Balanced Cushioning
Eine gute Wahl bei Verletzungen
Wenn das Material eines Laufschuhs unter der Ferse exakt so hoch ist wie unter dem Vorfuß, dann spricht man von „null Sprengung“. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Die Sprengung bezeichnet den Höhenunterschied der Mittelsohle zwischen Ferse und Vorfuß. Bei allen Unterschieden im Materialmix der Mittelsohlen hat sich der Höhenunterschied zwischen Fußballen und Ferse als wichtiges Unterscheidungsmerkmal etabliert. Je größer die Sprengung, desto höher ist also der „Absatz“ des Laufschuhs.
Mehr als ein Barfuß-Trend
Aber warum ist das überhaupt wichtig? Einfach gesagt: Eine niedrige Sprengung reduziert Kräfte, die beim Laufen aufs Kniegelenk einwirken können. Weil das Laufen ohne Absatz dem natürlichen Laufen – also dem Barfuß-Laufen – sehr nahekommt, hat sich der Hersteller Altra diesem Prinzip verschrieben. Alle von Altra produzierten Laufschuhe sind unter der Ferse und unter dem Vorfuß gleich hoch. Auch der neue Rivera 3. „Bei uns heißt das Balanced Cushioning“, erklärt Tim Rose von Altra, „aber es besagt dasselbe wie null Sprengung. Die Laufschuhe von Altra verzichten auf einen Fersenabsatz, der nicht natürlich ist.“
2011 hatten die beiden US-Läufer Brian Beckstead und Golden Harper im US-Bundesstaat Utah das Unternehmen Altra gegründet. Den beiden Gründern ging es vornehmlich um die Gesundheit der Läuferinnen und Läufer. Sie arbeiteten in einem spezialisierten Laufsportgeschäft und erlebten tagtäglich, mit welchen Verletzungen die Leute in den Laden kamen. „Damals waren hohe Absätze von zehn oder zwölf Millimetern sehr verbreitet“, sagt Tim Rose. „Und wenn man mal recherchiert, warum diese Absätze überhaupt entstanden sind, dann stellt man schnell fest, dass dabei niemand daran gedacht hat, Läuferinnen und Läufern etwas Gutes zu tun.“
Früher waren Schuhe flach. Dann kam die Industrialisierung. Bevor das Auto seinen Siegeszug antrat, waren viele Menschen auf Pferden unterwegs. „Die Schuhe mussten damals vorne recht schmal sein und sie mussten einen Absatz haben, erst damit hatte man im Steigbügel eines Sattels einen guten Halt“, erzählt Tim Rose.
Zehen können sich spreizen
Immer mehr Schuhe wurden mit Absatz gebaut. Und irgendwann hat man aufgehört, das zu hinterfragen. Tim Rose: „Heute wissen wir, dass unsere Füße es lieben, wenn sie sich aufspreizen können und dass ein flacher Schuh viele gesundheitliche Vorzüge hat.“
Altra jedenfalls verfolgt das „Null-Sprengung-Konzept“ seit der Gründung bis heute. Aber im Gegensatz zum Natural Running-Trend von vor 15 Jahren verzichtet Altra nicht auf eine ausreichende Dämpfung. „Wir haben wenig gedämpfte Laufschuhe ebenso im Programm wie Schuhe mit maximaler Dämpfung, der neue Rivera 3 hat eine mittlere Dämpfung“, so Tim Rose. Auch Sportmediziner Dr. Matthias Marquardt, Autor des Buches „Die Laufbibel“ und Check-Up-Arzt aus Hannover, ist ein Freund von Laufschuhen mit geringer Sprengung. „Grundsätzlich sind sie eine gute Wahl bei Problemen mit vorderem Knieschmerz, medialer Gonarthrose und auch bei einem Spreizfuß.“ Allerdings, so Marquardt, sollten keine Probleme mit der Achillessehne bestehen, wenn man auf eine Sprengung komplett verzichten will.