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50 Jahre BMW Berlin-Marathon
Ohne Kipchoge und Bekele: Neue Gesichter sollen für Furore sorgen

| Text: Jörg Wenig | Fotos: imago images

Am 29. September feiert die Hauptstadt den 50. Berlin-Marathon. Wo fast zehn Jahre lang Eliud Kipchoge und Co. glänzten, wittert jetzt die neue Generation um Kibiwott Kandie ihre Chance.

Eine Rekordzahl von über 50.000 Läufern erwarten die Veranstalter des BMW Berlin-Marathons am 29. September, wenn Deutschlands hochklassigster und spektakulärster Straßenlauf zum 50. Mal stattfinden wird. Zwei Namen sucht man dieses Mal jedoch vergeblich in der Startliste: Kenias Superstar Eliud Kipchoge und Äthiopiens Laufsport-Legende Kenenisa Bekele. Zum ersten Mal seit 2014 ist keiner der beiden in Berlin dabei. Beim 50. Jubiläum hat das Männer-Elitefeld somit einen neuen Look, der aber auch die aktuellen Entwicklungen an der Weltspitze des Marathonlaufes widerspiegelt. Es sind inzwischen andere Athleten, die für Furore sorgen. Insofern kann der Berliner Race-Direktor Mark Milde zuversichtlich sein, dass sich am Ende bei den Ergebnissen nicht viel ändern wird. Zwar ist keine Jagd auf Weltrekord Nummer 14 in Berlin geplant - bei keinem anderen Marathon weltweit fielen so viele globale Bestzeiten -, aber es ist mit absoluten Weltklassezeiten zu rechnen.

Die Berliner Veranstalter gaben heute einen Teil des internationalen Elitefeldes bekannt. Bei den Männern ist zumindest ein Kenianer dabei, der das Potenzial hat, der nächste Marathon-Superstar des Landes zu werden: Kibiwott Kandie ist der frühere Halbmarathon-Weltrekordler. Seine Bestzeit von 57:32 Minuten deutet darauf hin, dass er einer der schnellsten Marathonläufer aller Zeiten werden kann, sofern es ihm gelingt, sein enormes Potenzial auf die 42,195 km zu übertragen. Der 28-Jährige, der bisher eine Marathon-Bestzeit von 2:04:48 Stunden aufweist und dessen Vorbild der frühere Berliner Weltrekordläufer Paul Tergat (Kenia) ist, ist einer von sechs Läufern, die mit starken persönlichen Rekorden von unter 2:05:00 an den Start gehen.

Zurück nach Berlin kommen der Äthiopier Tadese Takele und der Kenianer Ronald Korir, die im vergangenen Jahr dort die Ränge drei und vier belegten und dabei persönliche Bestzeiten von 2:03:24 beziehungsweise 2:04:22 erreichten. Der Kenianer Cybrian Kotut - ein jüngerer Bruder des früheren London- und New York-Marathon-Siegers Martin Lel - geht mit einer PB von 2:04:34 ins Rennen. Die Äthiopier Hailemaryam Kiros (2:04:41) und Bazezew Asmare (2:04:57) sind die anderen beiden, die schon unter 2:05 gelaufen sind. Ein weiterer Läufer, der Chancen auf einen Podiums-Platz hat, ist Samwel Mailu. Der Kenianer pulverisierte im vergangenen Jahr den Streckenrekord beim Vienna City Marathon mit 2:05:08. Aufgrund einer Verletzung konnte der Halbmarathon-WM-Dritte von 2023 in diesem Frühjahr keinen Marathon laufen. Sehr stark einzuschätzen ist zudem Stephen Kiprop, der in diesem Jahr überlegen den Daegu-Marathon in Süd-Korea mit einer Steigerung auf 2:07:04 gewann.

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Rosemary Wanjiru kehrt als Favoritin zurück

Bei den Frauen könnte sich ein Duell zwischen der äthiopischen Newcomerin Tigist Ketema und der Kenianerin Rosemary Wanjiru entwickeln. Sie gehören schon jetzt zu den zehn schnellsten Läuferinnen aller Zeiten im Marathon. Tigist Ketema überraschte im Januar beim Dubai-Marathon, den sie mit einem inoffiziellen Debüt-Weltrekord von 2:16:07 gewann. Sie ist eine Trainingspartnerin von Tigist Assefa, die im vergangenen Jahr in Berlin einen sensationellen Weltrekord aufstellte (2:11:53). Rosemary Wanjiru lief vor zwei Jahren in Berlin als Zweite ein hervorragendes Debüt in 2:18:00. Im März verbesserte sie sich in Tokio auf 2:16:14 und war dabei ebenfalls Zweite.

Die frühere 1.500-m-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba - eine jüngere Schwester der äthiopischen Laufsport-Legende Tirunesh Dibaba - hofft, in Berlin eine schnelle Zeit laufen zu können. Bei ihrem Debüt in Amsterdam lief sie 2022 bereits 2:18:05. Doch in der Folge konnte sich Genzebe Dibaba, die 2014 Laureus Welt-Sportlerin des Jahres war, noch nicht weiter steigern. Ihre Landsfrau Yebrgual Melese ist die vierte Läuferin auf der Berliner Startliste, die bereits unter 2:20 gelaufen ist (2:19:36).