Simon Boch im Interview
Jetzt hat der Marathon-Held von Dresden die 2:08 Stunden im Blick
Simon Boch hat sich mit einem beeindruckenden Sololauf beim Itelligence Invitational in Dresden auf Anhieb in der Marathon-Spitze etabliert. Hier spricht er über neue Ziele und seine Olympia-Chancen.
Simon Boch von der LG Telis Finanz Regensburg erreichte bei seinem Marathon-Debüt trotz schwieriger Wetterbedingungen vergangenen Sonntag eine Zeit von 2:10:48 Stunden. Mit seiner Leistung aus Dresden belegt er zurzeit Rang drei im Rennen um die drei deutschen Startplätze beim olympischen Marathon im Sommer in Japan. Beim Elite-Marathon in Hamburg, der für den 11. April geplant ist, könnte Simon Boch aber noch verdrängt werden. 2020 hatte der 26-Jährige bereits als bester deutscher Läufer bei der Halbmarathon-WM mit Platz 35 und einer Bestzeit von 61:36 Minuten überzeugt.
Simon Boch, wie hat sich dein Marathon-Debüt bei Kühlschrank-Temperaturen angefühlt?
Simon Boch: Es war extrem hart durch die Wetterbedingungen mit der Kälte und dem Wind. Hinzu kam, dass mein Tempomacher natürlich hätte weiter laufen sollen als rund 12,5 Kilometer. Mehr war heute einfach nicht möglich. Mein Ziel war eine Zeit um 2:09 Stunden herum, aber in der Endphase habe ich dann zwei Minuten verloren. Der Wind war am Ende so stark, dass ich das Gefühl hatte, fast stehen zu bleiben. In der Zukunft geht sicherlich noch einiges mehr, wenn die Bedingungen gut sind.
Eine andere Startmöglichkeit hätte sich sicher gar nicht angeboten, oder?
Simon Boch: Nein. Der ursprüngliche Plan war, bereits Ende Februar in Dresden zu laufen. Wetterbedingt wurde das Rennen dann verschoben. Irgendwann muss man ja dann auch starten. Und wo hätte ich laufen sollen, es gibt ja so gut wie keine Rennen. In das Hamburger Feld wäre ich nicht hineingekommen, da mir dafür eine Vorleistung im Marathon fehlte (die Starterzahl in Hamburg ist beschränkt, d. Red.).
Wie siehst du die Situation im Kampf um die Marathon-Olympia-Tickets?
Simon Boch: Es ist ja ganz einfach: Die schnellsten drei Läufer fahren nach Japan. Sollte ich am Ende nicht dabei sein, akzeptiere ich das, denn das ist Sport.
Schaust du dir das Rennen an oder wartest du nur auf das Ergebnis?
Simon Boch: Doch, ich werde mir das Rennen in Hamburg schon anschauen.
Die Rückkehr auf die Bahn ist fest eingeplant
Falls es am Ende nicht für einen Startplatz bei Olympia reichen sollte, läufst du dann einen Herbst-Marathon?
Simon Boch: Nein, ein zweiter Marathon im Herbst ist nicht geplant. Dies war hier nur ein Versuch, um mich im Marathon für Olympia zu qualifizieren. Ich werde erst mal wieder zu kürzeren Strecken zurückkehren. Ich denke aber schon, dass ich in der Zukunft wieder Marathon laufen werde, denn die langen Strecken sind meine Stärke.
Würdest du gegebenenfalls versuchen, dich über eine andere Strecke für Tokio zu qualifizieren?
Simon Boch: Eher nicht, denn die Norm über 10.000 Meter ist mit 27:28 Minuten wirklich sehr, sehr hart. Da bräuchte man auch ein perfektes Rennen, um eine Chance zu haben.
Wieviel Kilometer-Umfang konntest du vor deinem Marathon-Debüt maximal trainieren, und konntest du in der Höhe trainieren?
Simon Boch: Ja, wir waren vier Wochen in Kenia. Ich bin maximal 220 Kilometer pro Woche gelaufen, aber meistens bewegte sich der Umfang zwischen 180 und 200.
Deine Leistung von Dresden hat gezeigt, dass sicher noch deutlich mehr drin ist im Marathon.
Simon Boch: Ja, ich habe Zeiten von 2:08 bis 2:09 im Kopf. Meine Entwicklung war bisher sehr gut. Dafür bin ich meiner Trainingsgruppe und meinem Trainer Kurt Ring sehr dankbar. Ich fühle mich in der Gruppe bei der LG Telis Finanz Regensburg sehr gut aufgehoben.
Könnte bei den Europameisterschaften in München 2022 der Marathon doch das Ziel sein?
Simon Boch: Eher nicht, denn für die EM plane ich mit der 10.000-m-Strecke.