Staffel statt Berlin-Marathon
Deutsche Staffel schneller als Eliud Kipchoge: Die Bilder
2018 lief Eliud Kipchoge beim BMW Berlin-Marathon in 2:01:39 Stunden Weltrekord. Wegen Corona gab es dieses Jahr ein Staffelrennen, bei dem ein deutsches Quartett versucht hat, schneller zu sein.
2018 lief Eliud Kipchoge beim BMW Berlin-Marathon in 2:01:39 Stunden Weltrekord. Dieses Jahr musste Deutschlands wichtigste Laufveranstaltung wegen Corona ausfallen. Stattdessen gab es ein Staffelrennen, bei dem ein deutsches Quartett den Marathon schneller lief der Kenianer. Hier unsere Bilder und der Bericht.
Einen Marathon schneller als Weltrekordler Eliud Kipchoge laufen – unmöglich!? Einem deutschen Läuferquartett ist das am Sonntag in Berlin gelungen, wo normalerweise zum gleichen Zeitpunkt der BMW Berlin-Marathon stattgefunden hätte. Dort, wo der Kenianer vor zwei Jahren in 2:01:39 Stunden seine globale Bestmarke gerannt war. Allerdings lief das deutsche Quartett als Staffel und nicht jeweils einen ganzen Marathon allein.
Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg), Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), Richard Ringer (LC Rehlingen) und Johannes Motschmann (SCC Events Pro-Team) gingen als Staffelteam abwechselnd auf die gut 400 Meter lange Strecke rund um die Berliner Siegessäule. Ihr Ziel: In weniger als 2:01:39 Stunden einen Marathon laufen, was 105 Runden entsprach. Neben dieser Staffel gab es noch eine Frauenstaffel mit Melat Kejeta (Laufteam Kassel), Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg), Christina Gerdes (SCC Events Pro-Team) und Deborah Schöneborn (26, LG Nord Berlin), die in der gleichen Zeit möglichst viele Kilometer zurücklegen wollten. Dazu eine Jugendstaffel des SCC Berlin und ein Inliner-Trio.
Gejagt vom „Weltrekord-Auto“
Die Männerstaffel wurde zudem von einem Auto begleitet, das jeden Kilometer in 2:53 Minuten zurücklegte – und damit so schnell fuhr, wie Eliud Kipchoge bei seinem Weltrekordlauf durchschnittlich gelaufen war. Vor diesem Auto musste das Quartett das Ziel erreichen, um unter dem Weltrekord zu bleiben.
Eröffnet wurde die Staffel von Philipp Pflieger und Florian Orth, die am Vortag bereits bei einem 10-Kilometer-Rennen in Berlin am Start gewesen waren und in 28:49 bzw. 28:53 Minuten neue Bestzeiten aufgestellt hatten. Jeder Läufer lief zwei Runden und übergab dann an den nächsten. So absolvierte das Duo Pflieger/Orth etwa eine halbe Stunde, bevor Richard Ringer und Johannes Motschmann im gleichen Modus übernahmen.
„Wir haben uns diese Vorgehensweise überlegt, weil eigentlich Regen vorausgesagt war“, erklärte Florian Orth. „So hätten wir in der halbstündigen Pause die Möglichkeit gehabt, uns etwas Trockenes anzuziehen.“ Letztlich blieb es aber doch trocken. Mit zwölf Grad herrschten optimale Laufbedingungen, die bei einem Marathon garantiert zu einer erneuten herausragenden Zeit geführt hätten.
Fünf Sekunden schneller als Eliud Kipchoge
So nutzten die Läufer die optimalen Bedingungen und liefen ihre Runden um die Siegessäule. Nur selten überholte das Weltrekordauto das Quartett, das die letzte Runde gemeinsam lief und nach 2:01:34 Stunden den Marathon beendete – fünf Sekunden schneller als Eliud Kipchoge bei seinem Rekord. „Es hat auf jeden Fall richtig Spaß gemacht“, meinte Philipp Pflieger nach dem Rennen. Er genoss nach vier Wochen Höhentrainingslager im italienischen Sestriere das Wochenende in Berlin mit zwei Rennen an zwei Tagen.
„Es war auf jeden Fall cool, dass die Macher des Berlin-Marathons es geschafft haben, dass so etwas stattfindet – genauso wie die 2:01:39-Challenge. Das war Werbung für den Laufsport.“ Neben dem Eliterennen gab es eine Challenge für Jedermann. Für diese konnte man sich eine App runterladen, mit ihr laufen und tracken, wie weit man in 2:01:39 Stunden kommt. 13.000 Läufer hatten sich für diese Challenge registriert.
Auch Florian Orth war nach dem Rennen begeistert. „Super, was hier in Berlin auf die Beine gestellt wurde und dass wir dadurch die Möglichkeit hatten, uns zu präsentieren“, meinte der 31-Jährige. Nach dem Rennen am Samstag und der Staffel rund um die Siegessäule meinte der Regensburger, der sonst meist 5000 Meter auf der Bahn läuft: „Das fixt einen schon ein wenig an, doch auf die Straße zu wechseln.“
2021 hoffentlich wieder „richtiger“ Marathon
Auch der Berliner Marathon-Chef Jürgen Lock zeigte sich nach den Rennen zufrieden. „Es war anders als sonst, aber wir haben gemacht, was man machen kann. Wir wollten zeigen, dass Laufen auch während der Pandemie weiter Bestandteil des Lebens ist. Es war eine symbolische Aktion.“ Parallel zu dem Eliterennen in Berlin konnten Läufer auf der ganzen Welt am Wochenende bei einer vom Berlin-Marathon initiierten Challenge mit einer speziell dafür kreierten App austesten, wie weit sie in der Weltrekordzeit von 2:01:39 Stunden laufen können.
Einig war er sich aber mit allen: Auch wenn das Rennen eine gelungene Aktion war – „2021, werden wir hoffentlich wieder einen normalen Marathon durchführen. Irgendwie hat das heute schon sehr gefehlt. Es ist jedes Jahr einmalig, wenn Tausende Menschen zusammen am Start stehen und dann später ins Ziel kommen, das hat etwas Völkerverbindendes.“
Während die Männer in der Weltrekordzeit 105 Runden rund um die Siegessäule rannten, lief das Frauen-Quartett 84 Runden. Spaß hatten sie aber genauso. „Es war so cool, dass endlich mal wieder ein Event stattgefunden hat“, meinte Deborah Schöneborn nach dem Rennen. „Das ist so wichtig, damit der Laufsport nicht in Vergessenheit gerät. Deswegen freuen wir uns im Moment über jedes Rennen, das stattfindet.“
Die Veranstaltung im Berliner Zentrum in der Nähe des Brandenburger Tors fand wegen der Corona-Pandemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Gebiet um die Siegessäule war weiträumig abgesperrt, Zuschauer nicht zugelassen und nur wenige Medienvertreter erlaubt. Bei Betreten des Geländes wurde bei allen Personen die Temperatur gemessen.