Marathon-Aufsteigerin 2023
Domenika Mayer: Nur die deutsche Rekordlerin ist noch vor der Mama von zwei kleinen Kindern
Beim BMW Berlin-Marathon stieg Domenika Mayer mit 2:23:47 Stunden zur zweitschnellsten deutschen Marathonläuferin aller Zeiten auf. Hier stellen wir dir die Aufsteigerin des Jahres vor.
Es ist erst eineinhalb Jahre her, da entschied sich Domenika Mayer ziemlich spontan, ihren ersten Marathon zu laufen. Und gewann auf Anhieb in Hannover mit 2:26:50 Stunden. Es war eins der schnellsten Debüts einer Deutschen über 42,195 Kilometer. Vier Monate später wunderte es kaum noch jemanden, dass sie als EM-Sechste von München zweitbeste Deutsche im Marathon wurde und mit dem DLV-Team sogar Gold holte. Dass sie aber beim BMW Berlin-Marathon noch einmal gut drei Minuten schneller sein würde, überraschte dann doch die meisten Beobachter. Nicht aber die Läuferin selbst: „Ich wusste, dass ich 2:24 laufen kann. Das Training war gut, alle Werte stimmten. Ich habe mich im Vorfeld allerdings mit Prognosen zurückgehalten, weil ich es nicht verschreien wollte“, erklärte die Läuferin von der LG Telis Finanz Regensburg.
In Berlin lief es von Beginn an richtig gut für sie. In 71:50 Minuten erreichte sie die Halbmarathonmarke. „Da hat’s mich dann aber irgendwie in den Fuß gestochen. Es tat so weh, dass ich entscheiden musste, ob ich weiterlaufe oder aufhöre. Mir war aber klar, dass dieser Fuß in vier Wochen nicht besser werden würde, und habe mich entschieden, es durchzuziehen.“ Was sie auch tat. Trotz der Fußschmerzen konnte sie das Tempo in der zweiten Hälfte halten und steigerte ihre Bestzeit von 2:26:50 schließlich auf 2:23:47. „Ich bin ich froh, dass der Fuß bis ins Ziel gehalten hat“, meinte sie danach.
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Großen Anteil an ihrer Leistung hatte ihr Tempomacher. Chris Thompson aus Großbritannien ist ein erfahrener und mit 42 Jahren immer noch sehr schneller Marathonläufer. 2010 gewann er Silber bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona über 10.000 Meter. Seinen schnellsten Marathon lief er aber erst 2021 in London mit 2:10:52 Stunden. In Berlin war er für Domenika Mayer der „Fels in der Brandung“. Zumal der BMW Berlin-Marathon ihr erster ganz großer internationaler Marathon war. „Chris hat mir bei meinem ersten Mega-Event sehr geholfen“, sagt Domenika Mayer, für die es eine ganz neue Erfahrung war, inmitten solcher Menschenmassen wie in Berlin zu laufen: „Die Wahnsinnsstimmung hat mich die meiste Zeit getragen, aber es gab auch Phasen, in denen es schwer war und mich die Lautstärke und die vielen Menschen sogar ein wenig gestört haben. Dann habe ich einfach auf Chris‘ Rücken geschaut und so zurück in meinen Tunnel gefunden.“
Zieltreffen: Lauflegende Uta Pippig und Domenika Mayer in Berlin
Domenika Mayers Lauf in Berlin war eigentlich der drittschnellste einer deutschen Marathonläuferin. Schneller waren Irina Mikitenko, die 2008 mit dem deutschen Rekord von 2:19:19 Stunden in Berlin gewann, und die Berlinerin Uta Pippig 1994 in Boston. Aber deren 2:21:45 Stunden, mit denen sie damals den ältesten Marathon der Welt gewann, zählen nicht für offizielle Rekordlisten, weil die Punkt-zu-Punkt-Strecke an der Ostküste der USA als nicht bestenlistentauglich eingestuft ist.
Als Zweite der „ewigen“ deutschen Bestenliste hat Domenika Mayer jetzt einen großen Schritt in Richtung Olympia 2024 in Paris gemacht. Die Norm von 2:26:50 hat sie deutlich unterboten, aber das wird angesichts der großen Leistungsdichte bei den deutschen Frauen nicht entscheidend sein. Wichtiger ist, dass sie jetzt das Feld der Olympiakandidatinnen anführt. Mit deutlichem Vorsprung vor Fabienne Königstein (MTG Mannheim/2:25:48) und Deborah Schöneborn (Marathon Team Berlin/2:25:52), die bei ihrem Heimrennen in 2:27:35 Stunden das Ziel erreichte. „Ich bin meinem Ziel ein großes Stück nähergekommen, auch wenn man nie weiß, was die anderen noch machen“, sagte Domenika Mayer, die als größte Konkurrentin Miriam Dattke und Melat Kejeta auf der Liste hat. Mayers Vereinskollegin Miriam Dattke wird nach der kurzfristigen, infektbedingten Absage ihres Starts in Berlin Ende Oktober beim Frankfurt-Marathon starten. Und Melat Kejeta, die vom Domenika Mayer als Nummer zwei der ewigen Bestenliste abgelöst wurde, plant, beim Valencia-Marathon am ersten Dezember-Wochenende ihren Olympiastart klarzumachen.
Domenika Mayer aber könnte sich mit dem Berliner Rennen in ihrer zweiten Leichtathletik-Karriere einen großen Traum erfüllt haben, nachdem ihr erster Anlauf als vielversprechendes Nachwuchstalent mit 17 Jahren geendet war: Mit guten Zeiten auf den Mittelstrecken verabschiedete sich zunächst von der Leichtathletik. Nach dem Abitur studierte sie an der Fachhochschule der bayerischen Polizei, begann wieder mit dem Laufen und lernte ihren heutigen Mann und Trainer Christian kennen. So richtig ins Rollen kam ihre zweite Karriere allerdings erst nach der Geburt ihrer beiden Kinder. Im März 2021 steigerte sie sich zunächst über 10 Kilometer in Berlin auf 32:34 Minuten und dann im Halbmarathon zwei Wochen später in Dresden auf ihre nach wie vor aktuelle Bestzeit von 69:52 Minuten. In Berlin waren die beiden vier und fünf Jahre alten Mädchen nicht dabei. Sie wurden daheim im Landkreis Amberg-Sulzbach östlich von Nürnberg von Oma und Opa betreut. Nach ihrem Rennen freute sich Domenika Mayer auf ein Wiedersehen mit den beiden – und auf die Herbstferien, in denen sie sich vom Marathon erholen und viel mit der Familie unternehmen wollte.