Horst Milde: 80 Jahre und kein bisschen müde

Horst Milde: 80 Jahre und kein bisschen müde

| Text: Jörg Wenig | Fotos: Gesine Milde, Imago

Horst Milde, der Mann, der Berlin zum Laufen brachte, feierte am Mittwoch, 24. Oktober, seinen 80. Geburtstag. Der gebürtige Berliner initiierte und entwickelte über Jahrzehnte hinweg große Laufveranstaltungen, allen voran den Berlin-Marathon.

Horst Milde, der Mann, der Berlin zum Laufen brachte, feierte am Mittwoch, 24. Oktober, seinen 80. Geburtstag. Der gebürtige Berliner initiierte und entwickelte über Jahrzehnte hinweg die großen Laufveranstaltungen des SC Charlottenburg Berlin, allen voran den Berlin-Marathon sowie zum Beispiel den Berliner Halbmarathon, den Avon-Frauenlauf, die Team-Staffel oder die City-Night.

Schon bei der Geburtsstunde der breitensportlich angelegten Laufveranstaltungen gehörte Horst Milde zu den Initiatoren. Vom ersten Crosslauf am 8. November 1964 am Berliner Teufelsberg im Grunewald – damals als Student der Freien Universität Berlin – bis zu seinem Ausscheiden als Race-Direktor des Veranstalters SCC-Running Anfang 2004 hat er mit seinem Organisationsteam in rund 40 Jahren gut 1,25 Millionen Menschen in genau 348 Veranstaltungen zum Laufen gebracht.

Paul Tergat schenkte ihm und Berlin Weltrekord

Fünf Weltrekorde sah der Berlin-Marathon unter seiner Regie, darunter die bahnbrechenden Bestzeiten von Naoko Takahashi und Paul Tergat. Die Japanerin blieb als erste unter 2:20 Stunden, der Kenianer durchbrach als erster die 2:05-Stunden-Barriere.

Für sein Lebenswerk wurde Horst Milde vom Leichtathletik Welt-Verband (IAAF) mit dem „Merit of Honour“ ausgezeichnet, und er erhielt das Bundesverdienstkreuz. Anfang 2004 übernahm sein Sohn Mark den Posten des Race-Direktors beim Berlin-Marathon. Auch Horst Mildes Frau Sabine und die beiden anderen Kinder, Karsten und Gesine, haben jahrelang ehrenamtlich für die großen Berliner Läufe gearbeitet.

Als Leichtathlet startete Horst Milde, der aus dem Berliner Bezirk Tempelhof stammt und noch heute dort wohnt, für den TSV Tempelhof-Mariendorf. Später wechselte er als Mittelstreckenläufer zum SCC Berlin und wurde mit der 3x1000-Meter-Staffel des Klubs, in der der 1500-Meter-Europameister von 1966 Bodo Tümmler lief, zweimal Deutscher Meister (1964 und 1965). Über 800 Meter hatte Horst Milde damals eine Bestzeit von 1:49,8 Minuten.

Mildes Vorschlag: WM-Marathon mit Start und Ziel in der Innenstadt

Als Horst Milde und seine Helfer 1964 mit der Organisation der Läufe begannen, studierte er an der Freien Universität (FU Berlin). Später übernahm der Diplom-Kaufmann und Konditormeister die Bäckerei und Konditorei Milde am Tempelhofer Damm. Das Familienunternehmen führte er gemeinsam mit seiner Frau in dritter Generation bis 1998.

Das Büro in der Backstube wurde zur Ideenfabrik für die Laufbewegung in Berlin und auch in Deutschland. Für eine Reihe von wegweisenden Initiativen zeichnete Horst Milde mit verantwortlich – dazu zählte die Einführung der Deutschen Crosslauf-Meisterschaften und des Chip-Zeitmesssystems noch vor dessen offizieller Anerkennung.

Aufgrund seines Vorschlages gab es bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin eine Premiere: Die Marathon-Entscheidungen fanden auf einer Rundstrecke ausschließlich in der Innenstadt statt. Weder Start noch Ziel waren im Stadion. Auch die Olympia-Veranstalter von London 2012 kopierten dieses Vorbild. Unter vielen Initiativen für den Berlin-Marathon sind der Mini-Marathon, die früheren Läufer-Foren in der Freien Universität, der Literatur-Marathon oder der Läufer-Gottesdienst.

1990 Erster Berlin-Marathon durch Ost und West

Zu den markantesten Erfolgen des Organisations-Genies Horst Milde zählen der erste Crosslauf 1964, der erste Berlin-Marathon durch die Innenstadt 1981, das Neujahrsrennen durch die Maueröffnungen am 1. Januar 1990 und der erste Berlin-Marathon durch Ost und West noch wenige Tage vor der deutschen Einheit 1990. Er hat dabei stets auch die internationalen Entwicklungen im Blick gehabt. Als Berater hat der Berliner einen Anteil an den enormen Erfolgen des Tokio- und des Athen-Marathons.

Horst Milde lief selbst mehrmals Marathon – so zum Beispiel in New York, London, Boston und Wien – und erreichte eine Bestzeit von 3:42:00 Stunden. Noch heute hält er sich mit „Rennen“, wie er sagt, fit. Er war über ein Jahrzehnt lang Vorsitzender der Leichtathletikabteilung des SCC Berlin, zudem Volkslaufwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) und im Breitensportausschuss des Landessportbundes Berlin tätig.

Horst Milde war auch lange Zeit einer der Direktoren beim internationalen Verband für Marathon- und Langstreckenläufe (AIMS). Der Ehren-Race-Direktor des Berlin-Marathons ist ein großer Förderer des offiziellen AIMS-Museums, das in das Sportmuseum Berlin integriert ist. Zudem ist er Vorsitzender des AIMS-Symposiums, das jährlich in Athen stattfindet, und der German Road Races (Vereinigung der deutschen Straßenläufe/GRR). Nach wie vor hat Horst Milde so einen Anteil an der Entwicklung des nationalen und internationalen Laufsports.

Video über Horst Milde: Zeitzeugen in Laufsport und Leichtathletik

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