Mainova Frankfurt-Marathon
Corona macht’s möglich: Der Chef läuft bei seinem eigenen Event
Wegen Corona konnte auch der Mainova Frankfurt-Marathon 2020 nur virtuell stattfinden. Das ermöglichte es Marathon-Chef Jo Schindler, zum ersten Mal bei seiner eigenen Veranstaltung zu laufen.
Am letzten Oktober-Sonntag gingen fast 4.700 Läuferinnen und Läufer virtuell beim Frankfurt-Marathon an den Start und drückten damit ihre Solidarität gegenüber dem Veranstalter aus. Einer von ihnen war der Veranstalter selbst. Frankfurts Marathon-Macher Jo Schindler lief beim virtuellen Rennen fünf Kilometer. In normalen Zeiten gibt der 61-Jährige am Marathon-Sonntag um 10 Uhr den Startschuss zu „seinem“ Marathon, den er zusammen mit dem Team von Motion Events seit 2002 zu einer der führenden Marathon-Veranstaltungen weltweit entwickelt hat.
Normalerweise lässt Jo Schindler laufen – und bewegt die Massen
In normalen Zeiten ist für ihn selbst am letzten Oktober-Sonntag an Laufen gar nicht zu denken. Da lässt er laufen und steht schon Wochen vor dem Rennen unter Strom: Gut 27.000 Menschen bewegte der Frankfurt-Marathon zuletzt Jahr für Jahr. Und Jo Schindler will jedem einzelnen von ihnen zum bestmöglichen Lauferlebnis verhelfen.
Ganz anders im Corona-Jahr 2020: Da ist Jo Schindler am Marathon-Sonntag noch nicht einmal in der Main-Metropole. Zum ersten Mal seit 30 Jahren. Er will im heimischen Regensburg seinen virtuellen Marathon laufen. Dort, wo er schon mal erfolgreich einen Marathon entwickelt hat, bevor er seit 2002 für den Aufstieg des Frankfurt-Marathons verantwortlich ist.
Nie ist Jo Schindler seitdem beim Frankfurt-Marathon gelaufen Vor seiner Zeit als Renndirektor hat er das Rennen allerdings dreimal bestritten. Mitte der 1990er ist er dort sogar seine Bestzeit gelaufen: Mit 2:46 Stunden würde er auch heute noch weit vorn ins Ziel laufen. Für seine Frau Sabine ist der Start im virtuellen Rennen Premiere beim Frankfurt-Marathon.
Einfach nur zu Hause sitzen, Zeitung lesen und melancholisch werden kam nicht in Frage
Mit einem flauen Gefühl im Magen startet Jo Schindler in diesen 25. Oktober 2020. Er blickt ein wenig wehmütig auf die grandiosen vergangenen 30 Jahre zurück. Und ist sich sicher: Ihm werden die Leidenschaft und die Emotionen fehlen, die diesen Tag seit Jahrzehnten ausmachen. Aber Jo Schindler wäre nicht der sportbegeisterte Renndirektor, wenn er diesen Tag in der Corona-Pandemie melancholisch und untätig zu Hause verbringen würde. Er und seine Frau Sabine schnüren die Laufschuhe und starten um Punkt zehn Uhr zu ihrem Lauf über fünf Kilometer.
In diesem Moment denkt er wie viele andere Läufer daran, dass genau zur gleichen Zeit in vielen Ländern der Welt mehrere tausend Sportler zu ihrem virtuellen Frankfurt-Marathon starten. Jo Schindler spürt die Motivation. Geradezu überwältig ist er allerdings, als er später erfährt, dass insgesamt 4.674 Teilnehmer die Gelegenheit genutzt hatten, um an diesem Sonntag über die verschiedenen Distanzen an den Start zu gehen. „Das ist unglaublich. Damit hätte ich nie gerechnet“, sagt Jo Schindler begeistert.
Marathon-, Halbmarathon-, zehn Kilometer sowie die Fünf-Kilometer-Distanz standen zur Wahl. 1.680 Frauen nahmen an dem Rennen teil. Insgesamt stammten die Läufer aus 56 verschiedenen Nationen. Dies spiegelt die internationale Bedeutung des ältesten deutschen Stadtmarathons wider: 52 Läufer aus England, jeweils 46 Starter aus Polen und Italien sowie Athleten unter anderem aus Peru, Kenia, China und Afghanistan starteten virtuell.
Im virtuellen Rennen die gleiche Startnummer wie auf Frankfurts Straßen
„Uns ging es um dieses Gemeinschaftsgefühl. Das fanden viele gut. Und es ist toll zu sehen, wie vital und treu unsere Frankfurt-Marathon-Gemeinde auch in Krisenzeiten ist. Das bedeutet für uns einen großen Ansporn und viel Motivation für das kommende Jahr“, zieht Jo Schindler Bilanz.
Und tatsächlich: Virtuell laufen schafft Verbundenheit. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, mit Freunden und Bekannten zusammen das Rennen zu bestreiten. Für den virtuellen Lauf, den sie am Marathon-Sonntag an jedem Ort der Welt absolvieren konnten, haben die Läufer selbstverständlich eine Startnummer bekommen. Die konnten sie sich ganz einfach im Internet herunterladen. Sie sah genauso aus wie die Startnummer für das reale Rennen.
Der einzige Unterschied: Ganz klein unten in der Ecke war die Startnummer mit Virtual Run gekennzeichnet. Die Läufer, die für den Frankfurt Marathon angemeldet waren, haben beim virtuellen Lauf die gleiche Startnummer wie beim geplanten Marathon erhalten. Manchen Läufern war dies wichtig, da sie über eine dauerhafte Startnummer verfügen.
Hoffnung auf neue Leidenschaft und Emotionen im Herbst 2021
Am Abend, als der virtuelle Marathon hinter Jo Schindler und den anderen lag, öffnete dann das Anmeldeportal für den Frankfurt-Marathon 2021, der hoffentlich wieder wie gewohnt ausgetragen werden kann. Und beim Blick auf die Zahlen wurde der Chef fast schon euphorisch: Mehr als 1000 Teilnehmer hatten sich in den ersten Stunden bereits für den 31. Oktober 2021 registriert. „Das ist der totale Wahnsinn, so viele Läufer haben sich noch nie direkt nach der Öffnung des Portals angemeldet“, sagt Jo Schindler und kann es kaum glauben.
Bisher war er davon ausgegangen, dass die Läufer ihr Anmeldeverhalten ändern, da sie nicht wissen, wie sich die Pandemie entwickeln wird und ob der Marathon im nächsten Jahr überhaupt stattfinden kann. Und das weiß Jo Schindler natürlich auch nicht. Aber die Hoffnung ist doch groß, dass er am 31. Oktober 2021 wieder am Hammermann vor der Frankfurter Messe den Startschuss geben kann und dann nach gut zwei Stunden beim einmaligen Zieleinlauf in der Festhalle den Sieger des realen Marathons erwarten kann – mit aller Emotion und Leidenschaft, die das Phänomen Marathon so faszinierend machen.
Mehr Infos und Anmeldung zum Mainova Frankfurt-Marathon 2021.