30. HAJ Hannover Marathon
Marathon-DM: Pfeiffer und Mayer siegen. Mehr als 350 Fotos von der Strecke
Über 18.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren bei kühlen Temperaturen, aber herrlichem Sonnenschein beim Restart des HAJ Hannover Marathon dabei.
Bei Postkarten-Wetter und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ging es für die deutschen Top-Läuferinnen und -Läufer in Hannover um die Deutschen Meistertitel und zugleich um die Norm für die Europameisterschaften in München (15.-21.8.2022).
Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) sind die Sieger und damit neuen Titelträger. Und das mit tollen Zeiten: Pfeiffer lief nach 2:10:59 Stunden als Erster durchs Ziel – Mayer überraschte bei ihrem Marathon-Debüt mit starken 2:26:50 Stunden und stellte damit auch die deutsche Jahresbestzeit von Miriam Dattke ein.
Damit blieben beide deutlich unter den EM-Normen (Männer: 2:14:30 h/Frauen: 2:32:00 h) für die Europameisterschaften, die in diesem Jahr vom 15. bis 21. August in München stattfinden werden. Auch Rabea Schöneborn als zweite Frau blieb mit 2:27:35 Stunden klar unter der EM-Norm.
„Es war mein erster deutscher Meistertitel bei den Männern überhaupt“, freute sich Hendrik Pfeiffer, der nach drei monatigem Trainingslager in Kenia einen guten Tag hatte. Sein Ziel war es, unter 2:11 Stunden zu laufen. Sein Rennen war also eine Punktlandung. „Bis Kilometer 30 hatte ich einen super Tempomacher, aber auch danach lief es richtig gut“, so Pfeiffer. „Die letzten Kilometer tun immer etwas weh, da habe ich noch ein paar Sekunden verloren, aber ich bin wirklich sehr zufrieden.“ Mit den kühlen Temperaturen um 5 Grad kam er sehr gut zurecht.
Der 29-Jährige hatte seine Bestzeit vonm 2:10:18 Stunden vor gut zwei Jahren in Sevilla aufgestellt. „Damals war ich beim Halbmarathon in einer Gruppe von 35 Läufern und hatte bis zu Schluss starke Leute neben mir“, so Pfeiffer. „Das Rennen heute ist auf jeden Fall mit der Leistung aus 2020 vergleichbar.“ Es war die zweitbeste Zeit in seiner Marathon-Karriere. Pfeiffer gewann deutlich vor dem kenianischen Debütanten Josphat Kiptis und dem Dänen Martin Olesen, die nach 2:13:47 beziehungsweise 2:14:35 im Ziel waren.
„Ich habe heute alle meine Ziele erreicht, das war sehr wichtig für mich“, sagte Hendrik Pfeiffer, der damit neben der Qualifikationsnorm für die Europameisterschaften im August in München auch noch die WM-Norm (2:11:30 h) erfüllte.
Frank Schauer und Erik Hille vervollständigen das Podium
Eine achtköpfige Spitzengruppe war die erste Hälfte des Rennens in 65:25 Minuten gelaufen und lag damit fast sekundengenau im Plan. Bei Kilometer 25 schob sich Hendrik Pfeiffer an die Spitze und dominierte in der Folge gemeinsam mit den Kenianern Josphat Kiprop Kiptis und Wilfred Kiptoo das Geschehen. Dabei hatte das Trio bis Kilometer 30 (Durchgangszeit: 1:33:00 h) noch vom Tempomacher Kiprotich Kirui (Kenia) Unterstützung. Zwölf Kilometer vor dem Ziel setzte sich Hendrik Pfeiffer von seinen Konkurrenten ab. Der Wattenscheider lief dann ein einsames Rennen an der Spitze und baute seinen Vorsprung deutlich aus.
Erst auf den letzten zwei Kilometern konnte er das Tempo nicht mehr ganz halten. Platz zwei im Rennen um die Deutsche Meisterschaft sicherte sich Frank Schauer (Foto li./Tangermünde Elbdeichmarathon), der nach 2:14:43 als Fünfter ins Ziel gekommen war. Jeweils einen Rang dahinter folgte Erik Hille (Foto re./LG Telis Finanz Regensburg) in 2:15:04. Beide liefen persönliche Bestzeiten.
Domenika Mayer: „Das lief heute leichter als erwartet“
Bei den Frauen setzte sich die Debütantin Domenika Mayer durch. Vor zwei Jahren war die 31-Jährige bereits deutsche Meisterin im Crosslauf, sie bestreitet auch gerne Bahnrennen und hat erst vor kurzem entschlossen den Weg auf die Straße gewagt.
Umso erstaunlicher, wie leicht und locker die zweifache Mutter das Rennen absolvierte. Domenika Mayer und Rabea Schöneborn liefen lange Zeit gemeinsam mit der Kenianerin Flomena Ngurais in einer Gruppe. An der Halbmarathonmarke waren sie nach 1:13:36 Stunden. Bei Kilometer 30 hatte Rabea Schöneborn dann bereits einen Rückstand von rund 20 Sekunden. Bald darauf konnte auch Flomena Ngurais nicht mehr mithalten. Sie fiel noch auf Rang vier zurück, denn bei Kilometer 40 holte sie auch Matea Parlov Kostro noch ein. Die Kroatin Kostro wurde in 2:28:39 Stunden Dritte. Die drei Läuferinnen auf den ersten Plätzen blieben sowohl unter der EM- als auch unter der WM-Norm.
„Ich habe gar nicht nachgedacht, denn manche Wettkämpfe laufen von vornherein gut und andere weniger. Heute war ein guter Tag. Ich habe mich auf meinen Tempomacher konzentriert und es einfach laufen lassen. Vereinskollege Simon Boch blieb an ihrer Seite und sorgte für eine gleichmäßige Pace. Wobei Mayer die zweite Rennhälfte sogar schneller als die erste zurücklegte. „Der Wind war teilweise ganz schön unangenehm“, sagte die zweifache Mutter nach ihrem starken Debüt und bedankte sich nochmal bei Simon Boch.
„Es war wunderschön. Ich wusste natürlich nicht, was da auf mich zukommt.“ Mit 69:52 Minuten hatte sie 2021 eine viel versprechende Halbmarathon-Bestzeit aufgestellt, jedoch hatte sie erst vor drei Wochen eine Corona-Infektion zurückgeworfen. "Die haben ich zum Glück aber gut überstanden", erzählte Mayer. Ihre beiden Kinder (2 und 4) sind Motivation und Antrieb zugleich für Domenika Mayer und dank einer perfekten Familienorganisation hat sie es geschafft, Training, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Rabea Schöneborn ebenfalls deutlich unter EM-Norm
Für die ursprüngliche Favoritin Rabea Schöneborn (Foto li.) reichte es nur für Rang zwei. „Ich habe heute schwer gekämpft und bin froh im Ziel zu sein“, sagte die Berlinerin, die in 2:27:35 Stunden immerhin ihre zweitbeste Marathonzeit erreichte. Sabine Burgdorf (ASV Köln) war als Neunte mit 2:41:11 die drittbeste deutsche Läuferin.
Auf die EM kann Rabea Schöneborn dennoch hoffen. In diesem Jahr gibt für die deutschen Marathonläuferinnen und -läufer mit der EM im eigenen Land und der WM in Eugene (USA) zwei Optionen. Sie hatte sich vor rund einem Jahr in Enschede (Niederlande) auf 2:27:03 Stunden verbessert – an diese Leistung kam sie in Hannover nicht ganz heran.
Mit über 3500 Anmeldungen verzeichnete der Veranstalter Eichels Event dank der Einbettung der Deutschen Meisterschaften in den HAJ Hannover Marathon sogar einen neuen Teilnahmerekord über die Marathon-Distanz.