Olympische Spiele
Die Vorschau auf die Laufwettbewerbe am Montag und Dienstag
Die Leichtathletik mit den Laufwettbewerben ist das Herzstück der Olympischen Spiele. Wir blicken auf die Laufwettbewerbe voraus, die heute und morgen im Olympiastadion von Tokio augetragen werden.
Es sind Olympische Spiele wie nie zuvor, die noch bis zum 8. August in Japan stattfinden. Ohne Zuschauer und mit vielen Corona- und Hygieneregeln werden die Wettkämpfe veranstaltet. Die Leichtathletik-Wettbewerbe finden zum Großteil im Olympiastadion von Tokio statt, das normalerweise 68.000 Zuschauern Platz geboten hätte. Aufgrund der klimatischen Situation hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter anderen die Marathonläufe ins nordjapanische Sapporo verlegt. Wir blicken täglich auf die Laufwettbewerbe voraus, die jeweils am folgenden Tag auf dem Programm stehen und die du entweder im Fernsehprogramm oder im Internetstream von ARD und ZDF alle live verfolgen kannst.
Von den zwölf olympischen Laufdisziplinen hatten die Kenianer vor fünf Jahren bei den Spielen in Rio die Hälfte gewonnen. Doch in verschiedenen Wettbewerben ist es inzwischen deutlich enger an der Weltspitze, so dass es schwieriger wird für die Laufnation Nummer eins, diesen Erfolg zu wiederholen. 18 deutsche Läufer gehen in Japan an den Start, darunter alleine sechs im Marathon.
3.000 m Hindernis der Männer: Gerät Kenias Dominanz ins Wanken?
- Finale: 2. August | 14:15 Uhr
- Olympiasieger 2016: Conseslus Kipruto (Kenia)
- Weltrekord: 7:53,63 Saif Saaeed Shaheen (Katar/2004)
- Deutscher Rekord: 8:09,48 Damian Kallabis (SCC Berlin/1999)
Könnte in Tokio die jahrzehntelange olympische Dominanz der Kenianer über die Hindernisstrecke enden? Seit 1984 stellt Kenia ununterbrochen den Olympiasieger über 3.000 m Hindernis. Doch im Olympiajahr haben die Kenianer ein Problem: Ihr bester Mann, Olympiasieger und Weltmeister Conseslus Kipruto, muss sich einer Anklage erwehren und ist derzeit offenbar nur aufgrund einer Kautionszahlung auf freiem Fuß. Zuletzt war er nicht in Form und verpasste bei den Trials in Kenia die Olympia-Qualifikation. Benjamin Kigen und Abraham Kibiwot vertreten Kenia im Olympiafinale von Tokio.
Die Kenianer haben mit dem wohl stärksten äthiopischen Läufer, Getnet Wale, einen Konkurrenten, den sie nur schwer schlagen können. Zunächst hatte es so ausgesehen, als würde der Äthiopier einen Start über 5.000 m in Tokio vorziehen, doch jetzt steht er doch im Finale über die Hindernisse. Am schnellsten in den Vorläufen war allerdings ein anderer Äthiopier: Lamecha Girma lief in 8:09,83 Minuten die schnellste Vorlaufzeit – dahinter folgte mit Ryuji Miura bereits ein Japaner, der den Landesrekord bei seinem Heimspiel auf 8:09,92 Minuten verbesserte. Es ist also damit zu rechnen, dass das Finale ein enges Rennen für die Kenianer wird. Die Äthiopier haben in den letzten Jahren aufgeholt, zudem ist mit dem Marokkaner Soufiane El Bakkali zu rechnen.
Der einzige deutsche Starter, Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898), hatte im Vorlauf erwartungsgemäß keine Chance, sich für das Finale zu qualifizieren. Der 25-Jährige, der sich im Vorfeld auf 8:23,28 Minuten gesteigert hatte, blieb mit 8:33,27 deutlich über seiner Bestzeit und belegte damit in seinem Vorlauf nur Rang elf. Eine Zeit von 8:17,31 wäre nötig gewesen, um den Endlauf zu erreichen.
5.000 m der Frauen: Sifan Hassan favorisiert
- Finale: 2. August | 14:40 Uhr
- Olympiasiegerin 2016: Vivian Cheruiyot (Kenia)
- Weltrekord: 14:06,62 Letesenbet Gidey (Äthiopien/2020)
- Deutscher Rekord: 14:26,76 Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen/2019)
Sifan Hassan ist über 1.500 Meter und 5.000 Meter im Rennen um die Medaillen, nachdem die Niederländerin sich nach ihrem souveränen Finaleinzug über 5.000 m auch über 1.500 m trotz eines Sturzes im Vorlauf für die zweite Runde qualifiziert hat. Auch für die 10.000 m am Samstag ist sie gemeldet. Sollte sie den Dreifach-Start wirklich wagen? Bei der WM vor zwei Jahren hatte die gebürtige Äthiopierin bereits als erste Frau Goldmedaillen über 1.500 und 10.000 m gewonnen.
Während die frühere Äthiopierin mindestens auf zwei Strecken antritt, machen es ihre Ex-Landsfrauen anders: Die beidenstärksten Äthiopierinnen teilen sich auf. Über 5.000 m ist die aktuelle Weltrekordlerin Letesenbet Gidey nicht zu sehen. Dafür schicken die Äthiopier Gudaf Tsegay ins Rennen. Die 24-Jährige überraschte in diesem Jahr mit einer Kette von Weltklassezeiten und einer enormen Bandbreite - von 800 bis 10.000 Meter.
Während sich ein Duell zwischen Sifan Hassan und Gudaf Tsegay abzeichnet, startet für Kenia unter anderen die erfahrene Hellen Obiri. Sie ist die aktuelle Weltmeisterin über 5.000 m. Zu den Europäerinnen, denen man eine gute Platzierung im Finale zutrauen kann, zählen Karoline Grovdal (Norwegen) und Yasemin Can (Türkei), die ebenso wie Sifan Hassan aus Äthiopien stammt. Über 5.000 m ist in Tokio keine deutsche Läuferin am Start.
1500 Meter der Männer: Schafft Robert Farken den Sprung ins Halbfinale?
- Vorläufe: 3. August | 2:05 Uhr
- Halbfinale: 5. August | 13:00 Uhr
- Finale: 7. August | 13:40 Uhr
- Olympiasieger 2016: Matthew Centrowitz (USA)
- Weltrekord: 3:26,00 Hicham El Guerrouj (Marokko/1998)
- Deutscher Rekord: 3:31,58 Thomas Wessinghage (USC Mainz/1980)
Der Weltmeister von 2019 ist eigentlich der große Favorit: Timothy Cheruiyot. Doch der Kenianer zeigte ausgerechnet bei den Olympia-Qualifikationsrennen in Nairobi eine überraschende Schwäche und wurde nur Vierter. Dennoch wurde Cheruiyot, der mit 3:28,28 Minuten auch die Jahresweltbestenliste anführt, für Tokio nominiert. Herausfordern könnte den Weltmeister aus Kenia dabei ein Europäer: Jakob Ingebrigtsen hat sich in den internationalen Bestenlisten immer weiter nach vorne geschoben. 2020 und 2019 war der norwegische Europameister jeweils der zweitschnellste Läufer weltweit über 1.500 m hinter Timothy Cheruiyot.
Zwei deutsche Läufer schafften die Qualifikation für die Spiele: Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) und Robert Farken (SC DHfK Leipzig), der zuletzt sehr starke Form zeigte. Für beide ist das erste Ziel, das Halbfinale zu erreichen. Robert Farken hat nach seinen jüngsten Leistungen wohl die besseren Chancen dies zu schaffen und könnte dann auch ein gutes Semifinale laufen.
5000 m der Männer: Wie schlägt sich Mohamed Mohumed?
- Vorläufe: 3. August | 13:00 Uhr
- Finale: 6. August | 14:00 Uhr
- Olympiasieger 2016: Mo Farah (Großbritannien)
- Weltrekord: 12:35,36 Joshua Cheptegei (Uganda/2020)
- Deutscher Rekord: 12:54,70 Dieter Baumann (Bayer Leverkusen/1997)
Kommt der 5.000-m-Olympiasieger 2021 nach 13 Jahren wieder aus Afrika? 2008 hatte der Äthiopier Kenenisa Bekele die Goldmedaille über diese Distanz gewonnen. 2012 und 2016 triumphierte dann jeweils Mo Farah. Der Brite wird in Tokio aber nicht am Start sein. Als Favorit gilt eigentlich Joshua Cheptegei, der vor zwei Jahren zunächst Crosslauf-Weltmeister wurde und dann auch den globalen Titel über 10.000 m gewann sowie 2020 die Weltrekorde über 5.000 und 10.000 m brach. Doch der 24-jährige Langstreckler aus Uganda konnte in seinem bisher einzigen 5.000-m-Rennen der Saison nicht überzeugen. In Florenz lief er als Sechster ins Ziel.
Wenn sein jüngerer Landsmann Jacob Kiplimo nicht nur über 10.000 m sondern auch über 5.000 m antritt, gehört der 20-Jährige neben dem Kenianer Nicholas Kimeli und dem Äthiopier Getnet Wale zu den größten Konkurrenten von Joshua Cheptegei. Wale ist eigentlich ein 3.000-m-Hindernisläufer, der jedoch über die flache Distanz in diesem Jahr in die Weltelite vorgestoßen ist. Er hat den 5.000 m offenbar Priorität eingeräumt, könnte aber in Tokio auch über beide Distanzen starten.
Die Frage ist natürlich auch noch: Was macht Jakob Ingebrigtsen? Es sprach einiges dafür, dass sich der Norweger auf die 1.500 m konzentriert, weil er dort wohl bessere Chancen hat, zumindest eine Medaille zu gewinnen. Allerdings war er es, der dann das Rennen in Florenz gewann und dort mit 12:48,45 Minuten einen Europarekord aufstellte und die bisher schnellste Zeit des Jahres weltweit lief. Mit seiner enormen Grundschnelligkeit hätte Jakob Ingebrigtsen auch über 5.000 m eine sehr gute Chance, sofern sich das Rennen entsprechend entwickelt und nicht extrem schnell wird.
Als einziger deutscher Läufer schaffte Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) knapp die Qualifikation über die entsprechende Weltranglisten-Position von World Athletics. Für den 22-Jährigen geht es in erster Linie darum, Erfahrung zu sammeln und in seinem Vorlauf eine gute Leistung zu zeigen. Eine Qualifikation für das Finale erscheint angesichts der enorm starken Konkurrenz so gut wie unmöglich.
800 Meter der Frauen: Wer soll Athing Mu schlagen?
- Finale: 3. August | 14:25 Uhr
- Olympiasiegerin 2016: Caster Semenya (Südafrika)
- Weltrekord: 1:53,28 Jarmila Kratochvilova (Tschechische Republik/1983)
- Deutscher Rekord: 1:55,26 Sigrun Wodars (SC Neubrandenburg/1987)
Die US-Amerikanerin Athing Mu geht als große Favoritin in das 800-m-Finale. Bei den drei Halbfinalrennen erzielte die erst 19-Jährige die schnellste Zeit und hinterließ den stärksten Eindruck. Während alle drei britischen 800-m-Läuferinnen in Tokio das Finale erreichten, hatte Katharina Trost in ihrem Halbfinalrennen keine Chance auf das Weiterkommen.
Locker und ohne Probleme gewann Athing Mu ihr Halbfinalrennen in 1:58,07 Minuten. Die US-Amerikanerin scheint auf dem Weg zu sein zur Goldmedaille. Hinter ihr belegten die Äthiopierin Habitam Alemu (1:58,40) und Alexandra Bell (Großbritannien/1:58,83) die nächsten Plätze und qualifizierten sich ebenfalls für das Finale. Den ersten der drei Läufe hatte Natoya Goule (Jamaika) in 1:59,57 vor Jemma Reekie (Großbritannien/1:59,77) gewonnen.
Im dritten Halbfinalrennen setzte sich Keely Hodgkinson nach einem taktisch eindrucksvollen Rennen mit einem starken Schlusssprint in 1:59,12 Minuten durch. Noch 200 Meter vor dem Ziel lief die Britin dabei an sechster Stelle neben Katharina Trost (LG Stadtwerke München), die sogar kräftesparend auf der Innenbahn rannte. Doch während die Britin deutlich zulegen konnte, ging bei der Münchnerin nichts mehr. Als Achte lief Katharina Trost schließlich in 2:02,14 ins Ziel.
Das Erreichen des Finales war von vornherein nicht realistisch, doch mit ihrer Leistung in diesem Halbfinale war Katharina Trost selbst nicht zufrieden. „Ich habe mir echt viel vorgenommen. Ich war auch sehr motiviert, die Spannung war da. Und ich habe mich eigentlich gut gefühlt am Anfang, auch in die zweite Runde hinein. Ich dachte, da geht noch was. Ich habe versucht nicht so lange Wege zu gehen, nicht außen zu laufen – ich kann es mir auch nicht erklären, woran es lag, aber auf den letzten 150 Metern ging einfach gar nichts mehr“, sagte sie.