Leichtathletik-EM
Battocletti holt das Double, Merkel mit guter EM-Premiere
Die Italienerin Nadia Battocletti hat bei der Leichtathletik-EM in Rom nach den 5000 auch die 10.000 Meter gewonnen. Bei ihrer ersten großen Meisterschaft wurde die Tübingerin Lisa Merkel gute Neunte.
Nadia Battocletti ist bei den Europameisterschaften in Rom zu Italiens Star-Läuferin aufgestiegen. Die 24-Jährige lief vier Tage nach ihrem Triumph über 5000 Meter bei den Leichtathletik-Europameisterschaften überraschend auch über die 10.000-Meter-Distanz zur Goldmedaille.
Mit einer Steigerung um rund 15 Sekunden auf 30:51,32 Minuten brach sie auch über die 25-Runden-Strecke den italienischen Rekord. Nadia Battocletti wurde vor heimischem Publikum zur dritten Läuferin der EM-Geschichte, der dieser Langstrecken-Doppelsieg gelang. 1998 hatte die Irin Sonia O’Sullivan beide Strecken gewonnen, 2010 siegte die Türkin Elvan Abeylegesse über 5000 und 10.000 Meter. Bei den Europameisterschaften gibt es bei den Frauen die Langstrecken-Kombination 5000 und 10.000 Meter allerdings erst seit 1998.
van Es, Keith und Battocletti holen die Medaillen
Bei warmen Temperaturen von 23 Grad Celsius lief die Holländerin Diane van Es in 30:57,24 Minuten auf den zweiten Platz vor der 22 Jahre alten Mit-Favoritin Megan Keith (Großbritannien), die nach 31:04,77 Minuten im Ziel war.
Gut hielt sich bei ihrer ersten großen internationalen Meisterschaft Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen), die in 32:17,24 Minuten als Neunte ins Ziel kam. Die 21-Jährige lief lange in der zweiten Gruppe und konnte am Ende noch ein paar Plätze gut machen. „Es war anfangs wirklich überwältigend. Dann habe ich meinen Schritt gefunden. Als es langsamer wurde, bin ich nach vorn gegangen. Dann kann man einfach stressfreier laufen. Ich wollte eine gute Gruppe finden und locker laufen“, sagte Lisa Merkel.
Dieterich und Schöneborn mit Problemen
Nicht optimal lief es für Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen), die 33:17,78 Minuten erreichte und damit Rang 19 belegte. „Das Rennen ist mir extrem schwergefallen“, sagte Eva Dieterich. Marathon-Spezialistin Deborah Schöneborn (SCC Berlin) wurde 23. in 33:48,90 Minuten. Sie wäre sicherlich im Halbmarathon besser aufgehoben gewesen, wo am Ende ein deutscher Startplatz unbesetzt blieb.
„Ich hatte das ganze Frühjahr über Fußprobleme. Spikes hatte ich sehr lange nicht an. Das Tempo war hart für mich. Da merkt man, dass aus dem Marathon-Training heraus die Schnelligkeit fehlt“, sagte die Berlinerin, die als Marathon-Ersatzläuferin für das deutsche Olympia-Team nominiert wurde.
Lukan macht lange das Tempo
An der Spitze des Rennens hatte sich schnell eine achtköpfige Führungsgruppe formiert, die sich deutlich absetzte. Die Slowenin Klara Lukan machte das Tempo, verlor aber dadurch sicherlich einige Energie und musste sich am Ende mit Rang fünf zufriedengeben. Sie hatte eine sechsköpfige Spitzengruppe in 15:28,50 Minuten über die 5000-Meter-Marke geführt.
Schwierigkeiten hatte hier bereits Eilish McColgan. Die Britin hatte mit der britischen Landesrekordzeit von 30:00,86 Minuten die schnellste Bestzeit aller Läuferinnen, war allerdings nach einer gut einjährigen Verletzungspause erst vor kurzem wieder an den Start gegangen. Sie fiel bald darauf deutlich zurück und beendete das Rennen dann vorzeitig, wodurch ihr Olympia-Start fraglich ist.
Magischer Abend für Battocletti
An der Spitze waren knapp drei Kilometer vor dem Ziel die späteren Medaillengewinnerinnen Battocletti, Keith und van Es unter sich. Knapp 500 Meter vor dem Ziel setzte sich Nadia Batocletti dann ab und fügte Italiens Leichtathletik-Sommermärchen ein weiteres Kapitel hinzu. Die Gastgeber haben vor dem Schlusstag am Mittwoch bereits sensationelle zehn Goldmedaillen gewonnen.
„Ich habe einen weiteren magischen Abend erlebt – es ist wirklich ein Wunder“, sagte Nadia Battocletti. „Ich bin bisher nur ein einziges hochklassiges 10.000-Meter-Rennen gelaufen, das war in London 2023. Ich hätte heute nie ein derartiges Resultat erwartet. Ich kann nicht glauben, dass ich hier zwei Goldmedaillen gewonnen habe. Diese Erfolge geben mir viel Selbstvertrauen. Ich glaube, ich kann noch schneller rennen“, sagte Nadia Battocletti.