BMW Berlin-Marathon
Eliud Kipchoge läuft Weltrekord − Hier gibt's über 450 Bilder vom historischen Marathon
Eliud Kipchoge hat die 48. Auflage des BMW Berlin-Marathon mit einem Weltrekord von 2:01:09 Stunden gekrönt. Damit verbesserte der 37-jährige Kenianer seine eigene Bestzeit um genau eine halbe Minute.
Eliud Kipchoge war zeitweilig sogar auf Kurs für eine Traumzeit von unter 2:00:00 Stunden, konnte dieses famose Tempo aber nicht halten. Der Kenianer stellte in Berlin den zwölften Weltrekord der Veranstaltungsgeschichte auf. Bei keinem anderen Marathonlauf weltweit wurden mehr Weltrekorde erzielt.
Eliud Kipchoges Landsmann Mark Korir wurde Zweiter mit 2:05:58, Rang drei belegte der Äthiopier Tadu Abate mit 2:06:28. Einen starken elften Platz erreichte Haftom Weldaj (Hamburger LL), der sich auf 2:09:06 steigerte und damit zum sechstschnellsten deutschen Läufer aller Zeiten wurde. Er stellte auch eine deutsche Jahresbestzeit auf.
Zu einem sensationellen Streckenrekord stürmte Tigist Assefa. Als Außenseiterin mit einer persönlichen Bestzeit von zuvor 2:34:01 gestartet, lief die Äthiopierin bei exzellenten Wetterbedingungen das Rennen ihres Lebens und gewann in 2:15:37 Stunden. Damit erzielte die 26-Jährige die drittschnellste je gelaufene Zeit, einen äthiopischen Landesrekord und eine Jahresweltbestzeit. Den bisherigen Streckenrekord hatte die Kenianerin Gladys Cherono 2018 mit 2:18:11 aufgestellt.
Der BMW Berlin-Marathon war hinsichtlich der beiden Siegzeiten der hochklassigste Marathonlauf aller Zeiten. Die beiden Ergebnisse von Kipchoge und Assefa ergeben insgesamt 4:16:46 Stunden. Bisher führte der Tokio-Marathon 2022 mit 4:18:42 diese Liste an. Für die 48. Auflage des Berlin-Marathons - einem Rennen der Abbott World Marathon Majors-Serie - hatten 45.527 Läufer aus 157 Nationen gemeldet.
„Das war heute die Krönung: Unser zwölfter Weltrekord und dann auch noch einen derart starken Streckenrekord bei den Frauen. Mit dem Rekordlauf von Eliud hatten wir geplant, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass Tigist eine solche Zeit laufen würde“, sagte Race-Direktor Mark Milde. „Es war auch toll zu sehen, wie die Menschen am Straßenrand den Marathon gefeiert haben.“
Das Rennen der Männer: Haftom Weldaj ist mit 2:09:06 Stunden jetzt sechstschnellster Deutscher überhaupt
Bei hervorragenden Wetterbedingungen mit Temperaturen von 12 bis 15 Grad Celsius, weitestgehend bedecktem Himmel, einem fast nicht vorhandenen Ostwind und einer Luftfeuchtigkeit von 85 bis 75 Prozent startete Eliud Kipchoge überraschend einen Angriff auf die Zwei-Stunden-Barriere. Zwei Äthiopier schlossen sich diesem unglaublichen Tempo an: Der Titelverteidiger Guye Adola und überraschend Andamlak Belihu, der mit einer Bestzeit von 2:09:43 ins Rennen gegangen war. Adola fiel nach knapp 15 km zurück und stieg später bei 35 km aus, und auch für Belihu war dieses Tempo zu schnell. Bei 25 km verlor er den Kontakt, kam aber immerhin noch als Vierter nach 2:06:40 ins Ziel am Brandenburger Tor.
Lange Zeit war Eliud Kipchoge tatsächlich auf Kurs für eine Zeit von unter zwei Stunden. Die Halbmarathonmarke passierte er dabei in 59:51 Minuten. Damit lag er fast sekundengenau auf Kurs für jene Zeit, die er in einem nicht rekord-konformen Rennen in Wien 2019 gelaufen war: 1:59:40,2 Stunden. Ab Kilometer 25 musste der Kenianer nach dem Ausstieg des letzten verbliebenen Tempomachers alleine für das Tempo sorgen und wurde dann etwas langsamer. So geriet die Zwei-Stunden-Marke außer Reichweite und auf dem letzten Abschnitt auch eine Zeit von unter 2:01. Die 25- und 30-km-Punkte hatte Eliud Kipchoge in Weltbestzeiten von 1:11:08 und 1:25:39 passiert. Einen offiziellen Weltrekord führt der internationale Leichtathletik-Verband über diese Distanzen zurzeit nicht. Obwohl er an Tempo verlor, reichte es für Eliud Kipchoge immer noch, um den Weltrekord auf 2:01:09 zu verbessern.
Über 45.000 laufen durch die Hauptstadt: Der 48. BMW Berlin-Marathon im Video
„Ich bin überglücklich, den Weltrekord in Berlin gebrochen zu haben. Ich wollte die erste Hälfte so schnell laufen“, sagte Eliud Kipchoge. „Ich habe mich gut gefühlt während des Rennens, ich war sehr entspannt“, fügte der zweimalige Marathon-Olympiasieger hinzu, der zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2018 den Berlin-Marathon gewann und damit mit dem bisherigen Rekord-Sieger Haile Gebrselassie (Äthiopien) gleichzog. Zudem dürfte sich der Kenianer in Berlin auch den Sieg in der Abbott World Marathon Majors-Serie 2022 gesichert haben.
Die hervorragenden Bedingungen nutzte auch Haftom Weldaj (Hamburger LL), der die erste Hälfte nach 64:51 Minuten gemeinsam mit Johannes Motschmann (SCC Berlin/Marathon Team Berlin) absolviert hatte. Zu diesem Zeitpunkt lag Weldaj auf Position 32, doch in der zweiten Hälfte konnte er zulegen und etliche Athleten überholen. Am Ende steigerte sich der 32-Jährige, der mit einer Bestzeit von 2:13:47 ins Rennen gegangen war, auf die deutsche Jahresbestzeit von 2:09:06 und lief als Elfter ins Ziel. Nur fünf Deutsche waren jemals schneller. Nur sechs Wochen nach seinem EM-Rennen konnte dagegen Johannes Motschmann das Tempo in der zweiten Hälfte nicht halten und kam schließlich auf Platz 24 in 2:14:02 ins Ziel. Ein Rang vor ihm lag Frank Schauer (Tangermünde Elbdeichmarathon) mit einer persönlichen Bestzeit von 2:13:41.
Das Rennen der Frauen: Tigist Assefa mit 2:15:37 Stunden die Nummer drei aller Zeiten hinter Kosgei und Radcliffe
Unerwartet entwickelte sich bei den Frauen eines der hochklassigsten Marathonrennen aller Zeiten. Nachdem eine fünfköpfige Spitzengruppe die Halbmarathon-Marke nach 68:13 Minuten passiert hatte, wurde das Rennen nochmals schneller. Die 30-km-Marke passierten die Äthiopierinnen Tigist Assefa, Tigist Abayechew und Sisay Meseret Gola nach 1:36:41. Damit lagen sie bereits auf Kurs für eine Endzeit um 2:16:30.
In der Folge setzte sich Tigist Assefa, die im ersten Teil ihrer Karriere Mittelstrecken lief und nun mit dem Marathon ihre stärkste Disziplin gefunden hat, ab und stürmte nach 2:15:37 ins Ziel. Es war erst ihr zweiter Marathon und sie rückte dabei auf Rang drei der ewigen Bestenliste nach vorne. Schneller als Tigist Assefa waren lediglich die aktuelle Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia/2:14:04) und die Britin Paula Radcliffe (2:15:25). „Ich bin überglücklich über diesen Sieg“, sagte Tigist Assefa. „Ich hatte keine Angst vor den Konkurrentinnen, obwohl sie schnellere Bestzeiten hatten als ich. Dies ist erst mein zweiter Marathon und ich hoffe, dass ich beim nächsten noch schneller sein werde“, sagte Tigist Assefa.
Während die im Vorfeld als Favoritin eingeschätzte US-Rekordlerin Keira D’Amato als Sechste nach 2:21:48 ins Ziel kam, erreichte Rosemary Wanjiru auf Anhieb eine Weltklassezeit. Die Kenianerin lief mit 2:18:00 Stunden das zweitschnellste Debüt aller Zeiten. Dritte wurde die Äthiopierin Tigist Abayechew, die nach 2:18:03 im Ziel war. Mit diesen beiden Ergebnissen sortieren sich die Läuferinnen in der Liste der schnellsten Athletinnen aller Zeiten auf den Rängen 15 und 16 ein. Mit der viertplatzierten Worknesh Edesa (Äthiopien), die nach 2:18:51 im Ziel war, lief eine weitere Athletin unter 2:20 Stunden. Erst einmal, in Tokio in diesem Jahr, gab es ein Marathonrennen, in dem vier Läuferinnen Zeiten von unter 2:19 Stunden erreichten.
In Abwesenheit der deutschen Topläuferinnen war Florentine Beese (Hannover Athletics) auf Platz 55 mit 2:46:41 die schnellste nationale Läuferin.