Bestzeiten in Houston
Hendrik Pfeiffer und Deborah Schöneborn verpassen Olympia haarscharf
Hendrik Pfeiffer und Deborah Schöneborn haben beim Houston-Marathon die erhoffte Olympia-Qualifikation haarscharf verpasst, obwohl beide deutliche Bestzeiten liefen und starke Platzierungen erreichten.
Lediglich zehn ärgerliche Sekunden fehlten Hendrik Pfeiffer zum Paris-Ticket. Der 30-jährige Läufer des TK Hannover rannte ein bravouröses Rennen - sicherlich das beste in seiner Karriere - und wurde dafür am Ende nicht mit einem Olympia-Startplatz belohnt. Als starker Dritter kam er mit einer deutlichen Steigerung auf 2:07:14 ins Ziel. Damit kletterte er in der deutschen Alltime-Liste auf Rang vier. Das Rennen gewann der Marokkaner Zouhair Talbi in der Streckenrekordzeit von 2:06:39 vor dem Äthiopier Tsedat Ayana, der nach 2:07:00 im Ziel war.
Bei Deborah Schöneborn (SCC Berlin) war es fast genauso knapp wie bei Hendrik Pfeiffer. Der 29-jährigen Berlinerin fehlten am Ende 23 Sekunden, um den zurzeit dritten Startplatz im Rennen um die Olympia-Tickets zu belegen. Sie wurde Vierte und verbesserte dabei ihren persönlichen Rekord auf 2:24:54. Die Äthiopierin Rahma Tusa gewann bei kühlen Temperaturen zwischen 7 und 9 Grad sowie etwas Wind in 2:19:33 vor Vicoty Chepngeno (Kenia/2:19:55) und Melesech Tsegaye Beyene (Äthiopien/2:24:50). Kristina Hendel (LG Braunschweig) konnte nicht in den Kampf um die Olympia-Startplätze in Paris eingreifen. Nach gesundheitlichen Problemen in der letzten Zeit lief sie auf Rang elf in 2:30:54. Immerhin kam Kristina Hendel erstmals seit dem EM-Marathon in München 2022 wieder ins Ziel eines Marathons.
Während bei den Männern das Rennen um die olympischen Startplätze entschieden ist - Amanal Petros, Richard Ringer und Samuel Fitwi dürften Ende Januar nominiert werden, Hendrik Pfeiffer könnte als Ersatzläufer vorgeschlagen werden - fällt die endgültige Entscheidung bei den Frauen erst Ende Januar in Osaka. Dort startet noch Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt). Melat Kejeta und Domenika Mayer sind nicht mehr zu verdrängen, Laura Hottenrott hält mit 2:24:32 weiterhin den dritten Platz im Kampf um die drei Startplätze.
Der Houston-Marathon 2024 in Bildern
Hendrik Pfeiffer: Schnellster Deutscher ohne Tempomacher
Sehr mutig lief Hendrik Pfeiffer in Houston. Es war klar zu sehen, dass er alles riskierte, um die letzte kleine Chance auf einen zweiten Olympia-Start noch zu nutzen. Von Beginn an sortierte er sich in der Spitzengruppe ein und übernahm dann sogar bald die Führung. Während es bei den Frauen Tempomacher gab, hatten die Veranstalter überraschend keine „Hasen“ für die Spitzengruppe der Männer engagiert. Nach der 10-km-Zwischenzeit von 29:46, die auf eine Zielzeit von unter 2:06:00 Stunden hindeutete, übernahm Hendrik Pfeiffer die Spitze und behielt diese Position bis ungefähr fünf Kilometer vor dem Ziel. Dabei war er nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 63:02 - nur zweimal lief er überhaupt in einem Halbmarathon-Wettbewerb schneller - und Zwischenzeiten von 1:30:08 (30 km) sowie 1:45:18 (35 km) immer noch auf Kurs für das avisierte Ergebnis von unter 2:07:05, das für das Paris-Ticket gereicht hätte. Doch im letzten Teil des Rennens konnte Hendrik Pfeiffer das Tempo nicht mehr halten, nachdem ihm zu keiner Zeit ein Konkurrent bei der Führungsarbeit geholfen hatte. „Leider hatte ich zudem Magenprobleme, die sich schon frühzeitig bemerkbar machten. Ich hatte am Abend zuvor etwas nicht vertragen“, sagte Hendrik Pfeiffer. „Wir hatten auch etwas Wind, aber vor allem hatte ich keinerlei Unterstützung bei der Tempoarbeit. Wenn einer dieser Faktoren nicht vorhanden gewesen wäre, hätte es vielleicht noch gereicht.“
„Sicherlich ist es ärgerlich, um wenige Sekunden die Qualifikation zu verpassen, aber ich bin trotzdem sehr stolz auf mein Rennen. Ich konnte meine Grenzen noch einmal verschieben und ein dritter Platz in Houston ist auch eine Leistung. Es geht voran - auch ohne Höhentraining - und ich bin gespannt, was in der Zukunft noch möglich ist“, sagte Hendrik Pfeiffer, der bereits seinen dritten Marathon binnen vier Monaten lief. In Berlin hatte er sich Ende September auf 2:08:48 gesteigert, dann folgten 2:12:53 und Rang zwölf in New York. Nie zuvor hat ein deutscher Marathonläufer in so kurzer Zeit derartige Ergebnisse erreicht. Hendrik Pfeiffer scheint auf dem Weg zu einer deutschen Version des japanischen Marathon-Phänomens Yuki Kawauchi zu werden! Der Japaner war dafür bekannt, in kurzer Zeit immer wieder Top-Marathonrennen zu absolvieren. Zudem hat noch kein deutscher Läufer eine derartige Zeit ohne Hilfe von Tempomachern erreicht.
Deborah Schöneborn: „Olympia ist mir aus den Händen geglitten“
Auch Deborah Schöneborn war lange Zeit auf Kurs für die avisierte Zeit von zumindest 2:24:31 Stunden. Nach einer flotten 10-km-Zwischenzeit von 33:58, die auf eine Zielzeit von rund 2:23:30 hindeutete, passierte sie die Halbmarathon-Marke nach 72:08. Mit ihre Zeiten bei 30 und 35 km (1:42:38 und 1:59:40) liefen noch haarscharf auf ein Ergebnis von unter 2:24:30 hinaus, doch am Ende reichte es nicht ganz für Deborah Schöneborn. Als Vierte kam sie nach 2:24:54 ins Ziel und steigerte damit ihren bisherigen persönlichen Rekord von 2:25:52, den sie vor einem Jahr in Sevilla aufgestellt hatte, um fast genau eine Minute.
„Kurz nach dem Zieleinlauf war ich enttäuscht aufgrund der knapp verpassten Olympia-Qualifikationszeit. Bis ungefähr 35 km war ich noch in der Zeit, dann ist mir Olympia quasi aus den Händen geglitten“, sagte Deborah Schöneborn. „Insgesamt lief es okay, aber nicht so gut wie ich es nach dem Training und der Leistungsdiagnostik erhofft hatte. Ich habe schon früh gemerkt, dass es nicht so rund lief. Es war ein hartes Stück Arbeit. Am Ende bin ich eine gute Zeit gelaufen und habe mich noch einmal deutlich verbessert.“ Die nächsten Ziele hat die Berlinerin bereits angepasst: Der Halbmarathon bei der EM im Sommer in Rom steht nun weit oben auf der Planung. „Anstelle des olympischen Marathons in Paris laufe ich dann wohl den 50. Berlin-Marathon im September.“ Als derzeitige Nummer vier im Rennen um die olympischen Startplätze könnte aber auch Deborah Schöneborn als Ersatzläuferin nominiert werden.
Sutume Kebede läuft schnellen Halbmarathon, Rabea Schöneborn steigt aus
Beim parallel veranstalteten Halbmarathon sorgte die äthiopische Siegerin Sutume Kebede für das hochklassigste Resultat. Sie gewann das Rennen in 64:37 deutlich vor der Boston- und New York-Marathon-Siegerin Hellen Obiri. Die Kenianerin lief 66:07. Platz drei belegte Buze Diriba (Äthiopien) mit 66:24. Rabea Schöneborn (SCC Berlin) startete zwar, beendete das Rennen jedoch vorzeitig nach rund 16 km, nachdem sie an den Tagen vor dem Lauf unter einem Infekt gelitten hatte. Bei den Männern siegte der Äthiopier Jemal Yimer in 60:42 vor Wesley Kiptoo (Kenia/60:43) und Milkesa Tolosa (Äthiopien/60:45). Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) stand auf der Startliste, startete aber offenbar nicht.