Vom Running Camp nach Berlin
Mit 67 Jahren: Dieser Mann läuft den Marathon unter drei Stunden
Mit 67 Jahren einen Marathon unter drei Stunden laufen? Stephen Dunlop macht‘s vor und hat dabei auch eins der Running Camps von laufen.de zur Vorbereitung genutzt.
Wer in seinen Zwanzigern, Dreißigern oder Vierzigern nicht alles aus sich rausholt kann Bestzeiten vergessen? Von wegen! Der 67 Jahre alte Stephen Dunlop zeigte beim 50. BMW Berlin Marathon, dass auch ein paar Jahre mehr nicht zwischen dir und deinen athletischen Zielen stehen müssen.
Stephen Dunlop scheint auf den ersten Blick ein normaler Rentner zu sein. Er mag Gartenarbeit und genießt ab und zu einen guten Wein. In einem beschaulichen Schweizer Örtchen bewohnt er ein gemütliches Haus an einem Hügel, den er regelmäßig mit dem Auto hochtuckert. „Die Runde dort oben ist perfekt zum Gassi gehen, aber meine Hündin ist schon alt und schnell müde. Ich fahre also nicht wegen mir mit dem Auto.“, betont er lachend im Interview. Und das stimmt, denn Stephen Dunlops Kondition steht außer Frage. Schließlich ist er einer der zehn schnellsten Marathon Läufer 2024 in seiner Altersgruppe. Weltweit wohlgemerkt.
Es ist nie zu spät zum Durchstarten
Dabei begann seine Leidenschaft zum Sport erst recht spät. „Ich war früher Finanzchef einer großen Bank und deshalb viel unterwegs. Teilweise war ich bis zu zwölfmal im Jahr in den USA, da blieb mir oft nicht die Zeit für Sport“, erzählt der Schweizer M65-Meister „Mit 50 habe ich das Laufen für mich entdeckt, weil es sich gut in meinen Tagesablauf einbauen ließ“. Ab 2007 ging es für den Vater von vier Töchtern also mehrmals die Woche in der Mittagspause zum Joggen. „Ich habe es genossen, mich draußen zu bewegen und zwischen dem Arbeiten frische Luft zu schnappen“, erinnert sich Dunlop.
2009 packt ihn die Lust auf eine Langdistanz und er beginnt zum ersten Mal mit strukturiertem Training. Drei Trainingseinheiten die Woche verhelfen ihm beim Luzerner Halbmarathon zu einer Zeit von 1:54. Eine größere Motivation hätte es für den Schweizer Hobbyläufer nicht geben können. „Ich bin recht kompetitiv, bei einem Rennen will ich dann auch gewinnen“, verrät Dunlop mit einem schelmischen Grinsen. Es ist also wenig überraschend, dass auf den ersten Halbmarathon viele weitere und 2013 dann die ersten ganzen 42,195 Kilometer folgen. Langsam formt sich eine etwas verrückte Idee in seinem Kopf – er will irgendwann einen Marathon unter drei Stunden laufen.
In seinem Bekanntenkreis ist Dunlop aber gar kein so großer Exot. „Ich kenne viele gute Läufer durch meine Mitgliedschaft bei Swiss Masters Running“, erzählt der gebürtige Engländer. „Smrun“ ist der größte Schweizer Verein für Laufbegeisterte ab 35. Der Verbund veranstaltet jährliche Lauf-Cups, die die Mitglieder sowohl vernetzten als auch anspornen. Die meisten über 50-Jährigen kennt Dunlop mittlerweile, lernt durch den Sport aber auch gerne immer neue Leute kennen.
Die Suche nach diesem Gemeinschaftsgefühl und der Wunsch, dem verregneten Februar-Wetter zu entfliehen, motivierten den Schweizer, sich 2023 für eines der laufen.de Camps in Portugal anzumelden. „Das Programm war sehr professionell. Es gab Laktat-Tests und die Möglichkeit einer gesicherten Startnummer für entweder den halben oder ganzen Marathon in Berlin“, ist Dunlop heute noch begeistert von dem Camp, das von Carsten Eich betreut wurde, mit dem der Schweizer nach der Woche an der Algarve auch weiter zusammenarbeitete.
Zu den Running Camps von laufen.de sind alle eingeladen, die mehr übers Laufen lernen wollen. Im Frühjahr 2025 ist das Running Camp an der Algarve allerdings bereits ausgebucht, für die Camps auf Mallorca gibt es noch einige wenige Restplätze.
Vorbereitung im Running Camp mit Carsten Eich
Professionelles Coaching war für Dunlop, der bis 2023 alle seine Trainingspläne selbst geschrieben hat, eine spannende Erfahrung. „Für den Berlin Marathon, bei dem ich die drei Stunden endlich knacken wollte, haben wir mit einem 20 Wochen Trainingsplan gearbeitet. Dabei habe ich alle zwei Wochen ein Gespräch mit Carsten geführt. Danach hat er immer den Plan für die nächsten zwei Wochen angepasst. Er hat mich also nicht mit allem auf einmal überfordert.“ Die größte Veränderung in Vorbereitung auf den Berlin Marathon war die Erhöhung der wöchentlichen Laufkilometer. „Mit Carsten haben wir die Anzahl meiner Einheiten von vier auf fünf erhöht, um auf 70 bis 90 Kilometer pro Woche zu kommen.“ So wie die meisten ernsthaften Läuferinnen und Läufer trainiert der Schweizer Meister nach dem 80/20 Prinzip. Bei fünf Einheiten in der Woche bedeutet das einen kurzen, aber harten Lauf und vier leichte bis mäßige Läufe.
„Ich habe mich sehr genau an den Plan gehalten und in der ganzen Zeit keine Schwierigkeiten gehabt“, sagt Dunlop. Dass er keine Probleme mit Verletzungen hatte, führt der 67-jährige vor allem auf seine Disziplin in Punkto Erholung zurück. Seinem jüngeren Selbst würde er raten, regelmäßig konstant zu trainieren und genug Erholungstage einzubauen. „Ich sehe viele junge Läufer, die sich nicht genug erholen und durch Verletzungen selbst ausbremsen“, meint der Schweizer. Im Interview teilt er seine Philosophie aus 17 Jahren Lauferfahrung: „Es ist ganz einfach. Ich will am Ziel stehen können, nicht über die Ziellinie fallen. Nach zwei Minuten bin ich, mehr oder weniger normal ansprechbar.“
Mit dieser Einstellung ist Stephen Dunlop nun schon zehn Marathons gelaufen. Am 29. September 2024 erreicht er schließlich sein langjähriges Ziel eines Sub-Drei-Stunden-Marathons mit einer Zeit von 2:59:23 Stunden. Das Gefühl am Ziel ist für Dunlop unbeschreiblich. „Die ersten 35 Kilometer zogen sehr schnell vorbei, nur die letzten drei Kilometer haben sich wie bei jedem Marathon richtig hart angefühlt. Aber mit einigen Leuten in einer Welle zu laufen, hat geholfen“. Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer am Straßenrand waren für Dunlop eine große Motivation.
Beim Berliner Jubiläums-Marathon in 2:59:23 gefinisht
Das Gefühl ist unbeschreiblich. Das kann man nicht erklären – das muss man erleben.“
Stephen Dunlop über seinen Marathon in Berlin
Sein langjähriges Ziel hat Stephen Dunlop jetzt erreicht. Was folgt jetzt? „Ich möchte weniger, aber dafür qualitativ hochwertige Rennen machen“, verrät der Athlet im Interview. Neben persönlichen Bestzeiten richtet er seinen Blick jetzt auf die Teilnahme bei den „Big Six“ – den weltweiten Marathon Majors. Die Strecken Berlins, Londons und New Yorks hat er schon unter den Sohlen, dieses Jahr werden Boston und Chicago folgen. Um in Top-Form zu kommen, nimmt er auch 2025 wieder am laufen.de-Running Camp im warmen Süden teil. „Ich möchte einfach in Shorts und T-Shirt trainieren“, amüsiert er sich. Außerdem sichert ihm das Camp einen Startplatz beim Berlin Halbmarathon, der genau drei Wochen vor Boston stattfindet.
Der nächste angestrebte Meilenstein: Ein Halbmarathon in 1:25 Stunden. Ob auch dieser Traum für Stephen Dunlop in Berlin wahr wird? Für den 67-jährigen steht fest: mit Geduld und Disziplin ganz bestimmt.