Titelkämpfe in Mainz
Im Livestream: Deutsche Meisterschaften über 10.000 Meter
Bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter werden erstmals seit dem Ausbruch von Corona nationale Titel auf einer längeren Strecke als 5000 Meter vergeben. Hier geht's zum Livestream.
Mit Samuel Fitwi (Foto) als Favorit im Männerrennen finden heute in Mainz die Deutschen Meisterschaften über 10.000 m statt. Seit den Crosslauf-Titelkämpfen Anfang März 2019 ist es, abgesehen von den 5.000 Metern auf der Bahn, die erste Langstrecken-Meisterschaft in Deutschland, die während der Corona-Krise stattfindet. Vor zwei Jahren in Essen hatten Richard Ringer (LC Rehlingen/28:28,89 Minuten) und Alina Reh (SSV Ulm/31:19,87) die 10.000-m-Titel gewonnen. Beide Titelverteidiger sind am Sonnabend allerdings nicht am Start. Ein durchaus vielversprechendes Feld wurde kurzfristig aufgrund einer Reihe von Absagen noch erheblich geschwächt, zu denen auch die in diesem Jahr bislang weltbeste 10-Kilometer-Läuferin Miriam Dattke und der deutsche Marathonrekordler Amanal Petros zählen. Während Dattke sich in einer Woche in Stockholm über 10.000 Meter für Olympia qualifizieren will, reist Petros nächste Woche ins Trainingslager nach Kenia, um sich auf seinen Marathonstart bei den Olympischen Spielen in Tokio vorzubereiten.
Dennoch versprechen das Aufeinandertreffen von Marathon- und Bahnspezialisten sowie der Kampf um internationale Startplätze in den unterschiedlichen Altersklassen Spannung. Live kannst du die Rennen heute ab 16:00 Uhr hier nach diesem Zeitplan sehen.
- 16:00 Uhr: 5.000 m U20 (weiblich)
- 17:00 Uhr: 10.000 m U20 (männlich)
- 18:00 Uhr: 10.000 m Frauen und U23
- 19:00 Uhr: 10.000 m Männer und U23 (1. Zeitlauf)
- 19:45 Uhr: 10.000 m Männer und U23 (2. Zeitlauf)
Produziert wird der Livestream von leichtathletik.de mit freundlicher Unterstützung des TSV Schott Mainz, der als Ausrichter der Titelkämpfe kurzfristig eingesprungen ist. Die Live-Bilder werden mit zwei Kameras eingefangen und kommentiert von Chantal Buschung und dem Zehnten der zurückliegenden Hallen-EM über 3.000 Meter, Marcel Fehr (LG Filstal).
Die Ergebnisse aus Mainz findest du hier.
Die Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter im Livestream
Samuel Fitwi und Simon Boch in der Favoritenrolle
Zu den Favoriten im Männerrennen zählen Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) und Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), die beide in diesem Jahr schon Bestzeiten über 10 km auf der Straße gelaufen sind. Fitwi lief in Berlin 28:00 und Boch folgte kurz hinter ihm mit 28:01. Ob Simon Boch knapp sechs Wochen nach seinem Marathonrennen in Dresden, bei dem er sich auf 2:10:48 Stunden verbesserte, schon wieder frisch genug ist für ein Bahnrennen, bleibt abzuwarten. Sehr gute Form zeigte zuletzt auch Nils Voigt (TV Wattenscheid), mit dem in Mainz ebenfalls zu rechnen ist.
Kurzfristig verzichtete Amanal Petros (TV Wattenscheid) auf seinen Start. Er fliegt in der nächsten Woche ins Trainingslager nach Kenia. Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund), der Deutsche Meister über 5.000 m, steht sowohl auf der Mainzer als auch auf einer Stockholmer 10.000-m-Startliste und wird wohl eher in der nächsten Woche in Schweden laufen.
Domenika Mayer greift bei den Frauen nach Gold
Für das Stockholmer Rennen, bei dem die Olympia-Normen von 27:28,00 (Männer) beziehungsweise 31:25,00 Minuten (Frauen) das Ziel sind, hat sich auch Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) entschieden. Aufgrund einer Fußverletzung kann Titelverteidigerin Alina Reh (SCC Berlin) einige Wochen keine Wettkämpfe bestreiten und fällt somit für die Deutschen Meisterschaften aus. Ihre Siegzeit aus Essen vor zwei Jahren (31:19,87) gilt aber weiterhin als erfüllte Olympia-Qualifikation für die Spiele im Sommer in Tokio.
In Mainz gehört nun Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) zu den großen Favoritinnen. Sie hat zuletzt beim Halbmarathon in Dresden mit einer persönlichen Bestzeit von 69:52 Minuten überzeugt. Am Start sind auch die Marathonläuferinnen Deborah und Rabea Schöneborn (beide LG Nord Berlin). Eine weitere gute Leistung ist der erst 19-jährigen Blanka Dörfel (SCC Berlin) zuzutrauen.
Corona-Pandemie verhindert den Start einiger ambitionierter Läufer*innen
Dass die Titelkämpfe überhaupt stattfinden können, war in Zeiten der Corona-Pandemie ein Kraftakt. Nachdem das sächsische Mittweida die Titelkämpfe schweren Herzens zurückgeben musste, waren es der Landesverband Rheinhessen und der TSV Schott Mainz, die sich gemeinsam mit der Wettkampf-Organisation im DLV als neue Gastgeber dafür einsetzten, dass die Veranstaltung am 1. Mai doch noch stattfinden kann.
Dass in Mainz aufgrund von Inzidenzwerten deutlich über der 100er Grenze an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen derzeit die Regelungen der „bundeseinheitlichen Notbremse“ greifen, hat die Planungen in den vergangenen Tagen zusätzlich erschwert. Und leider auch dazu geführt, dass einige ambitionierte Athletinnen und Athleten aufgrund der Gesetzeslage nicht bei der DM an den Start gehen dürfen. Denn: Eine Teilnahme an Wettkämpfen ist bei diesen Inzidenzwerten nur Berufs-/Profisportlern sowie Athletinnen und Athleten der Bundes- und Landeskader gestattet – die Definition dieser Gruppe gibt die Sportministerkonferenz (SMK) vor.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist bei der Ausrichtung seiner Meisterschaften immer und ganz besonders in Zeiten der Pandemie an die Gesetzesvorgaben von Bund und Ländern gebunden, eine Nichtbeachtung kann rechtliche Konsequenzen haben. Die Teilnahmeberechtigung einzelner Athletinnen und Athleten gemäß der aktuell für Mainz geltenden Gesetzeslage wird dem DLV von den meldenden und vorab prüfenden Landesverbänden übermittelt.
Notbremse setzt die Grenzen und der DLV muss sich daran halten
"Wir hätten sehr gerne allen, die die sportlichen Zugangskriterien erfüllt haben, eine Teilnahme an den Meisterschaften ermöglicht", sagt DLV-Teamleiter Lauf/Gehen Werner Klein. "Ich kann die Enttäuschung derjenigen, die nun nicht dabei sein können, gut verstehen. Sie haben hart für ihren Start gearbeitet und daran viele Hoffnungen geknüpft. Die Meisterschaften waren anders geplant, aber die bundeseinheitliche Notbremse hat uns Grenzen gesetzt, die wir schließlich – wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch – im Sinne des Gemeinwohls akzeptieren müssen."
Die Relevanz der bundesweiten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie verdeutlichen auch die Erfahrungen aus der klinischen Praxis des medizinischen Kompetenzteams im DLV: „Die gestiegenen Inzidenzzahlen spiegeln sich leider deutschlandweit auch auf den Intensivstationen wieder. Außerdem treten schwere Krankheitsverläufe mittlerweile zunehmend auch bei jüngeren Patienten auf.“
Kampf um Titel und internationale Startplätze
Auch aus sportlicher Sicht nehmen die Titelkämpfe eine Sonderrolle ein, denn es geht nicht nur um die Vergabe von Meistertiteln, sondern in allen angebotenen Altersklassen auch um die Qualifikation für internationale Höhepunkte. „Die Resultate am Samstag spielen für die Nominierung für den 10.000 Meter-Europacup eine entscheidende Rolle“, erklärt Werner Klein. „Und für die Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten bietet sich eine der wenigen Chancen, sich für internationale Startplätze zu empfehlen.“
In den Nachwuchsklassen stehen die U23-EM in Bergen (Norwegen) und die U20-EM in Tallinn (Estland) sowie die U20-WM in Nairobi (Kenia) bevor. In den Männer- und Frauen-Konkurrenzen locken neben den Europacup-Startplätzen in Birmingham (Großbritannien; 5. Juni) zugleich wertvolle Punkte für das World Ranking und damit für die auf dieser Strecke sehr herausfordernde Olympia-Qualifikation.