UTMB World Series
Angermund und McCann triumphieren beim OCC über 55 Kilometer
Der Norweger Stian Angermund und die Südafrikanerin Toni McCann siegen beim OCC in Chamonix über 55 Kilometer mit 3400 Höhenmetern. Daniel Oemus überzeugt auf Rang fünf.
Nach phantastischen Trail-Weltmeisterschaften im Juni in Innsbruck, versammelt sich die Elite des Trailrunnings diese Woche in Chamonix am Fuß des Mont Blanc. Dieser legendäre Berg hat dazu geführt, dass der Ultra-Trail du Mont Blanc (UTMB) selbst zur Legende wurde.
Auch wenn das Hauptrennen, die Umrundung des Mont Blanc-Massivs über 171 Kilometer, erst am Freitagabend startet, so stehen die kürzeren Distanzen über 55 Kilometer (OCC) und 100 Kilometer (CCC) dem eigentlichen UTMB kaum nach. Die Besten der Besten sind im Rahmen der UTMB World Series am Start.
Zum ersten Mal finden bei der 20. Auflage des UTMB diese sogenannten World Finals statt. Bei mittlerweile 35 weiteren Trail-Events weltweit konnte man sich für die drei Kategorien 50K, 100K und 100M (also 100 Meilen) qualifizieren. Mit dem OCC begannen die Finals in der 50K-Kategorie.
Stian Angermund rollt das Feld von hinter auf
Der Weltmeister von Innsbruck bestätigte in einem enorm starken Feld seine immer noch überragende Form. Stian Angermund aus Norwegen war so schnell wie keiner zuvor auf der 55 Kilometer langen Distanz mit rund 3400 Höhenmeter. Nach 4:42:40 Stunden war er vor Francesco Pupp aus Italien (4:44:58 h) und Antonio Martinez Perez (Spanien/4:45:19h) im Ziel. Die ersten zehn Männer beendeten das Rennen in weniger als 5 Stunden.
Der 37 Jahre alte Norweger war vorsichtig gestartet. Es war zunächst ein chinesisches Duo, das die Kontrolle übernahm. Yousheng Guan und Tao Luo führten das Rennen an, bevor Stian Angermund beim Anstieg zum Col de Balme von hinten auftauchte. Der Short-Trail-Weltmeister von 2023 gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. „Ich bin sehr froh und stolz auf diesen Sieg, weil die Jungs hinter mir heute alle wahnsinnig stark waren – sie haben mir alles abverlangt“, sagte Angermund im Ziel mit seinem Sohn auf dem Arm.
Hinter dem Norweger brannte der Kampf um die Podiumsplätze. Es war der Italiener Francesco Puppi, der sich als Zweiter durchsetzte, nur 20 Sekunden vor dem Spanier Antonio Martinez Perez. Letzterer kam nur 30 Sekunden vor Yousheng Guan ins Ziel.
Als bester Deutscher zeigte Benedikt Hoffmann von der TSG Heilbronn, der international wie Angermund für das Team Asics läuft, ein sehr gutes Rennen. Der WM-Zehnte war mit seinen 5:04:53 Stunden entsprechend zufrieden. „Das Niveau war wirklich sehr hoch, mein Rennen war gut, vielleicht nicht außergewöhnlich. Ich hätte schon einen ganz besonderen Tag erwischen müssen, um heute die Top 10 zu erreichen“, sagte der 38-Jährige. Marcel Hoeche vom TS Herzogenaurach kam als zweitbester Deutscher für das adidas Terrex Team auf Rang 28 (5:23:49 h).
Toni McCann gewinnt souverän: „Ein Traum wird wahr“
Im Rennen der Frauen setzte Toni McCann ihr außergewöhnliches Jahr fort. Nach ihren Siegen beim Transvulcania und dem Davos X-Trail gewann die Südafrikanerin den OCC in überragenden 5:18:21 Stunden. Vor einem Jahr hatte sie noch Rang fünf belegt.
Es ist der größte Erfolg der in Kapstadt lebenden 29-Jährigen, die für adidas Terrex unterwegs ist. Dies war einer seiner ersten großen Erfolge. Lange Zeit hatte die Chinesin Mia Yao das Rennen angeführt. Etwas nach der Hälfte des Rennens übernahm McCann die Führung und baute sie kontinuierlich aus. Lediglich US-Star Katie Schide (Team The North Face), die 2022 den UTMB über 171 Kilometer gewonnen hatte, konnte das Tempo von McCann annähernd mitgehen. Schides Aufholjagd wurde mit dem zweiten Platz belohnt – aber immerhin gut acht Minuten lag sie hinter der Südafrikanerin zurück. Mia Yao vom Team Salomon komplettierte das Podium. „Für mich ist heute ein Traum wahr geworden – ich kann das noch gar nicht fassen“, sagte McCann im Ziel.
Daniela Oemus schafft den Sprung unter die Top 5
Zwei weitere Salomon-Athletinnen folgten: Caitlin Fielder aus Neuseeland als Vierte und eine mal wieder grandios kämpfende Daniela Oemus auf Rang fünf. 5:38:22 Stunden benötigte Oemus, die für den SV Motor Königsee startet, für die 55 Kilometer. Ähnlich wie Mia Yao war Oemus in diesem Jahr vornehmlich bei der Golden Trail Serie am Start und hatte dort mit einem Sieg beim Zegama in Spanien auf sich aufmerksam gemacht. Lohn war die Nachnominierung zur Trail-WM in Innsbruck und ein Sechster WM-Rang dort.
War für eine überragende Saison der zweifachen Mutter, die ihre beiden Töchter Emily (1) und Alina (3) nach dem Rennen erstmal kräftig drückte, bevor es die Presse wartete. „Das war heute ein sehr gutes Rennen, ich habe mich in der zweiten Hälfte nach vorne gearbeitet“, sagte sie im Interview.
„Bergauf fehlt es noch ein bisschen an Kraft“, so Oemus, „bei meinem Sieg beim Zegama im Frühjahr lief es ja nicht nur bergab sehr gut, was viele bewundert haben. Ich war dort bergauf sehr stark. Da weiß ich noch nicht, warum das danach nicht mehr so geklappt hat.“
Ein Grund könnte der komplizierte Trainingsaufbau sein. „Zwischen den Rennen blieb im Sommer keine Zeit, um eine richtige Vorbereitung zu starten. Ich brauchte die Zeit viel mehr für die Regeneration.“
Die Medizinerin arbeitet derzeit an drei Tagen in der Woche. „An den Tagen ist mehr als eine Stunde Sport nicht drin. Die vier anderen Tage müssen es rausreißen“, erzählte Oemus gegenüber dem Trailmagazin. Ohne die Unterstützung durch ihren Mann könnte sie nicht auf dem Niveau laufen. „Aber wenn man für irgendwas brennt, dann schafft man das.“
Auf Rang 13 und 17 zeigten auch Kimi Schreiber (adidas Terrex) und Maria Purschke (Dynafit) starke Rennen im top besetzten OCC-Rennen.