maschine in der Zeit zurückreisen und wieder 15 und nicht 50 sein.

Das beste Rennen der Karriere

Du hast zwischen 1996 und 2008 an vier Olympischen Spiele teilgenommen. 1996 und 2000 hast du Gold über 10.000 Meter gewonnen. Sind das die Medaillen in deiner Karriere, auf die du besonders stolz bist?
Für mich ist vor allem die Goldmedaille von Sydney 2000 etwas ganz Besonderes. Aber die von Atlanta 1996 natürlich auch. Es ist der Traum eines jeden Sportlers und einer jeden Sportlerin, bei Olympischen Spielen zu gewinnen. Aber wenn du mich nach dem besten Rennen meiner Karriere fragst, waren das sicherlich die 10.000 Meter von Sydney.

Ist es schwerer, zum ersten Mal olympisches Gold zu gewinnen, oder das zu wiederholen?
Ich glaube das erste Mal ist schwieriger, denn jeder hat diesen Traum von olympischem Gold. Die erste Goldmedaille bei Olympia war für mich auf jeden Fall sehr hart zu erreichen.

Was macht eigentlich das Besondere von Olympischen Spielen aus?
Manche sagen, sie sind so besonders, weil sie nur alle vier Jahre stattfinden. Das stimmt. Aber nicht nur. Es geht auch um die Geschichte der Olympischen Spiele, die so weit zurückreicht. Es geht darum, dass die ganze Welt zusammenkommt – und das nicht nur in einer Sportart, sondern in ganz vielen. Deswegen ist es auch etwas anderes als zum Beispiel Weltmeisterschaften.

Ein Rennen auf Zeit ist etwas anderes als ein Meisterschaftsrennen

Wenn wir auf die Olympischen Spiele in diesem Sommer schauen – siehst du in den Marathonrennen irgendwelche Favoriten?
Ich glaube Eliud Kipchoge wird im Mittelpunkt stehen. Wenn er in Paris gewinnt, ist er der erste Marathonläufer der Geschichte, der dreimal hintereinander bei Olympia gewinnt. Ich hoffe er schafft es. Aber natürlich gibt es da auch viele andere Athleten, die schnell laufen können, auch aus meiner Heimat Äthiopien. Und traditionell auch aus Kenia, Uganda. Es ist ein offenes Rennen.

Und im Rennen der Frauen?
Tigst Assefa, die letztes Jahr in Berlin einen Fabel-Weltrekord gelaufen ist, ist eine sehr schnelle Läuferin. Aber es ist immer ein Unterschied, ob man in einem Rennen eine schnelle Zeit laufen will, oder ob man ein Meisterschaftsrennen läuft. Wir werden sehen, wie sie das meistert.

Haile Gebrselassie bei seinem zweiten Olympiasieg 2000 in Sydney.

Zur Person: Haile Gebrselassie

Haile Gebrselassie ist einer der erfolgreichsten Läufer aller Zeiten. Geboren am 18. April 1973 in Adis Abeba (Äthiopien) als achtes von zehn Geschwistern lief er jeden Tag mit Büchern unter dem Arm zehn Kilometer zur Schule und zehn Kilometer zurück. In seiner Karriere als Läufer gewann er unter anderem zwei Olympische Goldmedaillen über 10.000 Meter (1996 & 2000 - siehe Bilder oben), sieben Medaillen bei Freiluft-Weltmeisterschaften, davon vier goldene über 10.000 Meter, sowie vier Goldmedaillen bei Hallen-Weltmeisterschaften über 1500 und 3000 Meter. Haile Gebrselassie lief zahlreiche Weltrekorde. Unter anderem verbesserte er in Berlin zweimal den Weltrekord auf 2:04:26 (2007) und 2:03:59 Stunden (2008). Dreimal verbesserte er die Weltbestmarke im 10.000-Meter-Lauf. Seine Bestzeiten über diese Strecken liegen bei 26:22,75 Minuten und 2:03:59 Stunden.