Jim Walmsley unterbietet Weltbestzeit über 50 Meilen

Jim Walmsley unterbietet Weltbestzeit über 50 Meilen

| Text: Norbert Hensen | Fotos: nohe, Hoka on one

Im kalifornischen Folsom in Nähe von Sacramento stellte der Amerikaner Jim Walmley am 4. Mai 2019 eine neue Weltbestzeit über 50 Meilen auf. In 4:50:08 Stunden unterbot der die alte Marke aus dem Jahr 1985 um 43 Sekunden.

Im kalifornischen Folsom bei Sacramento starteten am 4. Mai 2019 einige der stärksten japanischen und amerikanischen Ultraläufer, um die Weltbestzeit des Japaners Nao Kazami (6:09:14 Stunden) über 100 Kilometer aus dem Jahr 2018 zu verbessern. Ziel war es, die Ultra-Distanz in weniger als sechs Stunden zurückzulegen. Dafür musste jeder Kilometer in einer Zeit von 3:36 min/km absolviert werden. Bis zur Marke von 50 Meilen (ca. 80,45 km) war US-Ultralangstreckenstar Jim Walmsley auf Kurs, unterbot dabei die Welttbestzeit von Bruce Fordyce (Südafrika/4:50:51 h) aus dem Jahr 1984 um 43 Sekunden, musste aber dann den hohen Temperaturen Tribut.

Erinnerst du dich an das Projekt „Breaking2“? Vor zwei Jahren unternahm Nike den Versuch, auf der Automobil-Rennstrecke im italienischen Monza einen Marathon unter 2:00 Stunden zu ermöglichen. Der Kenianer Eliud Kipchoge, mittlerweile mit 2:01:39 Stunden der Weltrekordhalter über die 42,195 Kilometer, rannte damals unter nicht rekordkonformen Bedingungen 2:00:25 Stunden. Da die Tempomacher für den kenianischen Wunderläufer ausgewechselt wurden und das Rennen nicht offiziell beim Verband angemeldet wurde, konnte der Rekord nicht anerkannt werden.

Aber darum ging es dem US-Hersteller auch nicht. Nike wollte zeigen, was unter optimalen Bedingungen, perfekter Vorbereitung und mit einem neu entwickelten Laufschuh möglich ist. Mit rund 15 Grad und Windstille waren die Bedingungen vor zwei Jahren in Monza perfekt.

50 Meilen in 4:50:08 Stunden

Bei dem Rennen im kalifornischen Folsom in der Nähe von Sacramento waren ein Dutzend Läufer unterwegs, um die Weltbestzeit über 100 Kilometer anzugreifen. Initiiert wurde das Rennen vom Sportartikelhersteller Hoka one one, der seine besten Athleten aus den USA und Japan ins Rennen schickte. Es sollte aber nicht nur das schnellste 100-Kilometer-Rennen aller Zeiten werden. Die Läufer um US-Langstreckler Jim Walmsley wollten die 100-Kilometer-Distanz zum ersten Mal in einer Zeit unter sechs Stunden bewältigen. Die aktuelle Bestzeit steht seit 2018 bei 6:09:14 Stunden, aufgestellt vom Japaner Nao Kazami.

Die Hoffnungen ruhten auf dem 29-Jährigen Jim Walmsley, der in den USA ein Star ist. Im vergangenen Jahr stellte er beim legendären 100 Meilen-Lauf Western States einen Streckenrekord auf. Und wird seitdem in einem Atemzug mit dem siebenfachen Western States Sieger Scott Jurek genannt. Walmsley feierte seine größten Erfolge im Ultratrail, wo er nicht nur beim Western States, sondern bei etlichen anderen Rennen als Sieger schneller unterwegs war als je ein Läufer zuvor.

Und Walmsley teilte sich das Rennen perfekt ein. Das schnelle Anfangstempo seines Teamkollegen Tyler Andrews ging er nicht mit. Forcierte nach 50 Kilometern das Tempo, um die Weltbestzeit über 50 Meilen anzugreifen, die in den USA eine größere Bedeutung als der 100-Kilometer-Weltrekord hat. Und mit 4:50:08 Stunden lief Walmsley die 50-Meilen-Distanz tatsählich schneller als je ein Läufer vor ihm.

"Rekord über 50 Meilen war mir wichtiger"

Nach der 50-Meilen-Marke war Jim Walmsley klar, dass das zweite Vorhaben, die 100 Kilometer in weniger als sechs Stunden zu absolvieren, nicht möglich sein würde. "Ab 10 Uhr stieg die Temperatur schnell an, es war einfach zu warm, um das hohe Tempo halten zu können", sagte Walmsley kurz nach dem Rennen.

Er musste das Rennen aber beenden, damit die "Zwischenzeit" bei 50 Meilen (hier gab es eine offizielle Zeitmessung) als Weltbestzeit anerkannt werden kann. Auch, wenn das Rennen in Folsom von Hersteller Hoka one one organisiert wurde, so fand es unter Aufsicht des US-Verbandes statt. Ein regelkonformes Rennen also. Auch die vorgeschriebenen Doping-Tests wurden eingehalten.

Jim Walmsley nahm also das Tempo auf den letzten beiden Runden des 10-Kilometer-Rundkurses deutlich raus, blieb auch einige Male stehen. Und ca. 15 Kilometer vor dem Ziel zog dann der Japaner Hideaki Yamauchi an Walmsley vorbei, der schließlich in 7:05:24 Stunden ins Ziel kam, aber überglücklich war, den Ur-Alt-Rekord des Südafrikaners Bruce Fordyce über 50 Meilen wieder in die USA geholt zu haben.

Hideaki Yamauchi siegt in Weltklassezeit

Der Japaner Hideaki Yamauchi lag ebenfalls noch lange auf Weltrekordkurs, konnte aber auf den letzten beiden Runden das Tempo nicht halten. In 6:19:54 Stunden verpasst der Japaner die Bestzeit seines Landsmannes Kazami zwar um gut zehn Minuten, gehört aber mit dieser Zeit nun zu den zehn besten 100-Kilometer-Läufern aller Zeiten.

"Der Rundkurs hatte einige kurze Steigungen, die haben mir am Ende noch etwas mehr zu schaffen gemacht als die Hitze", meinte Yamauchi, der aber stolz war, dieses Rennen als Sieger in neuer Bestzeit beendet zu haben. Der Weltrekord hält bei optimalen Bedingungen für möglich. "Ich glaube auch, dass bald der erste Läufer schneller als sechs Stunden sein wird", so Yamauchi, der selbst im Juni seinen nächsten 100-Kilomterlauf in Japan bestreiten wird.

Als Zweiter hinter Yamauchi beendete Patrick Reagan (USA) die 100 Kilometer in 6:33:50 Stunden. Rang drei belegte Yoshiki Takada (JPN/6:52:03), dann folgte Jim Walmsley.

Schnellste Frau wurde die US-Amerikanerin Sabrina Little in 7:49:28 Stunden.

Passend zum Event hatte Hoka one one einen nagelneuen Laufschuh – den Hoka one one Carbon X – auf den Markt gebracht. In diesem waren die Top-Athleten bei ihrer Rekordjagd unterwegs. Der leichte Laufschuh mit einem noch ausgeprägteren Meta Rocker und einer Carbon-Platte in der Mittelsohle ist leicht und stabil zugleich und vor allem für ein hohes Tempo auf langen Distanzen konzipiert.

Anders als beim Nike-Projekt fand das Rennen in den USA unter Aufsicht des US-Verbandes statt. Die Strecke war vermessen, es gab zwar Tempomacher, aber keine, die ein –und wieder ausgewechselt wurden. Die letzten Runden mussten die Top-Läufer alleine bestreiten.