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Leichtahletik-Hallen-EM
Hanna Klein und Konstanze Klosterhalfen feiern in Istanbul deutschen Doppelsieg über 3.000 Meter

| von Jörg Wenig

Bei der Hallen-EM in Istanbul triumphiert Hanna Klein über 3.000 Meter und überrascht Konstanze Klosterhalfen. Es ist der erste deutsche Doppelsieg über diese Strecke bei einer Hallen-EM.

Hanna Klein hat bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul die Goldmedaille über 3.000 Meter gewonnen und in einem einmaligen deutschen Duell die große Favoritin überrascht: Die 29-jährige Läuferin aus Tübingen setzte sich sensationell mit einer persönlichen Bestzeit von 8:35,78 Minuten vor der 5.000-Meter-Europameisterin Konstanze Klosterhalfen durch, die in 8:36,50 mit der Silbermedaille vorlieb nehmen musste. Bronze gewann die Britin Melissa Courtney-Bryant in 8:41,19 vor der Italienerin Nadia Battocletti, die 8:44,96 lief.

Hanna Klein ist die dritte deutsche Siegerin bei der Hallen-EM über 3.000 m nach Brigitte Kraus (1984/BRD) und Ines Bibernell (1986/DDR). Zwei deutsche Frauen-Medaillen in diesem EM-Finale, das seit 1982 zum Hallen-EM-Programm gehört, gab es noch nie.

Zum ersten Mal in ihrer Karriere (im Senioren-Bereich) konnte Hanna Klein Konstanze Klosterhalfen hinter sich lassen - und das ausgerechnet in einem Finalrennen bei einer Hallen-EM. Bei zehn vorherigen, direkten Aufeinandertreffen seit 2015 hatte immer Klosterhalfen die Nase vorne.

Nach einem verhaltenen ersten Kilometer in ziemlich genau 3:00 Minuten forcierte Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) das Tempo deutlich und übernahm die Spitze. In der Mitte des Rennens hatte sich eine dreiköpfige Spitzengruppe abgesetzt. Hinter Konstanze Klosterhalfen liefen Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und die Britin Melissa Courtney-Bryant, die dann 500 Meter vor dem Ziel nicht mehr Schritt halten konnte. Doch Hanna Klein, die noch vor zwei Wochen bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften über 3.000 m hinter Konstanze Klosterhalfen den zweiten Platz belegt hatte, ließ sich nicht abschütteln. In „äthiopischer Manier“ heftete sie sich an die Fersen der Favoritin und stürmte dann rund 130 Meter vor dem Ziel vorbei - mit einer solchen Taktik haben äthiopische Läufer vor allem im Kampf gegen Kenianer immer wieder große Rennen gewonnen.

„Es war ein perfektes Rennen für mich - am Anfang nicht zu schnell und dann aber sehr schnell am Ende. So konnte ich mit Konstanze mitlaufen und fühlte mich dadurch immer stärker und stärker. Denn ich wusste um meine Spurtstärke am Ende des Rennens“, sagte Hanna Klein, die in den letzten Jahren immer wieder den 1.500 Metern den Vorzug gegeben hatte. Die gute Grundschnelligkeit zahlte sich jetzt im EM-Finale natürlich aus. Der Sieg in Istanbul macht aber einmal mehr deutlich, dass Hanna Klein auf den längeren Strecken erfolgreicher sein kann als über die 1.500 Meter. Und es ist auch ein besonders schöner Erfolg für die gesamte Trainingsgruppe von Isabelle Baumann in Tübingen.

„Eine Medaille war das Ziel - natürlich wäre der Sieg schöner gewesen, aber Platz eins und zwei für Deutschland hört sich natürlich sehr gut an. Ich freue mich jetzt auf die nächste Saisonvorbereitung“, sagte Konstanze Klosterhalfen, die schon 2019 bei der Hallen-EM über 3.000 Meter eine Silbermedaille gewonnen hatte.

Im 1.500-Meter-Finale der Männer verteidigte der favorisierte Norweger Jakob Ingebrigtsen seinen Titel. Er gewann das Rennen in der Meisterschafts-Rekordzeit von 3:33,95 Minuten vor dem britischen Rekordhalter Neil Gourley (3:34,23) und dem Franzosen Azeddine Habz (3:35,39). Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) hatte tags zuvor als Fünfter seines Vorlaufes mit 3:44,31 das Finale verpasst.

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