Abeba Aregawi unter Doping-Verdacht - Neun Dopingfälle in Äthiopien
Der Leichtathletik droht ein weiterer Dopingskandal. In Schweden wurde die 1500-Meter-Weltmeisterin von 2013, Abeba Aregawi (Foto), positiv auf eine verbotene Substanz getestet. Im Läufer-Land Äthiopien gibt's gleich neun Doping-Verdachtsfälle.
Die schwedische Mittelstreckenläuferin Abeba Aregawi ist wegen eines positiven Dopingtests vorläufig gesperrt worden. Die Freiluftweltmeisterin von 2013 und Hallenweltmeisterin von 2014 über 1500 Meter wurde im Januar positiv getestet, das Ergebnis der B-Probe steht noch aus. Das teilte der schwedische Leichtathletikverband am Montagabend mit. Weitere Details und um welche Substanz es sich handeln soll, wurde zunächst nicht bekannt.
Die 25 Jahre alte Aregawi habe die Öffnung der B-Probe beantragt, aber die vorläufige Suspendierung akzeptiert, sagte Stefan Olsson, Generalsekretär des schwedischen Verbandes, der Online-Ausgabe des „Aftonbladet“. Die Zeitung berichtete, die Tests seien im Januar in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba durchgeführt worden. Die gebürtige Äthiopierin Aregawi läuft seit dem 9. Dezember 2012 für Schweden.
„Dreckigstes 1500-m-Rennen der Geschichte“
Im August 2012 hatte die 25-Jährige noch für Äthiopien Rang vier bei den Olympischen Spielen belegt und war zuvor in Rom mit 3:56,54 Minuten ihre Bestzeit gelaufen. 2012 bei Olympia in London war auch die Regensburgerin Corinna Harrer am Start, war aber damals knapp am Finaleinzug gescheitert. Mittlerweile wurden eine Handvoll 1500-Meter-Läuferinnen aus London wegen Dopings aus dem Verkehr gezogen. Für Corinna Harrer, die um den Finaleinzug gebracht wurde, ein schwacher Trost: „Wieder einen Platz weiter nach vorne bei den Olympischen Spielen für mich. Das dreckigste 1500-m-Rennen in der Geschichte“, schrieb sie auf Facebook.
In der letzten Zeit hatte Abeba Aregawi noch auf andere Weise für negative Schlagzeilen in ihrem vermeintlichen Heimatland Schweden gesorgt. Wie die Zeitung „Expressen“ berichtete, hatte Aregawi im Juni 2012 gegenüber den schwedischen Einwanderungsbehörden erklärt, dass sie in dem Land lebe. Aregawi war auch zeitweise mit einem Schweden verheiratet. Während einer kürzlichen Steuerprüfung soll sie jedoch geäußert haben, sie sei nicht steuerpflichtig, da sie nie in Schweden gelebt habe.
Parallel droht in Äthiopien ein weiterer Doping-Skandal: Gleich neun Sportler stehen einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge unter dem Verdacht, ihre Leistungen mit verbotenen Substanzen manipuliert zu haben. Darunter sollen fünf „Top-Athleten“ sein, wie der Generalsekretär der nationalen Anti-Doping-Agentur, Solomon Meaza, mitteilte. Deren Namen sowie weitere Details wollte er nicht preisgeben. Aus dem Hochland Äthiopien am Horn von Afrika kamen in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Weltklasse-Langstrecken- und Marathonläufer.
Vorladungen und Befragungen
Die „verdächtigen“ Testergebnisse der Spitzensportler würden jetzt von der Anti-Doping-Agentur des Landes untersucht. „Sie werden nun vorgeladen und befragt, ob sie irgendwelche verbotene Substanzen eingenommen haben“, sagte Meaza. Um die Verdachtsmomente zu erhärten und klare Vergehen nachzuweisen, seien weitere Tests nötig. Wenn die Untersuchungsergebnisse eintreffen, müsse man sich „echt Sorgen machen“, betonte Meaza.
Der Weltverband IAAF habe bereits die Kontaktdaten der anderen vier verdächtigen Leichtathleten angefordert und gehe den Fällen nach, informierte der Generalsekretär. Äthiopien wäre nach Russland und Kenia das nächste Land, das von einem offenbar sehr weitreichenden Dopingskandal in der olympischen Kernsportart erschüttert wird.