Düsseldorf-Marathon läuft auf Sparflamme

Düsseldorf-Marathon läuft auf Sparflamme

| Jörg Wenig I Foto: Norbert Wilhelmi

André Pollmächer und die US-amerikanische Titelverteidigerin Annie Bersagel (Foto) sind die beiden bekanntesten Athleten in einem stark abgespeckten Elitefeld beim Metro Group Marathon Düsseldorf am Sonntag. Mit sehr gut besetzten Elitefeldern hatte das Rennen in den vergangenen Jahren international immer stärker auf sich aufmerksam gemacht. Das ist bei der diesjährigen Auflage am Sonntag anders.

Es schien als ob sich Düsseldorf als hochklassigster deutscher Frühjahrs-Marathon etablieren könnte. Vier Männer gingen im vergangenen Jahr mit Bestzeiten von unter 2:07 Stunden an den Start. Mehr sind es auch in diesem Frühjahr bei keinem anderen deutschen Marathon. Doch auf der aktuellen Düsseldorfer Startliste findet sich nicht einmal mehr ein Läufer mit einer Bestzeit von unter 2:11 Stunden.

Der schnellste Mann im Feld ist der Belgier Abdelhadi El Hachimi. Der inzwischen bereits 40-Jährige erreichte vor vier Jahren eine Zeit von 2:11:30 Stunden. André Pollmächer, der für den Veranstalterklub Rhein-Marathon Düsseldorf startet, ist mit seinem persönlichen Rekord von 2:13:05 die Nummer zwei in der Startliste. Für den 32-Jährigen ist es der erste Marathon-Start seit seinem starken achten Platz bei den Europameisterschaften im vergangenen Sommer in Zürich. Mit dem Debütanten Manuel Stöckert (SC Ostheim Rhön) und dem aus Polen stammenden Marcin Blazinski (LG Nordschwarzwald/Bestzeit: 2:14:45) sind noch zwei weitere deutsche Läufer im Feld.

„Die Olympia-Qualifikation für 2016 ist das Ziel“, sagte André Pollmächer, der daher eine Zeit im Bereich von unter 2:12 Stunden anstrebt. Die noch nicht bekannt gegebene Marathonnorm wird voraussichtlich zwischen 2:12:00 und 2:12:30 liegen. „Ich muss den nächsten Schritt machen. Es bringt mir nichts, wenn ich ein Tempo für eine 2:14er Zeit einschlage“, sagte André Pollmächer, der am Sonntag eine Halbmarathon-Duchgangszeit von 65:30 Minuten anstrebt. „Ich war in der Vorbereitung dreimal im Trainingslager in Portugal. Wenn man eine neue Dimension erreichen möchte, muss man anders trainieren. Dass dabei nicht immer alles funktioniert, ist normal beim Marathontraining. Ich bin aber fit, um in dem geplanten Tempo anzulaufen“, sagte André Pollmächer.

Bersagel kehrt an die Stätte des Erfolgs zurück

Bei den Frauen kann die Siegerin eigentlich nur Annie Bersagel heißen. Die Amerikanerin steigerte sich im vergangenen Jahr in Düsseldorf auf 2:28:59 Stunden. Bersagel wird versuchen, ihre Bestzeit zu unterbieten. Die 32-Jährige hat praktisch keine Konkurrenz, sieht man von der Brasilianerin Sirlene De Sousa Pinho ab, die bisher 2:35:45 erreichte. „Ich kenne die Situation in diesem Jahr in Düsseldorf. Aber für mich ändert sich deswegen nichts. Ich werde mein Tempo laufen, das in Richtung 2:28:00 Stunden gehen soll“, sagte Annie Bersagel.

Aufgrund von finanziellen Engpässen läuft das Düsseldorfer Eliterennen sozusagen auf Sparflamme. Für die internationale Entwicklung und damit auch für den avisierten ausländischen Teilnehmer-Zuwachs ist dies ein Rückschlag. Hoffnungen der Veranstalter, dass die Verantwortlichen in der Stadt Düsseldorf die wirtschaftliche Chance eines bedeutenden Marathonlaufes erkennen und entsprechend reagieren würden, haben sich bisher nicht erfüllt. Auf politischer Ebene scheinen die Voraussetzungen dabei günstig, denn der Oberbürgermeister Thomas Geisel ist ein versierter Marathonläufer, der bereits über 50 Rennen über die klassische Distanz gelaufen ist. Beim Metro Group Marathon Düsseldorf ist er Stamm-Teilnehmer und geht am Sonntag zum achten Mal an den Start.

Race-Direktor mit prominenter Unterstützung

„Ich hoffe, dass sich für das nächste Jahr etwas tut. Denn es wäre schade für die Sportstadt Düsseldorf, wenn die Entwicklung des Rennens stagnieren oder sogar zurückgehen würde“, sagt Race-Direktor Jan Henning Winschermann, der Rückendeckung von prominenten Laufsport-Funktionären erhält. Der spanische Präsident des internationalen Straßenlaufsport-Verbandes AIMS (Association of International Marathons and Distance Races), Paco Borao, erklärte im Hinblick auf die Situation in Düsseldorf: „Es steht außer Frage, dass Marathonläufe zu den profitabelsten Sportveranstaltungen gehören, die eine Stadt ausrichten kann. Die wirtschaftlich wirklich interessante Zielgruppe sind dabei die ausländischen Läufer“, sagt Paco Borao. Wenn sie in Massen zu einem Marathon reisen, Hotels buchen, kulturelle Angebote wahrnehmen, zum Essen und Einkaufen gehen, bleiben hohe Millionenbeträge in der Stadt.

„Man muss diese Läufer natürlich locken und sich überlegen, wie man das macht. Warum also sollte ein Athlet in Düsseldorf Marathon laufen wollen? Eine von mehreren Initiativen ist sicherlich ein möglichst hochkarätiges Elitefeld zu verpflichten. Wenn hochklassige Ergebnisse oder Bestzeiten gelaufen werden, wird das einen entsprechenden Effekt haben. Mehr internationale Läufer werden davon hören und dieses Rennen laufen wollen“, erklärt Paco Borao. Das sieht auch der Chef der German Road Races (GRR), Horst Milde, so. Der Initiator des Berlin-Marathons sagt: „Wenn es gelingt, einen echten Topstar an den Start zu bringen, geht vieles von selbst. Das Medieninteresse wird deutlich höher sein und die internationale Berichterstattung erweckt Interesse bei ausländischen Läufern.“

Marathon-Städte verdienen mit

„Natürlich muss man einiges investieren, um die besten Läufer an den Start zu bringen. Aber es ist eine Investition, die sich auszahlt für eine Stadt wie kein anderer Event“, sagt Paco Borao, der diesen Weg als Chef des Valencia-Marathons selbst eingeschlagen hat. „Mein eigenes Rennen ist das beste Beispiel: Wir haben seit einigen Jahren stärker in das Elitefeld investiert. Heute haben wir viermal so viele Anmeldungen – und der Anteil der Ausländer hat sich sogar verzehnfacht! Wir haben errechnet, dass jeder Euro, den wir investieren, der Stadt am Ende dreieinhalb Euro zurück bringt.“  

Beim Metro Group Marathon Düsseldorf wird am Wochenende die Original-Marathonflamme aus Griechenland, wo der klassische Lauf im Ort Marathon seinen Ursprung hat, zu sehen sein. Vielleicht ist das Feuer, das auch im Rahmen einer Staffel präsentiert wird, ein gutes Omen und es muss zukünftig nicht mehr auf Sparflamme gelaufen werden.