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Der große Rückblick auf 50 Jahre Berlin-Marathon

| von Jörg Wenig

58.212 Menschen sind für den 50. BMW Berlin-Marathon am Sonntag angemeldet. Rekord! Wir blicken auf 50 Jahre Berlin-Marathon. Von den Anfängen mit 286 Teilnehmenden bis zum jüngsten Weltrekord.

Aus einer „Schnapsidee“ ging ursprünglich die Berliner Laufbewegung hervor. 1964 starteten Horst Milde - der spätere Gründer des Berlin-Marathons - und einige andere Läufer des Sport-Club Charlottenburg (SCC Berlin) bei einem Crosslauf in Le Mans. Vom französischen Rotwein sollen sie noch leicht erheitert gewesen sein, als sie fröhlich durch den Matsch rannten und danach beschlossen, ein solches Rennen in Berlin zu organisieren. So fand im November 1964 der erste Crosslauf für Jedermann am Teufelsberg statt. Es war der Start der großen Läufe in Berlin.

An einen Marathon war in den 60er Jahren noch nicht zu denken. Auf die Idee, ein solches Rennen zu veranstalten, kamen die Organisatoren vom SCC, nachdem sie 1973 ein Informationsschreiben des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) erhalten hatten. In dem stand unter der Überschrift „Internationaler Marathonlauf in Berlin“ unter anderem: „Dieser Internationale Berliner Langstreckentag am 14. Oktober … war ein voller Erfolg ... voll des Lobes waren alle 92 angetretenen Aktiven…“ 92 Teilnehmer - das ist wenig, da sollte mehr drin sein, dachten sich die inzwischen bereits erfahrenen Lauf-Veranstalter.

1974: Der erste Berlin-Marathon wird gestartet

Im August 1974 stellte Horst Milde für den SCC entsprechende Anträge für die Ausrichtung des 1. Berliner Volksmarathons (so hieß der Berlin-Marathon offiziell in den ersten beiden Jahren). Mit 286 Teilnehmern wurde das Rennen am 13. Oktober 1971 am Mommsenstadion auf der Waldschulallee gestartet. 244 Läufer erreichten das Ziel. Die ersten Sieger hießen Günter Hallas (LG Nord Berlin), der 2:44:53 Stunden benötigte, und Jutta von Haase (LG Süd Berlin/3:22:01). Zu beiden gibt es Anekdoten, die typisch sind für die Anfänge der Laufbewegung. So ignorierten Hallas und von Haase während der 42,195 Kilometer sämtliche Verpflegungsstände.

Die Autobahn AVUS auf der einen, der Grunewald auf der anderen Seite - das war die Marathonstrecke der ersten acht Jahre. Gelaufen wurde auf einem zweimal zu absolvierenden Pendelkurs. Drei Verpflegungspunkte gab es auf der Grunewaldstrecke, an denen neben Wasser auch Tee, Obst und Brühe für die Läufer bereitgehalten wurde. Die Teilnehmergebühr betrug damals 12 Mark. Dafür erhielt jeder Läufer, der das Ziel vor dem Mommsenstadion erreichte, eine Medaille sowie eine Urkunde und eine Ergebnisliste, die damals noch von Hand getippt wurde.

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1977: Christa Vahlensieck läuft den ersten Weltrekord

Die vierte Auflage des Berlin-Marathons brachte den sportlichen Höhepunkt auf der Grunewaldstrecke. Integriert waren in die Veranstaltung 1977 zum ersten Mal die Deutschen Meisterschaften. Bei dem separat gestarteten Rennen lief die Wuppertalerin Christa Vahlensieck eine Weltbestzeit von 2:34:47,5 Stunden. Rund ein Jahr hielt dieser Rekord, dann wurde die norwegische Weltklasseläuferin Grete Waitz Nachfolgerin der Deutschen. Für das Rennen auf der Grunewald-Strecke gab es bis zu knapp 400 Anmeldungen.

Der nächste Schritt war der wichtigste in der Geschichte des Berlin-Marathons. Ohne den Wechsel aus dem Wald in die Stadt hätte das Rennen keine Chance gehabt, sich international zu entwickeln. „Dort drüben sitzt ein Verrückter - der will durch die Stadt rennen!“ Mit diesen Worten wurde Horst Milde im Sommer 1980, ein Jahr vor dem ersten City-Marathon, dem damaligen Polizeipräsidenten von Berlin, Klaus Hübner, vorgestellt.

Die Organisatoren des SC Charlottenburg hatten damals erfahren, dass es 1981 mit den ,25 km de Berlin’ zum ersten Mal einen großen Lauf durch die City geben würde. Und sie setzten alle Hebel in Bewegung, um eine solche Genehmigung auch für den Marathon zu bekommen. Die „25 km de Berlin“ wurden von der französischen Schutzmacht organisiert. Da alliiertes Recht in Berlin überwog, konnten weder der Berliner Senat noch die Polizei diesen ersten großen deutschen City-Lauf stoppen.

1981: Mit Unterstützung von Senat und US-Botschaft zum Citykurs

Während es beim Berliner Senat gegen einen City-Marathon nach Londoner oder New Yorker Vorbild keine Einwände gab, war es für die Polizei aber am Anfang nicht so einfach, die Straßen tatsächlich für Läufer sperren zu müssen. „Die Straßen sind für die Autos da", wurde den Marathon-Veranstaltern bei einem zweiten Treffen mit der Polizeispitze im September 1980 gesagt. Die Organisatoren hatten bereits eine erste mögliche Streckenführung entworfen, in der der Kurfürstendamm die zentrale Rolle spielte.

Ein anderer Streckenabschnitt war ebenfalls ein Knackpunkt: der Checkpoint Charlie. Der Marathonkurs sollte auch an dem von den Amerikanern kontrollierten Grenzübergang nach Ost-Berlin vorbeiführen. Für die Polizei war diese Route jedoch tabu. Doch statt eine alternative Streckenführung auszuarbeiten, wandten sich die Organisatoren an den Chef der Politischen Abteilung der US-Mission, John Cornblum. Nur fünf Tage nachdem der Amerikaner während eines Abendessens mit Horst Milde von den Marathon-Plänen unterrichtet worden war, erhielten die Veranstalter am 6. Mai 1981 Grünes Licht von Cornblum: Bei Lücken im Läuferfeld könne der Grenzübergang trotzdem passiert werden, ein US-Offizier stehe während des Laufes dafür bereit.

So konnte Cheforganisator Horst Milde mit den Amerikanern im Rücken am nächsten Morgen den ungläubigen Verkehrspolizisten mitteilen: Die Strecke wird nicht verändert. „1981 bat mich Horst Milde um Hilfe, damit der Marathon am Checkpoint Charlie vorbeiführen konnte. Die Konfrontation von Kommunismus und Demokratie machte sich sogar bei der Routenplanung des Berlin-Marathons bemerkbar. Aber wir waren damals erfolgreich gegen alle Widerstände, so dass die Marathonroute über die geplante Strecke führen konnte. Es war ein kleines Beispiel von vielen, wie Deutsche und Amerikaner zusammen pragmatische Lösungen erreichen können“, erinnerte sich John Cornblum Jahre später – inzwischen war er US-Botschafter in Bonn – an diese Situation.

Rund 250.000 Zuschauer wurden am 27. September 1981 Zeuge eines großen Erfolges des ersten Berlin-Marathons durch die Stadt, der vor dem Reichstag gestartet worden war. 3.486 Läufer aus 30 Nationen hatten sich angemeldet, 2.583 erreichten das Ziel. Damit wurde der Berlin-Marathon zum größten deutschen City-Rennen. Im Frühjahr hatte es in Frankfurt zum ersten Mal in Deutschland einen Stadtmarathon für Breitensportler gegeben, an dem sich rund 3.000 Teilnehmer beteiligt hatten.

Als Gewinner lief der Engländer Ian Ray in 2:15:41,8 Stunden ins Ziel kurz vor der Gedächtniskirche. Er verdiente sich die erste Siegprämie beim Berlin-Marathon, die damals 1000 DM betrug. Für einen deutschen Sieg sorgte Angelika Stephan (LG Kassel), die 2:47:23,5 Stunden lief. An Siegerzeiten wie die des ersten Rollstuhlfahrers (Georg Freund/Österreich/2:08:44) war damals bei den Läufern freilich noch nicht zu denken. Die behinderten Sportler wurden von Anfang an in das City-Rennen integriert. Das war damals bei den großen internationalen Marathonläufen noch längst nicht selbstverständlich. Zum herausragenden Athleten im Rollstuhlrennen wurde der Schweizer Heinz Frei, der mehrere Weltbestzeiten in Berlin aufstellte.

1985: Fast 12.000 sind gemeldet und Berlin ist die Nummer fünf weltweit

In den nächsten Jahren arbeiteten die Organisatoren daran, den Service für die Läufer zu verbessern. Vorbild waren dabei vor allen Dingen der New-York- aber auch der London-Marathon. 1985 folgte dann auch das Lob von London-Marathon-Chef Chris Brasher: „Der Berlin-Marathon ist aufgestiegen zur Nummer fünf der Welt.“ 11.814 Läufer aus 58 Nationen waren damals gemeldet, 9.840 erreichten das Ziel. Zum ersten Mal gab es eine 75-minütige TV-Sondersendung, was zugleich eine Marathon-Premiere für die gesamte ARD war. Über 400.000 Zuschauer wurden Zeuge von einem weiteren deutlichen Leistungsschub in der Spitze. Endlich wurden international beachtenswerte Zeiten gelaufen. Der Brite James Ashworth siegte in 2:11:43 Stunden und sagte hinterher: „Diese Strecke ist besser als die in London – hier sind Zeiten von weit unter 2:10 Stunden möglich.“ Er sollte recht behalten. Bei den Frauen lief die Belgierin Magda Ilands 2:34:10 und verbesserte damit den Streckenrekord um über fünf Minuten.

Die Jahre von 1987 bis 1989 gehörten dann im Männerrennen den Läufern aus Tansania. Sie stellten die ersten afrikanischen Sieger. Suleiman Nyambui gewann 1987 und ’88, Alfredo Shahanga verbesserte 1989 den Streckenrekord auf 2:10:11. Bei den Frauen hatte nach Charlotte Teske (Darmstadt/2:32:10/1986) die Berlinerin Kerstin Preßler (2:31:22/1987) triumphiert. Renata Kokowska (Polen) war dann 1988 die erste Frau, die ein Zeit von unter 2:30:00 erreichte (2:29:16). Diesen Streckenrekord verbesserte Päivi Tikkanen (Finnland) 1989 auf 2:28:45.

1990: Durchs Brandenburger Tor und in neue Dimensionen

Nach dem Fall der Mauer konnte der Berlin-Marathon in die Eliteklasse der internationalen Straßenläufe aufsteigen. Nur einen Tag nach der Wende, also am 10. November 1989, klingelte bei Cheforganisator Horst Milde in seiner Tempelhofer Konditorei das Telefon. Michael Coleman, Sportredakteur bei der Londoner Times und ein engagierter Förderer des Berlin-Marathons redete auf einen damals noch sehr skeptischen Horst Milde, der nach wie vor alles ehrenamtlich organisierte, ein: „Der Berlin-Marathon wird der Lauf des Jahres – aber er muss 1990 durch das Brandenburger Tor führen.“

Am 30. September 1990 wurde schließlich ein Traum wahr für viele Läufer in Ost und West. Die Strecke des Berlin-Marathons führte 16 Jahre nach der Premiere des Rennens durch das Brandenburger Tor und somit durch beide Stadthälften. Drei Tage vor der deutschen Wiedervereinigung fand die sportliche Vereinigung von Ost und West in atemberaubender Weise auf den Straßen der künftigen Hauptstadt statt. Nachdem alle bürokratischen Hürden genommen waren – die Veranstalter mussten auch mit dem Ost-Berliner Magistrat verhandeln –, wurde schnell klar, dass der Berlin-Marathon auf dem Weg war, zu seinen Vorbildern New York und London aufzuschließen. Plötzlich hatte der Lauf annähernd die Dimensionen dieser beiden Läufe erreicht. Rund 25.000 Läufer rannten durch das Brandenburger Tor. Viele hatten Tränen in den Augen, als sie durch diese Nahtstelle zwischen Ost und West hindurchliefen, andere jubelten lauthals.

Der Australier Steve Moneghetti erreichte mit 2:08:16 Stunden die erste Zeit unter 2:10 in Berlin und verbesserte die Jahresweltbestleistung des italienischen Olympiasiegers Gelindo Bordin um drei Sekunden. Eine ehemalige DDR-Athletin, die unmittelbar nach dem Fall der Mauer nach Stuttgart geflüchtet war, feierte einen Heimsieg in 2:28:37 Stunden: Uta Pippig wohnte bereits wieder in Berlin und sollte schon wenige Monate später für den SCC Berlin starten. Die Gefühle der Uta Pippig reflektierten die bewegende Stimmung bei diesem historischen Massenlauf durch Ost und West: „Als ich durch das Brandenburger Tor lief, bekam ich eine Gänsehaut.“

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1998: Ronaldo da Costa läuft ersten Berliner Männer-Weltrekord und tanzt Samba im Ziel

Nur zwei Jahre später hatte der Berlin-Marathon nochmals sportpolitische Bedeutung: 1992 war das Rennen der erste große Citylauf, bei dem die Südafrikaner nach dem Ende der Apartheidpolitik und dem daraus folgenden Ende der internationalen Sperre wieder starten durften. Der Südafrikaner David Tsebe lief mit 2:08:07 Stunden nicht nur ein Streckenrekord sondern auch eine Jahresweltbestzeit. Immer weiter sprach sich die für Topzeiten hervorragend geeignete Berliner Strecke herum. Fachleuten war klar, dass der Kurs sogar für einen Weltrekord gut sein müsste.

Eine ganze Reihe von Weltklasseläufern meldeten ihr Interesse an, in Berlin zu starten. Das Problem war jedoch, dass das Budget längst nicht ausreichte, um sie alle zu verpflichten. Den Vergleich zu den finanzkräftigeren Rennen von London, Chicago, New York oder Boston konnten und können die Berliner in punkto Startgeld nicht standhalten. Doch noch heute nehmen einige Topläufer geringere Gagen in Berlin in kauf, um auf der schnellen Strecke eine Spitzenzeit zu laufen.

1995 stürmte der Kenianer Sammy Lelei zu einer Traumzeit von 2:07:02 Stunden – es war die damals zweitschnellste je gelaufene Zeit. Nur zwölf Sekunden fehlten Sammy Lelei zur damaligen Weltbestzeit des Äthiopiers Belayneh Dinsamo aus dem Jahr 1988. Berlin war auf dem Weg zum schnellsten Marathon der Welt zu werden. 1998 war es soweit. Dass der Brasilianer Ronaldo da Costa beim 25. Jubiläum des Berlin-Marathons einen Weltrekord lief, war eine Sensation und kam völlig unerwartet. Im Ziel zeigten die Uhren 2:06:05 Stunden, und damit hatte da Costa die zehn Jahre alte Weltbestzeit von Dinsamo um genau eine dreiviertel Minute unterboten.

Zum ersten Mal hatte der Berlin-Marathon nach dem Rennen 1998 die Führungsposition in der Liste der schnellsten City-Marathonrennen übernommen. Hierbei wird der Durchschnitt der schnellsten zehn je bei einem Rennen gelaufenen Zeiten gewertet. Zwischenzeitlich war dann der Chicago-Marathon die Nummer eins, doch seit 2006 und bis heute besetzt Berlin diese prestigeträchtige Führungsposition. Aktuell steht die Berliner Durchschnittszeit bei 2:02:33,8 Stunden. Nur ein Jahr nach dem Jubiläumsrennen gab es schon den nächsten Weltrekord: Die Kenianerin Tesla Loroupe verbesserte ihre eigene Bestzeit in Berlin 1999 auf 2:20:43. Bis heute wurden in Berlin insgesamt 13 Weltrekorde über die 42,195 km gelaufen - mehr als bei jedem anderen City-Marathon in der Welt.

Die 13 Berliner Weltrekorde auf einen Blick

  • 2023: Tigst Assefa (ETH/2:11:53)
  • 2022: Eliud Kipchoge (KEN/2:01:09)
  • 2018: Eliud Kipchoge (KEN/2:01:39)
  • 2014: Dennis Kimetto (KEN/2:02:57)
  • 2013: Wilson Kipsang (KEN/2:03:23)
  • 2011: Patrick Makau (KEN/2:03:38)
  • 2008: Haile Gebrselassie (ETH/2:03:59)
  • 2007: Haile Gebrselassie (ETH/2:04:26)
  • 2003: Paul Tergat (KEN/2:04:55)
  • 2001: Naoko Takahashi (JPN/2:19:46)
  • 1999: Tegla Loroupe (KEN/2:20:43)
  • 1998: Ronaldo da Costa (BRA/2:06:05)
  • 1977: Christa Vahlensieck (GER/2:34:48)

Zweimal wurden große Zeit-Barrieren in Berlin durchbrochen. Fast zwei Jahrzehnte lang, seit Mitte der 80er-Jahre, hatten die besten Langstreckenläuferinnen der Welt vergeblich versucht, die 2:20:00-Stunden-Barriere zu unterbieten. In Berlin schaffte dies schließlich Naoko Takahashi. Die 29-jährige Olympiasiegerin aus Japan lief 2001 eine Traumzeit von 2:19:46 Stunden. Ihren Zieleinlauf verfolgte fast jeder zweite Japaner live im Fernsehen. Der Berlin-Marathon erreichte damals in Japan eine unglaubliche Einschaltquote von 53,5 Prozent. 121 japanische Pressevertreter berichteten aus Berlin.

Der Berlin-Marathon hatte 2001 auch eine politische Dimension. Erfolgreich setzte die Veranstaltung ein Zeichen des Mitgefühls, der Völkerverständigung und des Friedens. Im Gedenken an die Todesopfer der Terrorattacken in New York und Washington vom 11. September 2001 hatten die Teilnehmer vor dem Start ein Transparent mit der Aufschrift „United we Run“ über ihre Köpfe hinweggezogen.

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2006 bis 2009: Haile Gebrselassie wird zur Berliner Legende

Haile Gebrselassie und Eliud Kipchoge, zwei der größten Langstreckenläufer aller Zeiten, liefen jeweils zwei Weltrekorde in Berlin. Zuletzt sorgte Tigst Assefa für Furore, als sie die Bestzeit auf 2:11:53 Stunden schraubte. Die Äthiopierin erreichte Zeit-Dimensionen, die bisher nur Männern vorbehalten waren und die viele Athleten nie erreichen. Von 2006 bis 2009 feierten die Berliner ihren Marathon-Helden Haile Gebrselassie. Der Äthiopier gilt als einer der erfolgreichsten Langstreckenläufer aller Zeiten und suchte sich die Spree-Metropole als Ort seiner größten Triumphe aus. Hier wurde er zur Legende.

Der Berlin-Marathon wurde immer internationaler und wuchs in neue Dimensionen. Die Gesamt-Zahl der Teilnehmenden (Laufen, Inlineskaten, Rollstuhlfahren, Handbiken) lag deutlich über 40.000. Tendenz steigend. Kurzzeitig hielt der Berlin-Marathon 2023 zum zweiten Mal nach 1999 beide Marathon-Weltrekorde. Aktuell sind auch die beiden deutschen Rekorde aus Berlin: 2008 lief Irina Mikitenko 2:19:19 und 2023 erreichte Amanal Petros 2:04:58.

 

Garanten des Erfolgs: Horst Milde, Mark Milde und Christoph Kopp

Die enorme Teilnehmer-Entwicklung des Berlin-Marathons, der zum 50. Jubiläum rund 50.000 Läufer erwartet, und der große Erfolg des Rennens wäre ohne die Zugehörigkeit zu den World Marathon Majors (WMM) nicht möglich gewesen. Zu Jahresbeginn 2006 gaben fünf der bedeutendsten Marathonrennen der Welt diesen Zusammenschluss bekannt: New York, Boston, Chicago, London und Berlin.

Doch wie hat es Berlin damals geschafft, die Zugehörigkeit zu diesem elitären Kreis zu erreichen? Die Antwort ist klar: Das Rennen in Berlin war spitzensportlich in den 90er-Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends derart erfolgreich, dass am Berlin-Marathon damals kein Weg vorbei führte. Bezüglich der Größe der Teilnehmerfelder und der Finanzkraft hätte Berlin den Anschluss an die WMM nicht schaffen können. Doch die Topzeiten, die in Berlin immer wieder gelaufen wurden, gaben den Ausschlag dafür, dass die WMM-Initiatoren sich für das deutsche Rennen entschieden.

Für die enorme spitzensportliche Entwicklung des Berlin-Marathons zwischen 1990 und 2005 stehen zwei Namen: Christoph Kopp und Mark Milde (auf unseren Fotos zusammen mit den Berliner Weltrekordler Paul Tergat und Haile Gebrselassie und Horst Milde, dem Gründer des Berlin-Marathon). Seit das Rennen 1981 erstmals in der West-Berliner City stattfand, war Christoph Kopp ehrenamtlich für die Topathleten zuständig. Er machte aus dem Berlin-Marathon ein Weltklasse-Event und baute Verbindungen auf, von denen der Lauf heute noch profitiert. „Was Christoph macht, kann kein anderer. Das Rennen ist ohne ihn nicht vorstellbar“, sagte Horst Milde Anfang der 90er-Jahre. Mildes Sohn Mark übernahm dann schließlich ab 1999 diese Position.

Mark Milde ist wie kein anderer aus dem Organisations-Team aufgewachsen mit dem Marathon. Er setzte den erfolgreichen Weg von Christoph Kopp, mit dem er bis zu dessen Tod im Frühjahr 2023 kooperierte, nicht nur fort sondern machte aus dem Berlin-Marathon das Weltrekordrennen schlechthin. Elf Weltrekorde wurden unter seiner Regie über die 42,195 km gebrochen - eine Bilanz, an die weltweit kein anderer Marathon-Race-Direktor auch nur annähernd herankommt.

Das Buch zum Jubiläum

Zum 50. Jubiläum des Berlin-Marathons hat das Forum für Sportgeschichte (Sportmuseum Berlin) ein Buch mit dem Titel „Immer wieder Marathon!“ herausgegeben. Dabei geht es auch um die frühe Historie des Laufsports, die Entwicklungen in Berlin und eine Würdigung des Berlin-Marathon-Gründers Horst Milde. Das Buch hat 248 Seiten im A4-Format und kann für 26,- Euro inklusive Versand in Deutschland per E-Mail bestellt werden: marathoneum@t-online.de