Steigende Coronazahlen
Kein Elitemarathon am 11. April in Hamburg
Angesichts steigender Coronazahlen wird das für den 11. April angekündigte Elite-Marathonrennen in Hamburg mit Eliud Kipchoge nicht stattfinden. Es soll eine Woche später woanders nachgeholt werden.
Dies gaben die Organisatoren bekannt. Aufgrund der Corona-Pandemie und zuletzt steigender Zahlen wollte die Stadt offenbar keine Genehmigung mehr für den Lauf erteilen. Damit wird es für eine Reihe von nationalen und internationalen Athleten nunmehr im Kampf um die prestigeträchtigen Startplätze beim olympischen Marathon in Japan im Sommer sehr eng und - selbst wenn das Rennen wie jetzt avisiert am 18. April nachgeholt werden kann - schwieriger.
In der absoluten Spitze könnte das Starterfeld nicht besser besetzt sein: Angekündigt ist unter anderen der beste Marathonläufer aller Zeiten, Kenias Weltrekordler und Olympiasieger Eliud Kipchoge. Mit der Äthiopierin Tirunesh Dibaba (Äthiopien) hat zudem die vielleicht erfolgreichste Langstreckenläuferin der Leichtathletik-Geschichte ihre Zusage gegeben.
Acht deutsche Topläufer hatten sich auf den Start in Hamburg am Sonntag nächster Woche fokussiert. Jetzt müssen sie kurzfristig umplanen, was im Marathon nicht so einfach ist. Der frühere deutsche Rekordhalter Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal/Bestzeit: 2:08:33 Stunden), Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid/2:10:18 Stunden), Richard Ringer (LC Rehlingen/2:10:59), Tom Gröschel (TC Fiko Rostock/2:13:49), Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt/2:27:26), Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin/2:28:42), Anke Esser (Bayer Leverkusen/2:32:06) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel/2:33:01) sind betroffen. Vor kurzem hatten nach Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg/2:12:15) noch Deborah Schöneborn (LG Nord/2:26:55) aufgrund von Fuß-Problemen und Fabienne Königstein (MTG Mannheim/2:32:35) mangels Form auf ihren Start verzichtet.
„Es ist für die Athleten sehr schade, dass das Rennen in Hamburg nicht wie geplant stattfinden kann. Eine etwas frühere Verlegung wäre gut gewesen, da sich die Läufer bereits in der finalen Feinabstimmung für den Start befanden. Jetzt gilt es so schnell wie nur möglich Klarheit zu schaffen, damit sich die Athleten darauf umstellen können“, sagt Christoph Kopp, der mit seinem Berliner ISS Sportmanagement das Gros der deutschen Top-Marathonläufer betreut. Fünf seiner Athleten stehen auf der Startliste des Elite-Marathons, der nun vielleicht in der Nähe von Hamburg oder an einem ganz anderen Ort in Deutschland stattfinden könnte.
Sportsenator Andy Grote: „Veranstaltung dieser Größenordnung nicht zu verantworten“
„Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, wird der Hamburger Sportsenator Andy Grote in einer Pressemitteilung zitiert. „Nicht nur, weil sie so kurzfristig zu treffen war, sondern weil die Veranstalter mit großer Energie ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet haben, um eine sichere Durchführung des Elite-Marathons zu gewährleisten. Angesichts der derzeitigen Infektionsdynamik in der Stadt ist aber auch mit dem besten Konzept eine Veranstaltung in dieser Größenordnung nicht zu verantworten. Die Entscheidung ist schmerzhaft, aber wir müssen jetzt trotz aller Rückschläge nach vorne sehen und alles dafür tun, damit wir schnell wieder in die sportliche Normalität zurückkommen und die weiteren Sportformate des Sommers wie geplant stattfinden können.“ Ganz ähnliche Aussagen gab es von den politisch Verantwortlichen in Hamburg bereits im vergangenen Jahr, als zunächst der Marathon im Frühjahr und dann der Ersatz-Termin im September abgesagt wurden.
Wie in einigen anderen Städten in Europa aber auch weltweit werden einige Eliterennen organisiert, um den Profi-Athleten auch während der Corona-Pandemie die Möglichkeit zu bieten, sich für die Olympischen Spiele oder aber auch für eine nationale Kader-Zugehörigkeit zu qualifizieren. Diese Rennen sind notwendig für die Athleten, deren Karriere ansonsten im schlimmsten Fall gefährdet ist. Ein derartiges Rennen fand zuletzt in Deutschland in Dresden mit Erfolg statt, wobei dort in mehreren Rennen deutlich mehr Läufer am Start waren als dies in Hamburg der Fall gewesen wäre. Auch in Frankfurt wurde in vorbildlicher Abstimmung mit den Behörden im vergangenen September ein Eliterennen gestartet. In Berlin fanden seit Juni 2020 bereits mehrere derartige Läufe statt.
Die Athleten wären in Hamburg weitestgehend isoliert gewesen und hätten mehrfach negativ getestet sein müssen, um starten zu können - so wie es bei ähnlichen international bedeutenden Rennen während der Pandemie erfolgreich gehandhabt wurde. Doch im Sport ist es während der Corona-Pandemie so wie überall: es gibt völlig unterschiedliche Regelungen und nicht immer logische Herangehensweisen. Während die Veranstalter in Dresden (Laufszene Events) vor kurzem echte Unterstützung von den Behörden erhielten, gilt dies für die Hamburger Organisatoren (Haspa Marathon Hamburg in Verbindung mit dem holländischen Management Global Sports) offensichtlich nicht. Zugleich finden aber ständig zum Beispiel Spiele der Zweiten Fußball-Bundesliga in der Hansestadt statt. Für eine Stadt, die sich noch vor einigen Jahren für Olympische Spiele bewerben wollte, ist das Hin und Her zu Lasten internationaler Topläufer kein gutes Signal.