Titelkämpfe in Braunschweig
Gesa Krause glänzt mit zwei Titeln − Robert Farken unterbietet mit Olympianorm 44 Jahre alte Bestmarke
Bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften ist Gesa Krause zu einem furiosen Double gerannt. Robert Farken hat mit der Olympianorm einen 44 Jahre alten Meisterschaftsrekord gebrochen.
Vor zehn Monaten war Gesa Krause mit der vorzeitigen Aufgabe des 3.000-Meter-Hindernisrennens bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig am Tiefpunkt des Corona-Jahres 2020 angekommen. Jetzt ist die 28 Jahre alte Athletin vom Verein Trierer Silvesterlauf wieder ganz oben. Nachdem sie am Samstag bei den nationalen Leichtathletik-Titelkämpfen, die erneut im Braunschweiger Eintracht-Stadion ausgetragen wurden, bereits ihre Spezialdisziplin, die 3.000 Meter Hindernis gewonnen hatte, triumphierte sie heute auch über 5.000 Meter.
Nach einem guten Hindernis-Saisonauftakt in Doha Ende Mai, wo Gesa Krause 9:16,89 Minuten gelaufen war, war die WM-Dritte von 2019 am Sonnabend zu einem ungefährdeten Sieg in 9:31,36 gelaufen. In Abwesenheit der verletzten Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald) belegten Lea Meyer (VfL Löningen/9:41,02) und Sanaa Schretzmair (Bayer Leverkusen/10:01,62) die Ränge zwei und drei.
In Abwesenheit von Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) und Alina Reh (SCC Berlin) schnappte sich Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) dann am zweiten Tag der Titelkämpfe auch den Titel über 5.000 m. Hier setzte sie sich in 15:26,80 Minuten mit großem Vorsprung vor Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg/15:39,40) und Denise Krebs (Bayer Leverkusen/15:51,30) durch. „Ich habe mich sehr gut gefühlt“, sagte Gesa Krause, für die der Gewinn einer olympischen Medaille der Karrierehöhepunkt wäre. „Ich habe das als Härtetest genutzt, es war eine wichtige Etappe im Hinblick auf die Olympischen Spiele.“
Mohamed Mohumed mit ganz starker Form zum 5.000-Meter-Gold
Bei den Männern ging der Titel über 5.000 Meter an Mohamed Mohumed von der LG Olympia Dortmund. Nur zwei Tage nachdem er im spanischen Huelva eine persönliche Bestzeit von 13:21,21 Minuten gelaufen war, sicherte sich Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) in Braunschweig mit einer souveränen Leistung den Titel in 13:30,78.
Zweiter wurde Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) in 13:48,22 vor Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg/13:53,53). Thorwirth hat aufgrund seiner aktuellen Weltranglisten-Position ebenso noch Chancen, sich für Tokio zu qualifizieren wie Sam Parsons (Eintracht Frankfurt), der jedoch in Braunschweig rund 500 Meter vor dem Ziel entkräftet aufgab. Die Norm für Olympia in Tokio liegt bei 13:13,50 Minuten.
1.500 Meter: Robert Farken unterbietet 44 Jahre alten Rekord von Thomas Wessinghage
Für die größte Überraschung in den Lauf-Wettbewerben sorgte währenddessen ein Mittelstreckler: Robert Farken gewann über 1.500 m mit einem Meisterschaftsrekord von 3:34,64 Minuten und unterbot damit sogar die Olympia-Norm. Robert Farken (SC DHfK Leipzig) stürmte über 1.500 m zu einer sehr starken neuen Bestzeit und zu einem Meisterschaftsrekord. Der 23-Jährige gewann das Rennen in 3:34,64 Minuten und blieb damit knapp unter der internationalen Norm für die Olympischen Spiele (3:35,00).
Vor dieser Saison stand Farkens persönlicher Rekord noch bei 3:38,94. In Braunschweig brach er zudem den 44 Jahre alten Meisterschaftsrekord von Thomas Wessinghage (3:37,00/1977). Marius Probst (TV Wattenscheid/3:35,88) und Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt/3:36,40) folgten auf den Plätzen zwei und drei.
Bei den Frauen setzte sich die klar favorisierte Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) mit großem Vorsprung in 4:13,95 Minuten durch. Im Kampf um die Silbermedaille war Vera Coutellier (ASV Köln/4:17,93) ganz knapp vor Sara Benfares (LC Rehlingen/4:17,98) im Ziel.
Karl Bebendorf verpasst als deutscher Hindernismeister die Olympianorm nur knapp
Das 3.000-m-Hindernisrennen der Männer gewann Karl Bebendorf (Dresdner SC) mit einer persönlichen Bestleistung Er steigerte sich auf 8:23,28 Minuten und verpasste dabei die Olympia-Norm von 8:22,00 nur knapp. Bebendorf gehört aber zu jenen Läufern, die auch über die Weltrangliste durchaus Chancen haben, in Tokio starten zu können. Die folgenden Läufer erzielten in Braunschweig in einem für Meisterschafts-Verhältnisse flotten Rennen ebenfalls persönliche Bestzeiten. Frederik Ruppert (SC Myhl) wurde in 8:25,27 Zweiter, Rang drei belegte Jens Mergenthaler (SV Winnenden/8:29,49).
Im 800-m-Finale der Männer musste sich Marc Reuther (Bayer Leverkusen) nach zwei Meisterschafts-Siegen in Folge deutlich geschlagen geben. Er kam nur als Fünfter in 1:48,30 Minuten ins Ziel. Neuer Deutscher Meister ist Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt), der in 1:47,62 vor Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe/1:47,81) und Dennis Biederbick (Eintracht Frankfurt/1:47,84) gewann. Heinrich hatte vor kurzem mit einer Steigerung auf 1:45,66 überrascht.
Bei den Frauen war Christina Hering einmal mehr nicht zu schlagen. Sie hatte das deutlich beste Stehvermögen und gewann in 2:02,48 Minuten vor Katharina Trost (beide LG Stadtwerke München/2:02,92). Dritte wurde Tanja Spill (Bayer Uerdingen) in 2:03,38.
Für eine Reihe dieser Läufer*innen geht es im Juni weiterhin um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Aufgrund eines neuen Qualifikationssystems, das der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics eingeführt hat, und sehr anspruchsvoller Normen ist diese für die meisten nur über eine entsprechende Position in den undurchsichtigen Weltranglisten möglich. Hier fällt für viele die Entscheidung erst Ende des Monats.