Jetzt wählen: Die Hobbyläufer des Jahres 2015
Die Wahl steht diesmal unter dem Motto Inklusion
Die Wahl zu den „Hobbyläufern des Jahres“ geht in die nächste Runde: Unsere Jury hatte die Qual der Wahl, unter hunderten Vorschlägen, die von der laufen.de-Community hier und auf Facebook abgegeben wurden, drei Kandidaten auszuwählen, die in der Endrunde sind. Unsere Juroren* haben sich ganz bewusst entschieden, in diesem Jahr die Wahl unter das Thema Inklusion zu stellen. Sie haben drei Kandidaten ausgewählt, die alle auf ihre Art ein Stückweit zum gemeinsamen Laufen von behinderten und nichtbehinderten Menschen beitragen. Für uns sind alle drei jetzt schon Sieger, aber weil es halt jedes Jahr nur einen "Läufer des Jahres" geben kann, bist du aufgefordert, bis zum 8. November 2015 deine Stimme für einen der drei abzugeben.
Wer gewonnen hat, wird am 14. November auf der großen Läufer-Gala in der Krombacher Brauerei in Kreuztal bei Siegen verkündet. Dort haben einige von euch die Möglichkeit, unsere drei Kandidaten persönlich kennenzulernen und einige der besten deutschen Läufer wie Gesa Felicitas Krause, die WM-Dritte über 3000 Meter Hindernis, zu treffen und mit ihnen einen Lauf durch die Siegerländer Wälder zu machen. Unter allen Teilnehmern an der Abstimmung verlosen wir 25-mal 2 kostenlose Tickets zu der Veranstaltung und einen Jahresvorrat Krombacher Alkoholfrei.
Und so machst du mit
Lerne hier die drei Top-Kandidaten kennen und stimme ab: Entweder indem mit dem Formular ganz unten deine Stimme abgibst oder mit der Facebook-Kommentar-Funktion zu diesem Artikel deinen Favoriten benennst. Der Kandidat mit den meisten Stimmen ist dann unser "Hobbyläufer des Jahres" 2015.
*) Zur Jury gehören dieses Jahr Jan Fitschen (ehemaliger Top-Läufer und 10.000-Meter-Europameister von 2006), Joey Kelly (Ex-Popstar und Extremsportler), Idriss Gonschinska (DLV-Cheftrainer), Dr. Matthias Reick (für die Hobbyläufer zuständiger DLV-Vizepräsident), Dr. Franz-Josef Weihrauch, (Leiter Kommunikation und Öffentlichskeitsarbeit Krombacher Brauerei), Frank Lebert (Geschäftsführer der Deutschen Leichtathletik-Marketing GmbH) und Christian Ermert (Chefredakteur laufen.de).
Jetzt mitmachen
Und mit Glück einen Jahresvorrat Krombacher Alkoholfrei gewinnen
Alkoholfreies Bier ist ein ideales Getränk für die schnelle Regeneration nach dem Lauf. Denn es ist isotonisch, enthält Kohlenhydrate und den Mineralstoff Kalium, der dafür sorgt, dass der Körper leere Energiespeicher schnell wieder auffüllt. Wir verlosen unter allen Teilnehmern an der Wahl einen Jahresvorrat der Alkoholfreien von Krombacher – bestehend aus 12 Kisten im Wert von insgesamt 180 Euro. Der Gewinner bekommt einen Kasten im Monat; abwechselnd Krombacher Alkoholfrei, Krombacher Weizen Alkoholfrei, Krombacher Radler Alkoholfrei und Krombacher Weizen-Zitrone Naturtrüb Alkoholfrei.
180,00 €
mehr erfahren„Aufhören kann ja jeder.“ Das sagt Burkhard Farnschläder einmal während unseres Gesprächs. Recht hat er. Es aber nicht zu tun, dafür braucht man manchmal Mut, manchmal einfach etwas Durchhaltevermögen – und vor allem eins: den Willen. Den hat Burkhard Farnschläder. Der 53-Jährige aus Herdorf an der Grenze des Siegerlandes zum Westerwald hat Mukoviszidose. Eine unheilbare, angeborene Stoffwechselkrankheit. Infolge eines Gendefekts wird in vielen Organen des Körpers ein zäher Schleim produziert, der lebenswichtige Organe verstopft.
Früher riet man Mukoviszidose-Erkrankten oft vom Sport ab, Kinder wurden vom Schulsport befreit, weil sie durch die Anstrengung häufig husten mussten. „Heute gibt es aber viele Beispiele, dass Sport hilft. Deswegen rät man Betroffenen auch dazu“, erzählt Burkhard Farnschläder. Und er ist wohl eines der besten Beispiele. Sport hat er immer gemacht. „Fußball, Badminton, ich bin Ski gefahren“, erzählt er. Als im Jahr 2000 vom Bundesverband Mukoviszidose ein Staffellauf durch die ganze Republik von Berlin nach Kehl am Rhein organisiert wurde, war Farnschläder als einziger Mukoviszidose-Erkrankter laufend dabei. „Dabei ist bei mir der Gedanke gereift, mal einen Marathon zu laufen.“
Im gleichen Jahr starben zwei Patientinnen aus Burkhard Farnschläders Regionalgruppe des Bundesverbands Mukoviszidose. „Damals habe ich gesagt, dass ich jetzt ein Zeichen setzen muss. Ich wollte zeigen, dass man auch mit dieser Krankheit ein erfülltes Leben führen kann“, blickt er zurück. „Im Internet findet man so viele negative Informationen zu der Krankheit und so wenig positive. Das wollte ich beeinflussen.“
Seine behandelnden Ärzte fanden seinen Marathon-Plan zunächst „ambitioniert“. Da er sich aber sowieso regelmäßig Lungenfunktionstests unterziehen muss und mit seinen Ärzten in Kontakt steht, gaben sie ihm grünes Licht. Seinen ersten Marathon finishte er 2004 in Köln in 3:51 Stunden. Es blieb nicht der einzige Marathon.
Mittlerweile läuft Burkhard Farnschläder jedes Jahr meist einen Lauf über die 42,195 Kilometer. Oder er packt gleich mal noch einen drauf. Im Frühjahr war er in Kapstadt beim Two-Oceans-Marathon über 56 Kilometer und einige Höhenmeter dabei. Er schaffte die Herausforderung in 6:39:54 Stunden. Zwei Ironman-Triathlon hat er auch schon gefinisht – heißt 3,86 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dann noch ein Marathon.
Hier stellt sich Burkhard Farnschläder im Video vor
Er läuft, weil es ihm Spaß macht. Aber nicht nur deshalb: „Auf jeden Fall auch, um anderen Mukoviszidose-Erkrankten zu zeigen, was man schaffen kann.“ Deshalb engagiert sich der Personalsachbearbeiter nicht nur als Sprecher der Mukoviszidose-Regionalgruppe Siegen, sondern reist durch das Land, um an Läufen teilzunehmen oder Vorträge zu halten. Mit einem davon begeisterte er eine lungentransplantierte Zuhörerin so sehr, dass sie mit ihm noch am selben Tag ihre ersten 500 Meter lief und ein Jahr später beim Siegener Marathon mit Musik zugunsten der Mukoviszidose-Regionalgruppe über 10 Kilometer am Start war. „Solche Geschichten machen mich schon stolz“, sagt Burkhard Farnschläder.
Den Marathon initiierte er gemeinsam mit Martin Hoffmann, der in Siegen das Laufprojekt „anLauf“ auf die Beine gestellt hat. Farnschläder kümmert sich vor allem um die Sponsoren. Grundidee des Laufes ist es, die Krankheit Mukoviszidose in die Öffentlichkeit zu bringen und dafür Verständnis zu erwirken. Und natürlich auch, anderen Mut zu machen. Dieses Jahr gehen die Veranstalter noch einen Schritt weiter und gestalten das Event ausdrücklich als inklusiven Lauf, auch für Läufer mit Behinderung. 35.000 Euro sind bei den ersten beiden Veranstaltungen schon als Spenden für die Mukoviszidose-Regionalgruppe zusammengekommen. Diese werden einerseits für die Forschung, andererseits für diverse Veranstaltungen in der Gruppe genutzt.
Burkhard Farnschläder hat schon einiges – und vor allem auch einige – bewegt. Und das soll auch so weitergehen. Seine Ärzte haben mittlerweile übrigens Artikel über ihn in der Praxis aufgehängt, um anderen Erkrankten zu zeigen, was möglich ist. Denn: Aufhören kann ja jeder. Oder eben erst gar nicht anfangen …
Als Fynn Hofer vor 14 Jahren zur Welt kam, wog er nur 900 Gramm und erlitt nach der viel zu frühen Geburt einen Schlaganfall. Damals glaubten die Ärzte nicht, dass der Junge jemals richtig laufen lernen würde. Wer ihn heute auf den Strecken rund um seine Heimatstadt Varel rennen sieht, kann das kaum glauben. Je schneller er läuft, desto weniger unterscheidet sich sein Stil von dem nichtbehinderter Kinder. Sein Gang wirkt immer noch ein wenig schleppend, aber sobald er anfängt zu joggen, richtet sich der ganze Körper des kleinen Kerls auf. Man sieht ihm richtig an, wie viel Spaß Bewegung macht.
Und er hat Ausdauer. Zwei- bis dreimal läuft er jede Woche, schafft dabei mittlerweile sieben Kilometer, die er meist in Begleitung seines Trainers Dierk Nattke läuft. Alleine laufen kann er nicht, denn die beiden Schlaganfälle, die er als Frühchen erlitten hat, beeinträchtigen ihn auch geistig. Er ist nicht in der Lage, sich zu orientieren.
Das Laufen scheint ihm dennoch ganz viel Lebensfreude zu geben. „Er ist einfach zufriedener, wenn er läuft“, erzählt seine Mutter. „Fynn ist sehr empfindlich für alle Reize von außen und das macht ihn schon mal sehr aufbrausend.“
Bevor er mit dem Laufen begonnen hat, war Fynn in einer Fußballmannschaft. Das hat ihm auch Riesenspaß gemacht. Da er aber durch seine Behinderung in der Entwicklung gleichaltrigen Jugendlichen hinterherhinkt, musste er zuletzt mit immer jüngeren Kindern spielen. „Aber der Altersunterschied zwischen Achtjährigen und einem 14-Jährigen ist einfach zu groß“, sagt seine Mutter. Er musste immer aufpassen, dass die anderen ihm nicht in die Beine treten.
Hier stellt sich Fynn Hofer im Video vor
Schon beim Fußball wurde sein Talent fürs Laufen entdeckt. „Der kann wahnsinnig gut rennen“, waren sich seine Mitspieler einig. Fynn wechselte zur Leichtathletik und machte schon bald bei seinem ersten Straßenlauf mit. 1,8 Kilometer in unter acht Minuten waren das Ergebnis. Großartig für einen Jungen, der eigentlich Orthesen braucht und mehrfach an den Beinen operiert werden musste. Dabei wurden die Sehnen verlängert, um die Auswirkungen der dauerhaften Muskelverkrampfungen (Spastiken) zu lindern, an denen Fynn seit den Hirnblutungen kurz nach seine Geburt leidet.
Ein Höhepunkt für ihn war ein Spendenlauf für das Hospiz in Varel, wo sterbenden Menschen geholfen wird, ihr Leben bis zum letzten Moment lebenswert zu gestalten. Eigentlich wollte Fynn nur an dem Kinderlauf teilnehmen, aber da er sich schnell sehr viel Ausdauer erlaufen hat, startete er im Erwachsenenlauf. Er hat sieben Kilometer geschafft und am Ende waren 3500 Euro zusammengekommen, die er mit seinen Spendern dem Hospiz übergeben konnte.
Mittlerweile ist sogar die Landestrainerin fürs Laufen im Behinderten-Sportverband Niedersachsen auf Fynn Hofer aufmerksam geworden und hat ihn zu Kader-Lehrgängen eingeladen. „Das ist der Lohn für 14 Jahre harte Arbeit für Fynn“, sagt seine Mutter und erinnert sich an die zahllosen Arztbesuche, Stunden bei der Krankengymnastik und die Operationen, die geholfen haben, dass aus dem schwerkranken Baby und Kind ein richtig guter Läufer geworden ist – obwohl das die Ärzte nie geglaubt hätten.
Eigentlich wollte Willi Sawatzki nicht mehr an Straßenläufen teilnehmen, nachdem er 2014 erstmals einen Halbmarathon in seiner Heimatstadt Hannover gefinisht hatte. „Der ganze Trubel war nicht meins, ich bin lieber allein in der Natur unterwegs“, sagt der 44 Jahre alte Heilpädagoge, der bei der der GiB arbeitet, einer Einrichtung für integrative Behindertenarbeit in Hannover.
Dort betreut er den gleichaltrigen Thorsten Föllmer, der seit seiner Geburt körperlich behindert und auf den Rollstuhl angewiesen ist. Kommunizieren kann er mit Mimik und Gestik, beim Sprechen benötigt er Computer-Unterstützung. „Thorsten ist sehr sportbegeistert, er ist bei fast jedem Heimspiel von Hannover 96 im Stadion“, erzählt Willi Sawatzki. Und als er seinem Schützling von seinem Halbmarathon erzählte, wie er mit der Masse der Läufer, angefeuert von Zehntausenden am Streckenrand, durch Hannover gelaufen ist, bekam Thorsten ganz große Augen. „Er war so begeistert, dass bei uns die Idee entstand, beim nächsten Marathon in Hannover gemeinsam an den Start zu gehen. Thorsten im Rollstuhl sitzend und ich als sein Anschieber“, sagt Sawatzki.
Gespräche mit der GiB folgten und Willi Sawatzkis Chef sagte ihm sofort die Unterstützung für das Projekt zu. Ein Hersteller von Rollstühlen fertigte für Thorsten Föllmer ein individuell auf seinen Körper abgestimmtes Spezialmodell fürs Laufen an. Das Training konnte beginnen. Fortan sind die beiden mindestens einmal pro Woche gemeinsam gelaufen. Die nötige Ausdauer, um Thorsten Föllmer in dem 26 Kilogramm schweren Rollstuhl 21,1 Kilometer weit zu schieben, hat sich Willi Sawatzki mit weiteren Trainingseinheiten allein erarbeitet. „Ich bin zweimal pro Woche gelaufen, zu mehr reicht die Zeit nicht“, sagt der Vater von zwei 16 und 13 Jahre alten Kindern.
Doch dieses Training genügte, um den Halbmarathon zusammen mit Thorsten Föllner in unter zwei Stunden zu finishen. Aber viel wichtiger als die Zeit von 1:57 Stunden sind die Erlebnisse, die beide in Training und im Rennen hatten. „Das hat die Beziehung zwischen uns extrem verbessert“, sagt Willi Sawatzki, „die Inklusion ist für uns in diesen Momenten gelungen.“
Hier stellt sich Willi Sawatzki im Video vor
Die zwei Stunden des Halbmarathons waren für beide ein einzigartiges Erlebnis. „Ich habe Thorsten mit einem Trinkrucksack und einigen Bananen ausgestattet, damit er unterwegs gut versorgt ist“, erzählt Willi Sawatzki von jenem 19. April 2015, an dem sie zusammen mit mehr als 20.000 anderen Läufern auf die Strecke in der niedersächsischen Landeshauptstadt gingen.
„Wir haben die volle Anerkennung der anderen Läufer gespürt. Und dass uns so viele der mehr als 200.000 Zuschauer mit Namen angefeuert haben, hat für Gänsehaut gesorgt“, erinnert sich Willi Sawatzki. „Das hat besonders Thorsten sehr gut getan und uns Mut gemacht, weil das Gedränge um uns herum schon sehr anstrengend war und unsere volle Aufmerksamkeit erforderte. Wir waren auf der ganzen Strecke eine große Einheit mit allen Läufern, die sogar darauf achteten, dass wir gut durchkamen und andere Läufer aufforderten, für uns Platz zu machen. Das hat uns sehr beeindruckt.“ Viele Mitläufer staunten über das Duo und waren ihrerseits ganz begeistert. „Oh, wie toll ist das denn!“, war der am meisten gehörte Kommentar.
Der erste Start des Duos Sawatzki/Föllmer soll nicht der letzte gewesen sein. „Super, ich komme wieder, das war der Hammer für mich“, signalisierte Thorsten Föllmer bereits kurz nach dem Halbmarathon. Und auch Willi Sawatzki möchte mit seinem Laufpartner wieder an den Start. Beim nächsten Hannover-Marathon wollen die beiden über die volle Distanz starten. Das Training für die 42,195 Kilometer läuft bereits.