New York-Marathon
Arne Gabius will seine Olympiachance nutzen
Arne Gabius hat am morgigen Sonntag die Chance, sich beim New York-Marathon für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren. Dazu muss er in die Top Ten laufen. Das hat seit fast 30 Jahren kein anderer deutscher Läufer geschafft.
Arne Gabius hat am morgigen Sonntag die Chance, sich beim New York-Marathon (ab 15:05 Uhr live bei Eurosport) für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren. Dazu muss er in die Top Ten laufen. Das hat seit fast 30 Jahren kein anderer deutscher Läufer geschafft. Der internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) hat als eine der Qualifikationsmöglichkeiten für Olympia 2020 eine Platzierung unter den Top Ten bei einem Rennen der World Marathon Majors, zu denen New York gehört, festgelegt. Die Qualifikation über die Platzierung in der undurchsichtigen Weltrangliste sowie das Erreichen der internationalen Normzeit von 2:11:30 Stunden sind die anderen Wege, die zum Olympia-Marathon führen können.
Arne Gabius wird am Sonntag zum ersten Mal dort Marathon laufen, wo seine Straßenlauf-Karriere richtig begann: in New York. Im März 2014 war er sein Debüt über die Halbmarathondistanz in Big Apple gelaufen und hatte mit Rang acht auf Anhieb einen Achtungserfolg erreicht. Bis heute noch sind jene 62:09 Minuten seine persönliche Bestzeit über die „halbe Distanz“.
„Erst durch dieses Rennen kam ich auf die Idee, es im Marathon zu versuchen“, erzählt Arne Gabius. Ein halbes Jahr später lief er ein perfektes Debüt über die 42,195 km in Frankfurt, 2015 brach er am Main mit 2:08:33 Stunden den deutschen Rekord. Ein Rang unter den Top Ten beim New York City-Marathon am Sonntag wäre für Arne Gabius ein perfektes Ergebnis in mehrfacher Hinsicht. Seit fast 30 Jahren hat dies kein anderer deutscher Läufer geschafft. Vor allem aber hätte Arne Gabius mit einem solchen Ergebnis die Olympia-Qualifikation erfüllt.
Normalerweise wären die Chancen auf eine solche Platzierung für den deutschen Marathon-Rekordler, der für den Verein Therapie Reha Bottwartal startet, bei einem der großen Marathon-Klassiker sehr gering. Doch die Breite in der Spitze des New Yorker Elitefeldes ist in diesem Jahr recht bescheiden, besonders bei den Männern. „Es ist eine super Chance“, sagt Arne Gabius mit Blick auf die Startlisten. Gerade einmal fünf Athleten sind im Rennen, die eine schnellere Bestzeit aufweisen als die des deutschen Rekordhalters. Zwar ist Arne Gabius wohl nicht in einer 2:08-Stunden-Form, doch es sind auch nur acht Konkurrenten dabei, die bisher unter 2:10 gelaufen sind.
Mit der Familie das einmalige Flair des New York-Marathons erleben
Arne Gabius hat sich akribisch auf den New York-Marathon vorbereitet. Die wellige Strecke ist nicht geeignet für eine Jagd nach Bestzeiten. Der Kurs gilt als schwer. „Ich habe einiges an Hügeltraining in meine Läufe integriert. Meinen 40-km-Trainingslauf bin ich auf einer 5-km-Runde gelaufen, da diese Runde einen Höhenunterschied von rund 45 Metern hat“, erzählt Arne Gabius, der so die diversen Brücken und den hügeligen Central Park simuliert hat. „Bezüglich der Rennverläufe in der Vergangenheit habe ich mir bei Youtube einiges angeschaut“, sagt der deutsche Rekordler, der 2016 verletzungsbedingt auf den Olympia-Start in Rio verzichten musste. „Aber New York kann man nicht planen“, weiß Arne Gabius. Bei dem Marathon-Spektakel sind Tempomacher traditionell verboten. Insofern weiß man vorher nie genau, was passieren wird.
Dennoch gibt es gerade in New York immer wieder ähnliche Rennverläufe. So ist das Tempo während der ersten Hälfte und bis ungefähr Kilometer 25 auf der Queensboro Bridge oftmals relativ verhalten, so dass eine größere Gruppe zusammenbleiben kann. „Ein Tempo von 64:30 bis 65:00 Minuten für die erste Hälfte würde ich vorne mitgehen. Wenn es dann die Queenboro Bridge hinunter geht, weiß ich, dass ich mich zurückhalten muss. Viele laufen in dieser Phase zu schnell“, erklärt Arne Gabius. Sollten die afrikanischen Favoriten jedoch von Anfang an schnell laufen, wird er sich einer zweiten Gruppe anschließen. Athleten wie zum Beispiel der Holländer Michel Butter gehen im Hinblick auf Olympia sicherlich mit ähnlichen Zielen ins Rennen. „Es kann sein, dass wir uns etwas absprechen, wenn wir uns in den nächsten Tagen im Hotel beim Essen treffen“, sagt Arne Gabius, der sich nach zwei Höhentrainingslagern in Pontresina in den letzten Wochen zu Hause in Stuttgart auf den Marathon in New York vorbereitete.
„Wenn das Rennen erst einmal läuft, denke ich nicht so sehr an die Top Ten-Platzierung oder an die 2:11:30 Stunden. Zumal man während des Laufes sowieso kaum wissen kann, auf welchem Platz man gerade liegt.“ Es geht für Arne Gabius dann einfach darum, die bestmögliche Leistung zu bringen. „Es wird sicherlich harte Phasen im Rennen geben. Ich hoffe aber, dass ich hinten heraus noch etwas Energie habe. Denn eine Olympia-Qualifikation kann durchaus auch über die Zeit klappen.“
Viermal ist Arne Gabius bisher im Herbst Marathon gelaufen. Die Ergebnisse könnten ein gutes Omen sein für sein Rennen in New York, denn dreimal lief er dabei in Frankfurt unter 2:10 Stunden. Vor einem Jahr war Arne Gabius am Main bei allerdings sehr windigem Wetter nach 2:11:45 im Ziel.
Das einmalige Flair des New York-Marathons zu erleben, auch darum geht es Arne Gabius am Sonntag. Der 38-Jährige schätzt die Bedeutung, die dieses Rennen für die enorme Entwicklung des Laufsports in der ganzen Welt hatte. „New York ist klasse“, sagt der deutsche Rekordhalter, der seine Frau und den zweijährigen Sohn in die USA mitgenommen hat, auch in Bezug auf gesellschaftliche und soziale Aktionen des Lauf-Veranstalters New York Road Runners. „Vorbildlich ich zudem, was sie an Charity-Initiativen machen.“ Das einzigartige Spektakel New York Marathon ist etwas, auf das sich Arne Gabius freut. „Das wollte ich unbedingt einmal als Profi-Läufer erleben.“