Nach dem fünften Triumph
Eliud Kipchoge tief beeindruckt vom Berlin-Marathon als Zeichen für eine bessere Welt
Eliud Kipchoge ist alleiniger Rekordsieger beim BMW Berlin-Marathon. Tief beeindruckt ist er von der Gemeinschaft der 60.000, mit denen zusammen er gezeigt hat, wie Laufen die Welt besser machen kann.
Es war Kipchoge-Assefa 2.0 beim BMW Berlin-Marathon: Vor einem Jahr lief Eliud Kipchoge mit 2:01:09 Stunden einen Weltrekord. Tigst Assefa gewann in der damals drittbesten Zeit von 2:15:37. Am Sonntag gab es am Brandenburger Tor die gleichen Sieger aber bezüglich der erzielten Zeiten war es genau umgekehrt. Die Äthiopierin lief zu einem Weltrekord-Triumph mit 2:11:53 und der Kenianer erreichte die achtschnellste je erzielte Zeit von 2:02:42. Die zusammengerechneten Siegzeiten von Kipchoge und Assefa sind jeweils die schnellsten, die es je bei einem Marathon gab: 4:16:46 vor einem Jahr und nun 4:14:35.
Während Eliud Kipchoge dieses Mal seinen eigenen Weltrekord verpasste, aber zum fünften Mal den BMW Berlin-Marathon gewann, erklärte er bezüglich der enormen Verbesserung des Frauen-Weltrekordes: „Ich sage immer ‚No human is limited‘ - das gilt natürlich auch für die Frauen. Es gibt kein Limit und deswegen steht der Weltrekord jetzt bei 2:11. Tigst Assefa hat den Weg gezeigt. Ich bin sicher, die anderen Läuferinnen werden jetzt ihre Einstellung ändern und sich sagen, 2:11 ist jetzt die Zeit, die schnell ist. Sie können hart trainieren und den Weltrekord brechen.“ Auch der deutsche Rekord von Amanal Petros, der sich in Berlin auf 2:04:58 verbesserte, hat Eliud Kipchoge nicht überrascht: „Er hatte diese Zeit im Kopf und hat hart dafür gearbeitet.“ Alle Infos und die besten Bilder zum 49. BMW Berlin-Marathon findest du übrigens im digitalen Finisher-Magazin, das die Veranstalter hier kostenlos anbieten.
Mit fünf Siegen in Berlin hat Eliud Kipchoge jetzt einen mehr auf dem Konto als der Äthiopier Haile Gebrselassie, der 2007 und 2008 jeweils Weltrekord in Berlin gelaufen war und zudem 2006 und 2009 gewonnen hat. Wiederholt sprach Eliud Kipchoge in Berlin von der Entwicklung, die der Marathon-Elitelauf in den vergangenen Jahren genommen hat - die Einzelsportart erhält im Hintergrund immer mehr Züge eines Team-Events. Bei seinem ersten Sieg in Berlin, 2015, sei dies noch ganz anders gewesen, erklärte Eliud Kipchoge.
Eliud Kipchoges Weg zum fünften Triumph in Berlin
- © SCC Events/Sebastian Wells, Camera4, Petko Beier, Sportografen
Jetzt spiele das Team - der Olympiasieger ist der Kopf des NN Running Teams - eine viel größere Rolle. „Es ist wirklich Teamwork. Als ich anfing, ging es um einzelne Athleten, jetzt geht es um das Team. Ich werde von einem Team betreut und das ist der Weg, den wir heute gehen“, sagte Eliud Kipchoge, dem das Team auch dabei hilft, mit dem enormen Druck, unter dem der Superstar steht, fertig zu werden. „Wir verteilen den Druck über das Team. Natürlich stehe ich unter Druck, aber wir sind ein Team, sprechen eine Sprache, sehen die Dinge mit zwei Augen, hören mit zwei Ohren und blicken nach vorne.“
Aber Eliud Kipchoge hat nicht nur den Profisport im Blick. Für ihn geht es angesichts der zahlreichen Krisen weltweit um viel mehr beim Laufen. Sein größter Ansporn ist es, immer mehr Menschen weltweit fürs Laufen zu begeistern. Denn: „Laufen kann helfen, die Welt zu einem besseren Platz zu machen“, sagt er, „Laufen vereint die Menschen. Laufen lässt die Menschen positiv denken. Wer läuft, denkt nicht daran, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Er denkt daran, wie er sich selbst verbessern kann. Je mehr Menschen – und vor allem unsere Führungspersönlichkeiten und Politiker – laufen, desto besser ist das für einen gesunden Planeten.“
Seine Mission: Die Welt laufend etwas besser machen
Das ist seine Mission und deshalb war Eliud Kipchoge in Berlin tief beeindruckt, zu sehen wie 60.000 Menschen an einem Wochenende gemeinsam liefen: „Das gibt mir die Zuversicht, dass wir eine echte Gemeinschaft sind, in der alle von ganzem Herzen ein Ziel verfolgen: Die Welt laufend etwas besser zu machen.“ Wie wichtig diese Gedanken nicht nur für sein Training, sondern für alle sind, die sich beim Laufen manchmal schwertun, zeigt seine Einstellung zum täglichen Training: „Für mich ist Laufen immer schön“, sagt der Weltrekordler, „bei jedem Wetter. Unter allen Bedingungen. Wenn man mit dieser Einstellung ans Laufen geht, gibt es eigentlich keine schlechten Tage.“
Seine Philosophie drückt Eliud Kipchoge mittlerweile auch mit einer eigenen Laufschuh- und Bekleidungs-Kollektion aus, die er gemeinsam mit seinem Partner Nike entwickelt hat. EK Umoja Collection heißt die und ist benannt nach dem Begriff, der in Swahili für Einheit und Gemeinschaft steht. „Wer diese Schuhe und Bekleidung trägt, zeigt, dass er oder sie zu einer Gemeinschaft gehört, die läuft, um die Welt zu einem besseren Platz zu machen.“
Mit seiner eigenen Kollektion erinnert Eliud Kipchoge an seinen ersten großen Triumph vor 20 Jahren
Die Kollektion umfasst mit dem Nike Alphafly 2, dem Nike Vaporfly 3, dem Nike Zoom Fly 5, und dem Pegasus 40 vier verschiedene Laufschuh-Modelle. Außerdem gibt es eine Laufjacke, Shirts und Shorts in den Farben und Materialien, die eng mit der Karriere des wohl besten Läufers aller Zeiten verbunden sind. Die Kollektion ist inspiriert von Eliuds erstem großen Erfolg: Dem Gold über 5000 Meter bei den Weltmeisterschaften 2003 in Paris. Das Rot im Design steht dabei für Eliud Kipchoges stolze Herkunft aus dem Laufland Kenia. Außerdem erinnern die Farben und Grafiken an den Nike Zoom Miler, den Eliud Kipchoge bei seinem Triumph 2003 getragen hat.
Schuhe und Bekleidung sind mit jener Zahl bedruckt, die für seinen ersten großen Triumph steht: Er gewann damals als 19-Jähriger in 12:52,79 gegen Hicham El Guerrouj aus Marokko und Kenenisa Bekele. Der einer war zu diesem Zeitpunkt schon eine Lauflegende, der andere sollte später auch zu einem der Größten aller Zeiten reifen. Jeder Schuh der Kollektion trägt zudem Kipchoges persönliches Mantra: „No Human is Limited“.
Gemeinsam engagieren sich Nike und Kipchoge für die Verwirklichung seines Traums, die Welt zu einer Welt des Laufens zu machen, das menschliche Potenzial neu zu denken und die Welt durch Sport voranzubringen. Wie Kipchoge es ausdrückt: „Eine Welt des Laufens ist eine gesunde Welt, eine friedliche Welt. Eine Welt des Laufens ist eine Welt der Freude.“
Seine eigenen Grenzen will Eliud Kipchoge das nächste Mal bei den Olympischen Spielen in Paris verschieben. Sie sind das nächste, vielleicht letzte ganz große Karriere-Ziel des 38-Jährigen. Eliud Kipchoge will bei Olympia 2024 als erster Läufer der Sportgeschichte zum dritten Mal den Marathon gewinnen. „Ich bin absolut zuversichtlich bezüglich der Olympischen Spiele in Paris 2024“, erklärte er in der deutschen Hauptstadt und der Berlin-Marathon war für ihn eine entscheidende Station auf dem Weg dorthin. „Es war auch ein Fitness-Test für mich.“ Und der ist gelungen. Ob er aber vor Paris noch einen weiteren Marathon laufen wird, ließ Eliud Kipchoge in Berlin offen. „Ich muss mit meinem Team sprechen, ob ein weiterer Marathon vor Paris Sinn ergibt oder nicht.“