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Mit gekauftem Startplatz nach Paris: Laura Hottenrott baut auf ihre Berglauf-Skills
Der olympische Marathonkurs beinhaltet einige Höhenmeter. Laura Hottenrott freut das. Denn sie ist nicht nur eine hervorragende Straßenläufern, sondern fühlt sich auch in den Bergen wohl.
Bestzeit: 2:24:32 h (2023) | Verein: PSV Grün-Weiß Kassel | Geburtstag: 14.5.1992
Bis Laura Hottenrott sich für Olympia qualifizierte, musste sie so einige Hürden überwinden. Beim BMW Berlin-Marathon im September lief sie in 2:29:38 Stunden noch deutlich an der Olympia-Norm von 2:26:50 Stunden vorbei. So manch einer hatte sie da schon nicht mehr auf der Rechnung für einen Olympia-Startplatz. „Aber mein Vater Kuno, der mein Trainer ist, und ich haben weiterhin daran geglaubt, dass ein guter Marathon möglich ist“, erzählt Laura Hottenrott. „In Berlin waren einfach viele Dinge zusammengekommen, die an dem Tag nicht optimal waren.“
Und so entschieden sich Vater und Tochter, zehn Wochen nach dem Berlin-Marathon in Valencia noch einmal einen Angriff auf die Marathon-Olympia-Norm zu wagen. Aber auch das war kein Selbstläufer. Laura Hottenrott bekam keinen Elitestartplatz, sondern musste jemandem aus dem Massefeld einen Startplatz abkaufen.
Hottenrott-Duo war optimistisch
Somit konnte sie aber auch keine individuelle Verpflegung abgeben, wie es den Eliteläuferinnen und -läufern vorbehalten ist. Und auch einen Pacemaker hatte sie nicht. Aber all das und, „dass schon viele nicht mehr an mich geglaubt haben, hat mich eher zusätzlich motiviert“, erzählt die 31-Jährige.
Laura Hottenrotts Vater Kuno ist Sportwissenschaftler und Universitätsprofessor für Trainingswissenschaft. Laura Hottenrott, oder genauer Dr. Laura Hottenrott, hat selbst in Trainingswissenschaften promoviert. Das Duo nutzt sein Wissen für viele Leistungsdiagnostiken im Training. „Wir haben anhand meiner Trainingsleistungen schon gesehen, dass eine Zeit unter der Olympia-Norm und eventuell auch unter 2:26 Stunden möglich ist“, blickt die Kasselerin zurück.
Furioses Finale in Valencia
Was für ein Rennen ihr dann in Valencia aber gelang, das überraschte selbst das Duo. Denn, obwohl sie keinen Tempomacher hatte, obwohl sie ein eher variables und nicht gleichmäßiges Rennen lief, konnte sie am Ende noch richtig zulegen und war im Ziel nicht einmal völlig erschöpft. „Ich bin die letzten zwölf und vor allem die letzten sieben Kilometer sehr schnell gelaufen, auf den letzten sieben Kilometern einen Schnitt von 3:18 Minuten pro Kilometer.“ Und so erreichte sie bereits nach 2:24:32 Stunden das Ziel. Nur vier deutsche Frauen waren jemals schneller.
Und damit war Laura Hottenrott plötzlich als Zweitschnellste im Nominierungszeitraum wieder mittendrin im Rennen um die drei Startplätze für Olympia. Doch dann schob sich Melat Kejeta noch vor sie und Domenika Mayer – nun durfte niemand mehr schneller sein.
Erleichterung Ende Januar
Katharina Steinruck ging am 28. Januar beim Osaka-Marathon an den Start, bis zum 31. Januar war es noch möglich, sich für Olympia zu qualifizieren. „Ich war schon sehr nervös und habe gezittert“, erzählt Laura Hottenrott. „Vom Rennen in Osaka gab es keinen Livestream, ich habe erst morgens Katharinas Zielzeit gesehen.“ In 2:24:56 Stunden blieb diese nur wenige Sekunden über der Zeit von Laura Hottenrott, die damit das Ticket sicher hatte.
„Noch nie waren die deutschen Startplätze so umkämpft. Es gibt in Deutschland gerade so viele talentierte Frauen mit starken Leistungen – für mich ist es etwas ganz Besonderes, da zu den besten Drei zu gehören“, wertschätzt sie auch die Leistungen ihrer Konkurrentinnen.
Voller Fokus auf Olympia
Auf einen Frühjahrsmarathon will Laura Hottenrott in diesem Jahr verzichten und sich voll auf den Olympia-Marathon fokussieren. Darauf bereitet sie sich nicht in der Höhe von Kenia oder Südafrika wie viele andere vor, sondern nutzt die Gegebenheiten in Europa. Zum Beispiel in Livigno in den italienischen Alpen in einem Trainingslager, in dem sie Skilanglauf und Laufen kombiniert.
Was genau in Paris möglich sein wird und mit welchen Zielen sie in das Rennen geht, wird sich nach dem Training der nächsten Monate ergeben. Eines ist aber klar: Laura Hottenrott freut sich, dass die Olympiastrecke so einige Höhenmeter beinhaltet, denn sie ist nicht nur eine hervorragende Straßenläuferin, sondern fühlt sich auch bei Bergrennen wohl.
Im vergangenen Jahr lief sie bei der Berglauf-WM im Einzel auf einen hervorragenden vierten Platz und gewann mit der Mannschaft Silber. Und vielleicht wird Laura Hottenrott die Erfahrung, in der Qualifikation schon so einige Hürden überwunden zu haben, helfen, nun auch die Herausforderungen des Olympia-Marathons zu meistern.