© Victah Sailer/photorun.net

Verleumdungskampagne
„Deine Familie soll brennen“ − Eliud Kipchoge nach Tod von Kelvin Kiptum bedroht

| von Jörg Wenig

Nach dem Unfall-Tod seines Konkurrenten und Marathon-Weltrekordlers Kelvin Kiptum wurde Marathon-Legende Eliud Kipchoge zum Opfer von Verleumdungen im Internet. Er fürchtete um seine Kinder.

Eliud Kipchoge, der größte Marathonläufer aller Zeiten, ist Opfer einer Online-Verleumdungs-Kampagne. Dies erklärte der zweifache Olympiasieger drei Monate vor den Spielen in Paris, bei denen er als erster Läufer der Sportgeschichte zum dritten Mal die olympische Goldmedaille im Marathon gewinnen könnte, in einem Interview mit der britischen BBC. Seit dem Tod seines kenianischen Landsmannes Kelvin Kiptum, der im Februar bei einem Autounfall in seiner Heimat starb, wird Eliud Kipchoge demnach auf Social Media-Kanälen mit dem Tod seines Konkurrenten in Verbindung gebracht und auch bedroht.

Kiptum, der Kipchoge im vergangenen Herbst den Marathon-Weltrekord abgenommen hatte (2:00:35 Stunden), saß am Steuer seines Autos als er offenbar die Kontrolle verlor, in einen Graben rutschte und dann gegen einen Baum prallte. Der 24-Jährige riss seinen Trainer Gervais Hakizimana mit in den Tod. Wie kenianische Medien in der Folge berichteten, hatte die Polizei erklärt, dass Untersuchungen am Auto keine vorhergehenden technischen Mängel hervorbrachten. Kiptum sei an den Folgen schwerer Kopfverletzungen gestorben. Die Polizei geht laut Zeitungsberichten aufgrund des im vorderen Bereich völlig zertrümmerten Autos davon aus, dass der Weltrekordler mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist.

Aus Angst um die Familie beim Tokio-Marathon nicht in Top-Form

„Als ich gesehen habe, dass Menschen auf Social Media geschrieben haben, ,Eliud hat etwas mit dem Tod des Jungen zu tun’, war ich schockiert. Das war die schlimmste Nachricht meines Lebens“, erklärte Eliud Kipchoge in einem emotionalen Interview mit dem Afrika-Service der BBC. Der Doppel-Olympiasieger, der in Wien 2019 in einem nicht rekord-konformen Rennen die Zwei-Stunden-Barriere im Marathon durchbrochen hatte, ist eine der angesehensten Sportler-Persönlichkeiten weltweit in der heutigen Zeit.

„Ich habe viele schreckliche Nachrichten bekommen: Mein Trainingscamp soll angezündet werden, meine Investments in der Stadt sollen brennen und auch meine Familie. Das ist nicht passiert, aber so ist die Welt. Ich bekam Angst um meine Kinder, wenn sie zur Schule gingen und wieder zurück“, erzählte Eliud Kipchoge, der sagte, er habe durch die falschen Beschuldigungen ungefähr 90 Prozent seiner Freunde verloren. „Das tat sehr weh zu merken, dass auch von ihnen derartige Dinge kamen. Ich traue niemandem mehr.“

Die Bedrohungen erklären nun im Nachhinein auch seinen schwachen Lauf beim Tokio-Marathon, bei dem Eliud Kipchoge Anfang März nicht über Rang zehn hinausgekommen war. „Ich konnte vor dem Rennen aufgrund der Situation drei Nächte lang nicht schlafen und bin noch nie aus solch einer schlechten Position heraus einen Marathon gelaufen.“