Valencia-Marathon
Heißes Rennen um die Marathon-Startplätze bei Olympia
Die Startplätze für den Olympia-Marathon im kommenden Jahr in Paris sind bei den Deutschen so hart umkämpft wie lange nicht. Der schnelle Valencia-Marathon am Sonntag bietet die nächste Quali-Chance.
Mit dem Valencia-Marathon startet am Sonntag ein Rennen, das sich in den vergangenen Jahren mit außergewöhnlich schnellen Zeiten in die Gruppe der schnellsten Läufe der Welt über die 42,195 Kilometer geschoben hat. Mehrere deutsche Läuferinnen und Läufer wollen den Lauf nutzen, um sich einen der je drei Startplätze für Frauen und Männer bei Olympia zu sichern.
Zwei Männer und drei Frauen haben bisher die Marathon-Olympianormen (2:08:10/2:26:50 h) unterboten: Amanal Petros (SCC Berlin/2:04:58 h) und Richard Ringer (LC Rehlingen/2:08:08 h) sowie Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg/2:23:47 h), Fabienne Königstein (MTG Mannheim/2:25:48 h) und Deborah Schöneborn (SCC Berlin/2:25:52 h) würden nach dem jetzigen Stand Ende Januar die deutschen Startplätze für die olympischen Rennen in Paris erhalten.
So gut wie sicher kann Amanal Petros mit einem Olympiastart planen. Er wird deshalb im Qualifikationszeitraum keinen Marathon mehr in Angriff nehmen und bereitet sich stattdessen auf den Hannover-Marathon (14. April) vor, wo auch die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden. Und auch Domenika Mayer befindet sich bei den Frauen in einer guten Position.
Fünf Deutsche um Europameister Richard Ringer in Valencia
Mit Richard Ringer, Haftom Welday (Hamburger Laufladen), Melat Kejeta (Laufteam Kassel), Rabea Schöneborn (SCC Berlin) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) gehen fünf deutsche Läuferinnen und Läufer am Sonntag in Valencia an den Start, um dort entweder ihre Ausgangssituation in der Olympia-Quali noch einmal zu verbessern oder um die Norm erstmals zu unterbieten.
Für Europameister Richard Ringer, der sich in Hamburg im April auf 2:08:08 Stunden verbesserte hatte und damit die Olympianorm hauchdünn um zwei Sekunden unterboten hatte, geht es in Valencia vor allem um die Zeit und nicht um eine Platzierung.
Erneutes Duell zwischen Richard Ringer und Haftom Welday
Denn ob die 2:08:08 Stunden reichen werden, um im Rennen um die olympischen Startplätze unter den drei schnellsten Deutschen zu sein, ist nicht sicher. Zuletzt lief Richard Ringer bei der Halbmarathon-WM am 1. Oktober ein Rennen. Dabei konnte er mit Rang 38 in 62:47 Minuten nicht wirklich überzeugen. Allerdings stand natürlich die Vorbereitung auf den Marathon im Mittelpunkt.
Es kommt in Valencia auch zu einem neuen deutsch-deutschen Duell zwischen Richard Ringer und Haftom Welday. Zuletzt trafen die beiden in Hamburg aufeinander, wo Welday nach einem zu forschen Anfangstempo einbrach, so dass ihn Ringer überholte. Für den Hamburger geht es nach einem überzeugenden 15. Platz beim WM-Marathon in Budapest nun darum, die Olympia-Norm von 2:08:10 Stunden erstmals zu unterbieten – und das so deutlich wie möglich. Wer mit Norm in diesem Duell vorne ist, dürfte das Ticket nach Paris so gut wie sicher haben.
Gute Chancen für Melat Kejeta
Noch ohne Norm steht auch Melat Kejeta da. Allerdings zeigte die Marathon-Olympia-Sechste von 2021 nach ihrer Babypause zuletzt stark verbesserte Form. Einem elften Platz beim WM-Marathon in Budapest folgte vor gut einem Monat ein sechster Platz beim Valencia-Halbmarathon mit guten 66:25 Minuten.
Mit einer solchen Leistung könnte für Melat Kejeta sogar eine Marathon-Zeit von unter 2:20 Stunden möglich sein. Es ist durchaus denkbar, dass sie am Sonntag versuchen wird, den deutschen Rekord von Irina Mikitenko (2:19:19 h/2008 in Berlin) zu brechen. Geht sie gesund an den Start, sollte die Olympia-Qualifikation nur eine Formsache für Melat Kejeta sein.
Rabea Schöneborn unternimmt erneuten Versuch
Nach langer Verletzungspause und einem abgebrochenen Berlin-Marathon will Rabea Schöneborn nun in Valencia einen neuen Anlauf in Richtung Olympia-Qualifikation unternehmen. Davon ausgehend, dass Melat Kejeta sich qualifizieren wird und die Berliner Zeit von Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg/2:23:47 h) ausreichen könnte für Olympia, ginge es für Rabea Schöneborn darum, zumindest schneller zu laufen als Fabienne Königstein (MTG Mannheim) in Hamburg (2:25:48 h). Das will die Berlinerin offenbar versuchen.
Fabienne Königstein stand zwischenzeitlich auf der Startliste in Valencia, jedoch fehlt ihr Name in der finalen Version. Sie hatte Ende Oktober verletzungsbedingt auf den Frankfurt-Marathon verzichten müssen. Nachdem Laura Hottenrott in Berlin Ende September 2:29:38 Stunden gelaufen war, will auch sie trotz des extrem kurzen Zeitabstandes noch einen Olympia-Qualifikationsversuch starten. Es wäre allerdings eine sehr große Überraschung, sollte sie den Sprung nach Paris schaffen.
Joshua Cheptegei gehört bei Debüt zu den Favoriten
Zu den Favoriten auf den Sieg gehört in Valencia unter anderen Joshua Cheptegei. Der 5000- und 10.000-Meter-Weltrekordler wird in Valencia sein Debüt über die klassische Distanz laufen. Der Äthiopier Kenenisa Bekele hat mit 2:01:41 Stunden die schnellste Bestzeit aller Starter. Allerdings ist der frühere äthiopische Superstar im Alter von 41 Jahren längst über den Zenit seiner Karriere hinaus.
Unter den Athleten mit Marathon-Erfahrung gehören Gabriel Geay (Tansania/Bestzeit: 2:03:00 h), Alexander Mutiso (Kenia/2:03:29 h), Getaneh Molla (Äthiopien/2:03:34 h) und Sisay Lemma (Äthiopien/2:03:36 h) zu den Topfavoriten. Kibiwott Kandie hofft in Valencia auf einen Durchbruch im Marathon. In der spanischen Stadt hatte er 2020 mit 57:32 Minuten einen Halbmarathon-Weltrekord aufgestellt. Der Kenianer lief dann ein Jahr später seinen ersten Marathon in New York, kam aber auf der schweren Strecke nicht über 2:13:43 Stunden hinaus. Bei den Frauen führt die Äthiopierin Almaz Ayana, die 2016 bei Olympia in Rio das 10.000-Meter-Rennen mit einer Weltrekordzeit gewonnen hatte, die Liste mit 2:17:20 Stunden an.
Ende Januar wird es ernst
Ein entscheidender Nominierungs-Stichtag für Olympia ist der 30. Januar 2024. Nach diesem Datum vergibt World Athletics jeweils 64 der 80 Startplätze. Die verbleibenden jeweils 16 Männer und Frauen folgen dann Ende April. Der deutsche Marathon-Bundestrainer Matthias Kohls hatte bereits erklärt, dass er davon ausgeht, dass Ende Januar die deutschen Starter feststehen. Der Dubai-Marathon am 7. Januar bietet daher noch eine Chance, die Normen und die vorgelegten Zeiten der anderen zu unterbieten.
Die Höhenunterschiede auf der Strecke betragen maximal drei Meter. Nur vier Wenden, drei Bögen und eine Kurve sind auf den 42,195 Kilometern zu manövrieren, was ihn zu einem echten Hochgeschwindigkeitskurs macht. Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) will die superschnelle Strecke in Dubai nutzen, um die Olympia-Norm zu unterbieten. In Berlin hatte er sich Ende September bereits deutlich auf 2:08:28 Stunden verbessert. Dabei hatte er während des Rennens Pech, weil er mehrere Flaschen an den Verpflegungspunkten nicht erhielt.
Deborah Schöneborn will in Houston noch einmal kontern können
Während Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) und Johannes Motschmann (SCC Berlin) auf den ursprünglich geplanten Start beim Valencia-Marathon verletzungsbedingt verzichten müssen und bis Ende Januar keinen Marathon mehr laufen werden, plant Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) zurzeit keinen „Last Minute“-Qualifikationsversuch. Gleiches gilt für Hendrik Pfeiffer (TK Pfeiffer), der sich in Berlin auf 2:08:48 Stunden gesteigert hatte, und auch für Sebastian Hendel (LG Braunschweig).
Die derzeitige Nummer drei auf der Paris-Liste der Frauen, Deborah Schöneborn (SCC Berlin), wird voraussichtlich beim Houston-Marathon am 14. Januar starten. „Debbie“ Schöneborn hatte sich in Sevilla in diesem Jahr auf 2:25:52 Stunden verbessert. Sie muss mit Blick auf Valencia aber davon ausgehen, dass diese Zeit nicht reichen wird. In Houston unternimmt auch Kristina Hendel (LG Braunschweig) noch einmal einen Qualifikationsversuch.
Zwei Tage vor Ablauf der ersten Qualifikationsfrist will Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) beim Osaka-Marathon am 28. Januar starten. Sie hat dadurch den Vorteil genau zu wissen, welche Zeit nötig ist, um noch den Sprung nach Paris zu schaffen. Allerdings ist das Rennen in Osaka ein reiner Frauen-Elitelauf, so dass männliche Tempomacher fehlen. Ob Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) einen „Last-Minute“-Versuch startet, ist noch nicht bekannt.