Kein Hamburg-Marathon 2020 - Hoffnung für Rennen in London

Corona-Pandemie
Kein Hamburg-Marathon 2020 - Hoffnung für Rennen in London

| Text: Jörg Wenig | Fotos: Haspa Marathon Hamburg/Hochzwei; Virgin Money London Marathon

Der Hamburg-Marathon wird am 13. September 2020 nicht stattfinden. Dies gaben die Stadt Hamburg und die Veranstalter des Rennens bekannt. Ursprünglich war der größte deutsche Frühjahrs-Marathon für den 19. April geplant.

Der Hamburg-Marathon wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Dies gaben heute die Stadt Hamburg und die Veranstalter des Rennens bekannt. Ursprünglich war der größte deutsche Frühjahrs-Marathon für den 19. April geplant. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Veranstaltung dann auf den 13. September verschoben. Mit einem aufwendig ausgearbeiteten Hygiene-Konzept wollten die Hamburger Organisatoren den Lauf starten. Doch die Stadt stoppte nun das Vorhaben, da sie den Veranstalter für etwaige Zuschaueransammlungen an der gesamten Strecke - nicht nur im Start-Ziel-Gebiet - verantwortlich machen wollte. Das ist für keinen Veranstalter zu leisten.

Die Absage ist ein herber Rückschlag für Veranstalter großer Läufe, die Hygiene-Konzepte erstellen und hoffen, dass sie damit eine Veranstaltungs-Erlaubnis erhalten. Knackpunkt war in Hamburg die Befürchtung, dass sich Zuschauertrauben an der Strecke bilden könnten. „Diese Entscheidung ist für uns alle schmerzhaft, aber leider unumgänglich“, sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote. Die Stadt gab parallel auch die Absage eines Triathlons und einer Reit-Veranstaltung bekannt. „Mich beeindruckt, mit welch großer Energie die Veranstalter jeweils modifizierte Konzepte erarbeitet haben, um die Hamburger Sport-Großevents unter strenger Berücksichtigung des Infektionsschutzes doch noch realisieren zu können. Im Ergebnis mussten wir aber feststellen, dass der rechtliche Rahmen für die Durchführung von größeren Veranstaltungen noch mindestens bis zum 31. Oktober sehr stark eingeschränkt bleiben wird. Die in jedem Fall geltenden Hygieneregelungen und die notwendige Kontakt-Nachverfolgung wären bei Veranstaltungen mit vielen tausend Zuschauern nicht sicherzustellen gewesen, so dass uns keine andere Wahl blieb. Umso mehr setzen wir gemeinsam mit den Veranstaltern jetzt alles daran, dass die großen Hamburger Sportformate nächstes Jahr wieder wie gewohnt stattfinden können“, erklärte Andy Grote.

„Es tut mir in erster Linie für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer leid, die uns bis zuletzt mit ihrem klaren Bekenntnis zur Teilnahme im September nicht nur moralisch unterstützt haben. Aber die Entscheidung zur weiteren Verschiebung auf das kommende Jahr ist eine, die wir partnerschaftlich mit der Stadt getroffen haben und damit auch als richtiges und wichtiges Signal vertreten. Daneben war und ist unsere konzeptionelle Arbeit nicht vergebens. Wir werden vieles davon in die Planung für das Frühjahr mitnehmen“, sagte Frank Thaleiser, der Cheforganisator des Rennens, in einem offiziellen Statement. Er plant nun den nächsten Hamburg-Marathon für den 25. April 2021.

Offenbar gab es keine Versuche seitens der Stadt, entsprechende Regeln für die Zeit des Marathons aufzustellen - zum Beispiel Maskenpflicht an der Strecke, Teil-Sperrungen und das Einhalten eines Mindestabstandes der Zuschauer, die sich auf rund 42 Kilometer verteilen können.

„Die Stadt hätte jetzt ein Interesse zeigen und aktiv mit den Veranstaltern gemeinsam nach Lösungen bezüglich der Zuschauer suchen können. Ich denke, mit Mundschutz und Abstandsregeln sowie punktuellen Kontrollen hätte man Rahmenbedingungen schaffen können, damit etwas hätte stattfinden können“, sagte Laufsport-Manager Christoph Kopp, der für eine Reihe von deutschen Marathonrennen die Eliteläufe organisiert. „Hier wurde leider eine Chance vertan.“

Damit steht so gut wie fest, dass es in Deutschland in diesem Herbst keine großen Marathonläufe geben wird. Denn auch in Frankfurt deutet alles auf eine Absage hin. Berlin, Köln und Münster hatten ihre Rennen bereits absagen müssen.

Noch keine Entscheidung gibt es bezüglich des München-Marathons, der allerdings nicht mehr über die klassische Distanz sondern als 30-km-Rennen für den 11. Oktober geplant ist. Hier haben die Veranstalter ähnlich wie in Hamburg ein Hygiene-Konzept zur Genehmigung bei den entsprechenden Behörden eingereicht.

Hoffnung für London? Rotterdam abgesagt!

Der auf den 25. Oktober verlegte Rotterdam-Marathon findet aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt. Dies gaben die Veranstalter des holländischen Rennens bekannt, das ursprünglich für den 5. April terminiert war. Kurz nach der Absage des Hamburg-Marathons fällt damit ein weiterer traditionell hochklassiger Lauf über die klassische 42,195-km-Distanz aus. Während in Holland auch der Eindhoven-Marathon am 11. Oktober gestrichen wurde, hoffen die Veranstalter des Amsterdam-Marathons noch, dass sie am 18. Oktober ein Rennen starten können.

Zu jenen bedeutenden internationalen Rennen, die bisher noch nicht abgesagt wurden, zählt auch der London-Marathon. Der weltweit hochkarätigste City-Marathon wurde vom 26. April auf den 4. Oktober verschoben. Nachdem vor wenigen Wochen der größte britische Lauf, der Great North Run (ein Halbmarathon in Newcastle), abgesagt wurde, gab es Spekulationen, dass wohl auch London ausfallen müsse. Dem widersprach jedoch Race Direktor Hugh Brasher: „Das heißt nicht, dass auch der London-Marathon ausfällt!“ Offenbar wollen die Londoner zumindest ein Elite-Rennen am 4. Oktober veranstalten. Dieses könnte dann aber möglicherweise auf einem Rundkurs in der britischen Metropole stattfinden.

Eine Aussage des britischen Premierministers Boris Johnson könnte Rückenwind für die Londoner Veranstalter bedeuten. „Ab Oktober wollen wir wieder Zuschauer in die Stadien bringen, sofern es die Corona-Situation zulässt“, wird Johnson unter anderem in der BBC zitiert. Die Briten wollen demzufolge noch im Juli bei zwei Cricket-Spielen sowie bei der Snooker-Weltmeisterschaft und danach bei einem Pferderennen Pilot-Versuche mit Zuschauern unternehmen.