Vor dem Frankfurt-Marathon
Hendrik Pfeiffer: Mainhattan statt Manhattan und Hannover anstelle von Wattenscheid
Eigentlich wollte Hendrik Pfeiffer nächste Woche in New York Marathon laufen. Doch dort sollte er im Feld der Hobbyläufer und nicht mit der Elite starten. Kurzerhand buchte er auf Frankfurt um.
Hendrik Pfeiffer hat gerade sein Leben umgekrempelt. Dass er am Sonntag nun beim Mainova Frankfurt-Marathon startet, ist dabei nur eine vergleichsweise kleinere, kurzfristige Veränderung. Ab 2023 wird der 29-Jährige nicht mehr für seinen langjährigen Verein TV Wattenscheid starten sondern für den TK Hannover. Spätestens im Frühjahr will Hendrik Pfeiffer nach Hannover umziehen, wo der Veranstalter des ADAC Hannover-Marathons dem Journalismus-Studenten auch eine berufliche Perspektive bietet und er zudem das Aushängeschild eines neuen Laufprojektes des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes werden soll.
Der Regionalverband plant dort den Aufbau eines Lauf-Teams und will dafür auch eine entsprechende Trainerstelle besetzen. Seit den Europameisterschaften, wo Hendrik Pfeiffer im August in München auf Platz 24 ins Ziel lief und mit dem deutschen Marathon-Team in der Europa-Cup-Wertung die Silbermedaille gewann, hat der Läufer die Steuerung seines Trainings zudem selbst übernommen. Sein langjähriger Coach Tono Kirschbaum steht ihm aber weiterhin beratend zur Seite.
Doch am Sonntag steht zunächst der Mainova Frankfurt-Marathon im Mittelpunkt für Hendrik Pfeiffer. Eigentlich sollte der New York City Marathon eine Woche später der Herbst-Höhepunkt für den Läufer werden. „Nach der EM in München konnte ich ganz befreit in den Herbst hinein gehen - und deswegen wollte ich was anderes ausprobieren und in New York starten“, erzählt Hendrik Pfeiffer. Doch bei dem Rennen der World Marathon Majors hat man offenbar nur noch die ganz großen Geschichten im Auge, für Hendrik Pfeiffer wollte der Veranstalter im Elitefeld keinen Platz zur Verfügung stellen. „Ich sollte in der ersten Welle der Breitensportler starten, also fünf Minuten hinter den Eliteläufern - das kam natürlich nicht in Frage. Daher heißt es für mich jetzt: Mainhattan statt Manhattan.“
Die Zielstellung hat sich dadurch auch verändert: „In New York wäre es natürlich nicht um die Zeit gegangen sondern um eine Platzierung. Jetzt möchte ich in Frankfurt die schnelle Strecke für eine Bestzeit nutzen und zum ersten Mal unter 2:10 Stunden laufen“, sagt Hendrik Pfeiffer, der seinen persönlichen Rekord von 2:10:18 im Februar 2020 in Sevilla gelaufen war. „Ich bin dankbar, dass ich in Frankfurt noch kurzfristig ins Feld gekommen bin.“
Dass er in Frankfurt nach Hannover, München und Köln bereits den vierten Marathon binnen sieben Monaten laufen wird, nachdem er zuvor zwischen 2016 und 2021 insgesamt nur fünfmal über die 42,195 km gelaufen war (allerdings musste er sich in dieser Zeit zweimal an der Ferse operieren lassen und fiel jeweils lange aus), ist für ihn nicht problematisch. Das Rennen in Köln Anfang Oktober (2:16:26) war ein reiner Trainingslauf für Hendrik Pfeiffer. „Das war kaum ein Unterschied zum Training. Ich laufe sonst auch ein- bis zweimal vor einem Marathon eine 40-km-Distanz im Training“, erzählt Hendrik Pfeiffer, der zudem Ende September beim Berlin-Marathon für Haftom Weldaj bis über die 30-km-Marke hinaus Tempo gemacht hatte. Dazu passt, dass er seinen wöchentlichen Trainingsumfang deutlich erhöht hat seit er sich selbst trainiert. „Früher waren es in einer Marathon-Vorbereitung durchschnittlich 170 Kilometer pro Woche, jetzt hatte ich zwischen 190 und 200.“
In Frankfurt möchte Hendrik Pfeiffer nun das zeigen, was in München bei der EM nicht möglich war. „Durch eine Corona-Erkrankung im Vorfeld war ich dort nur bei schätzungsweise 70 Prozent meines Leistungsvermögens. Nach der EM lief es dann gut, so dass ich jetzt in Frankfurt Gas geben kann!“
„Drei Marathonläufe auf Topniveau in einem Jahr, das muss man sich gut überlegen, und das passt nicht für jeden - für mich geht es in diesem Jahr“, sagt Hendrik Pfeiffer, der eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 65:00 Minuten plant. „Ich möchte damit dann unter 2:10 ins Ziel kommen, im besten Fall sind dann vielleicht 2:09 oder sogar 2:08 möglich.“
Ganz abgeschrieben ist der New York-Marathon aber dennoch nicht. Da die Reise bereits gebucht war, wird Hendrik Pfeiffer voraussichtlich auch in Manhattan am 6. November noch einmal starten - dann aber nur als „Tourist“.