Budapest erleben und erlaufen

| Text: Anja Herrlitz | Fotos: Veranstalter/Anja Herrlitz
Ein Marathon entlang wunderschöner Bauten und UNESCO Weltkulturerbe. Bei dem das Erlebnis im Mittelpunkt steht. Das ist der Budapest-Marathon.

Ein Marathon entlang wunderschöner Bauten und UNESCO Weltkulturerbe. Eine Veranstaltung, wo nicht die Profis mit schnellen Zeiten, sondern das Erlebnis eines jeden Läufers im Mittelpunkt steht. Und das in einer Stadt, die nach dem Lauf Sightseeing und Erholung gleichermaßen bietet. Das alles ist der Budapest-Marathon.

budapest-marathon_kettenbruecke_foto_veranstalter

Nach dem Lauf genießen viele Läufer das heiße Thermalbad

Als ich in das 37 Grad warme Wasser eintauche, sind die Anstrengungen sofort vergessen. Ich lasse mich treiben, genieße, wie die Wärme meinen Körper umhüllt und ihn wieder aufwärmt. Wahrscheinlich ist es das Beste, was ich zu diesem Zeitpunkt machen kann. Wenig vorher bin ich beim Budapest-Marathon an den Start gegangen. Nicht die volle Distanz, sondern nur 30 Kilometer, die dort auch angeboten werden. Aber mit 5 Kilometern Einlaufen zum Start habe ich an diesem Tag auch ein ordentliches Pensum abgespult.

Zumindest so viel, dass ich mir das Bad im Széchenyi Thermalbad wohl verdient habe. Der 1913 erbaute Badekomplex ist einer der größten Europas und wahrscheinlich das bekannteste Thermalbad Budapests neben dem Gellértbad. Das heiße Quellwasser aus dem St. Stephansbrunnen enthält Kalzium, Magnesium, Hydrogenkarbonat, Sulfat und Alkalimetallsalze und ist reich an Fluorid. Getrunken hilft es unter anderem bei Magenproblemen, Gicht oder auch Nierenbeckenentzündungen. Badet man darin, lindert es Gelenkerkrankungen und unterstützt die orthopädische und Unfallnachbehandlung.

budapest-marathon_verkleidung_foto_veranstalter

In Budapest wird ein Lauf-Festival gefeiert

Zwar habe ich mich nicht verletzt – aber ein bisschen Pflege tut meinen Knochen, Sehnen und Muskeln jetzt schon gut. Und außerdem kann man hier in einem der insgesamt 21 Becken mit einer Wassertemperatur zwischen 18 und 40 Grad wunderbar die Seele baumeln lassen, manche kommen und spielen im Wasser eine Partie Schach. An diesem sonnigen Sonntag sieht man aber viele Leute, die zwar gut trainiert aussehen, aber etwas „unrund“ gehen. Viele dehnen sich – es ist unschwer zu erkennen, dass auch sie zuvor Marathon, 30 Kilometer, 10 Kilometer oder einen Teil der Marathonstaffel gelaufen sind.

Denn das Wochenende um den 8. und 9. Oktober stand ganz im Zeichen des Laufens – nicht unbedingt nur des Marathons. „Wir veranstalten ein Running-Festival“, erklärt Renndirektor Árpád Kocsis nicht ohne Stolz. Zu den vier Veranstaltungen am Sonntag kommen sieben weitere über kürzere Distanzen am Samstag, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Nicht nur ein „Lauf-Festival“, sondern ein Fest für die ganze (laufende) Familie also. Drumherum gibt es ein buntes Programm. Mehr als 28.000 aus 77 Ländern waren in diesem Jahr bei Sonnenschein und angenehmen Lauftemperaturen um 15 Grad in allen Läufen insgesamt am Start.

budapest-marathon_kettenbruecke2_foto_veranstalter

Vorbei an vielen Highlights wie der Kettenbrücke

Kocsis, der seit 1994 Renndirektor ist, verfolgt dabei ein klares Ziel: „Wir sind eine Laufveranstaltung für Amateure.“ Noch nie hat er Geld für Profis ausgegeben. Dass der Streckenrekord seit der ersten Ausgabe des Laufs 1984 immer noch bei 2:15:04 Stunden liegt – geschenkt. Das zählt in Budapest nicht. Hier verfolgt das Team um Kocsis, der selbst einst Marathonläufer war, andere Ziele. „Wir wollen zeigen, wie schön unsere Stadt ist – Läufern aus Ungarn und aus der ganzen Welt.“

Und das ist die Stadt – und auch der Marathonkurs – wirklich. Start und Ziel befinden sich am Heldenplatz – dem wohl imposantesten Platz der Stadt. Von dort geht es über die Andrássy Út, die Prachtstraße Budapests, die dem Champs-Élysées in Paris nachempfunden ist. Vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten wie der Staatsoper über die Ketten- und Freiheitsbrücke.

budapest-marathon_band_foto_veranstalter

Die Stimmung entlang der Strecke ist prächtig

Der Kurs wird von Jahr zu Jahr immer wieder etwas verändert. Liefen die Athleten im vergangenen Jahr noch über die Margareteninsel, die grüne Lunge und Jogger-Hotspot der Stadt, ist dies in diesem Jahr wegen Renovierungsarbeiten nicht möglich. So laufen wir lange an der Donau entlang auf der Budaer Seite. Unterhalb des Schlossbergs und der Fischerbastei haben wir einen wunderschönen Blick auf Pest mit dem Parlament – einem der größten Europas.

Zwölf Verpflegungsstationen versorgen uns mit Getränken, Bananen, Zitronen und Traubenzucker. Viele Zuschauer sorgen für die gute Stimmung. Schaue ich daheim bei meinen Läufen gegen Ende des Laufs ständig auf die Uhr und habe das Gefühl, die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi, fliegen sie hier nur so vorbei und ich habe sogar Kraft, auf den letzten Kilometern im Park hinter dem Heldenplatz noch einmal Tempo zu machen. Ich weiß ja, dass das erholsame Bad auf mich wartet.

budapest-marathon_start_foto_veranstalter

Auch bei Ausländern wird der Lauf immer beliebter

Auch bei Nicht-Ungarn wird der Lauf immer beliebter. 4260 aus 77 Ländern waren in diesem Jahr am Start. Unter ihnen 301 Deutsche. Die Anreise aus Deutschland nach Budapest ist kurz, mit etwas Glück und bei frühzeitiger Buchung lässt sich bei den Flugpreisen ein Schnäppchen finden. Ist man in der ungarischen Hauptstadt, lohnt es sich, nicht nur für den Lauf zu kommen – auch wenn er allein die Reise schon wert ist.

Schon der Lauf über 30 Kilometer ist eine Seltenheit. „Wir bieten diese Strecke seit zehn Jahren an“, erklärt Árpád Kocsis. Damals liefen rund 2000 bis 2500 Läufer den Marathon. „Aber jeder weiß, dass es viel einfacher zu laufen ist, wenn du viele andere Läufer um dich hast. Deshalb haben wir die 30 Kilometer ins Programm genommen und damit auch Leute angesprochen, die noch keinen ganzen Marathon, aber mehr als einen Halbmarathon laufen können.“ Gestartet wird dieses Rennen nach 12,195 Kilometern des Marathonkurses, sodass beide dasselbe Ziel haben.

budapest-marathon_parlament2_foto_herrlitz

Das wunderschöne Parlament und andere Sightseeing-Highlights

Und auch mit anderen Kleinigkeiten verleihen Kocsis und sein Team dem Lauf einen besonders charmanten Charakter. So bekommt beispielsweise jeder, der seinen ersten Marathon läuft, eine extra „Startnummer“, auf der „Mein erster Marathon“ steht. Diese kann, muss aber nicht, auf dem Rücken getragen werden. „Wir beobachten immer wieder, dass diese Leute von Zuschauern und Mitläufern besonders angefeuert werden, vor allem wenn sie Probleme haben“, erzählt Kocsis.

Aber Budapest hat neben dem Marathon so viel mehr zu bieten. Die UNESCO Weltkulturerbe mit dem Ufer der Donau, dem Viertel rund um das Schloss und die Fischerbastei sowie die Andrássy Út, wo es sich herrlich shoppen lässt. Das lebendige und quirlige Pest sowie das ruhigere, bergige Buda auf der anderen Seite der Donau. Prachtbauten, die nach und nach restauriert werden und sich in Schönheit gegenseitig übertreffen. Das beeindruckende Parlament, in dem die die Stephanskrone und die ungarischen Reichsinsignien aufbewahrt werden. Oder die zahlreichen Thermalbäder. Irgendwo in der Stadt ist außerdem immer etwas los: Bei Festen, Festivals, Sportveranstaltungen oder abends in den Clubs.

budapest-marathon_gellert-bad_foto_herrlitz

Entspannung in den heißen Thermalbädern

Nach einem Tag voller Sightseeing lässt man sich am besten von der vielfältigen Küche Budapests verwöhnen. Kulinarisch trifft Tradition auf Moderne, Einfaches auf High-End-Küche. Bekommt man im landesweit bekannten „Gundel-Restaurant“ seit mehr als 100 Jahren das Beste der ungarischen Küche serviert, versuchen moderne Restaurants wie das „Zona“, eben diese ungarischen Küche neu zu interpretieren – und das mit Erfolg. Wer es noch typischer mag, isst einen Strudel – nicht nur eine ungarische Spezialität, sondern mit seinen unzähligen Füllungen auch immer wieder ein neues Erlebnis. Und das alles zu – für deutsche Verhältnisse – zivilen Preisen.

Sei es also wegen des Marathons, der Kultur, wegen des Essen – oder weil man in einem der prächtigen Budapester Thermalbäder so wunderbar die Seele baumeln lassen kann: Ein Besuch im „Paris des Ostens“ lohnt sich auf jeden Fall – im Optimalfall in Verbindung mit einem schönen Lauf entlang der Donau.

Du hast Lust bekommen, in Ungarn zu laufen? Das sind die nächsten Termine:
32nd Telekom Vivicitta Spring Half Marathon: 8-9 April 2017
22nd Coca-Cola Wake Your Body Women’s Run: 21 May 2017
32nd Wizz Air Budapest Half Marathon: 10 September 2017
32nd SPAR Budapest Marathon: 14-15 Oktober 2017

Mehr Informationen:
runinbudapest.com/de