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Leichtathletik-EM
Nach Corona und dem Tod ihres Trainers: Lea Meyer holt Silber über die Hindernisse

| von Jörg Wenig und Christian Ermert

Lea Meyer vom ASV Köln hat im 3.000-m-Hindernisfinale bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München sensationell die Silbermedaille gewonnen.

Nur die albanische Top-Favoritin Luiza Gega war schneller als der deutsche Hindernis-Shooting-Star des ASV Köln. Gega gewann in 9:11,31 Minuten vor Meyer, die nach 9:15,35 im Ziel war und ihre Bestzeit deutlich unterbot. Dritte wurde die Britin Elizabeth Bird in 9:23,18. Die zweite deutsche Läuferin in diesem Finale, Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald), belegte Rang zwölf in 9:39,63. Titelverteidigerin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) konnte bei der EM gesundheitsbedingt nicht starten.

Nach ihrem unglücklichen Auftritt bei den Weltmeisterschaften in Eugene, als sie im Vorlauf gleich am ersten Hindernis hängenblieb, kopfüber in den Wassergraben stürzte und das Rennen dennoch tapfer beendete, lieferte die 24-Jährige in München bereits einen ganz souveränen Vorlauf ab. Als Siegerin qualifizierte sie sich sicher in 9:39,55 Minuten für das Finale, in dem sie dann für eine der größten Überraschungen dieser EM sorgte.

Und das, obwohl sie sich kurz nach der WM von Eugene auf der Fahrt ins Höhentrainingslager nach St. Moritz auch noch Corona eingefangen hatte. Sie hatte zwar nur wenige Symptome, aber es dauerte lang, bis ihre Tests wieder negativ waren. „Weil ich gerade in der Höhe kein Risiko eingehen und auf keinen Fall zu früh wieder ins Training einsteigen wollte, habe ich gewartet, bis nach einem Check-up vom Arzt das okay kam.“ Zu diesem Check-up durfte sie aber erst nach einem negativen Test. „Vielleicht hat mein Körper mal ein paar Tage Pause gebraucht“, meint sie.

Lea Meyer lief im Olympiastadion in ihrem ersten großen internationalen Finale ein mutiges Rennen. Vom Start weg orientierte sie sich im vorderen Bereich des Feldes und lag auf den ersten zwei Kilometern nie schlechter als Platz fünf. An der Spitze bestimmte währenddessen Luiza Gega gefolgt von der Britin Elizabeth Bird durchweg das Tempo. Zeitweise sah es dann so aus, als würden Gega und Bird um Gold und etwas weiter zurück Meyer und die Britin Aimee Pratt um Bronze kämpfen. Doch es war die 24-jährige Lea Meyer, die sich von Pratt absetzte und dann schließlich auch noch Bird ein- und überholte. Während Gega souverän zum Gold lief, feierte Lea Meyer einen Erfolg, der ein Turbo für ihre zukünftige Karriere sein kann.

„Gefühlt hatte ich die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen“, sagte sie hinterher, „ab 2.000 Meter habe ich gedacht, das ist dein Rennen. Die Massen haben mich getragen. Am letzten Wassergraben habe ich nur gedacht: Jetzt konzentriere dich, versuche auf den Balken draufzutreten.“ Die Medaille wollte sie sich nicht mehr nehmen lassen und widmete dann Silber dem langjährigen Bundestrainer Henning von Papen, der sie bis zu seinem Krebstod im Januar betreut hatte. Danach bedankte sich bei ihrem neuen Coach Tobias Kofferschläger: „Er hat mich so super aufgenommen, den beiden verdanke ich alles.“

Lea Meyer hatte sich im vergangenen Jahr mit einer überraschenden Steigerung von 9:54,84 Minuten auf 9:29,26 für die Olympischen Spiele qualifiziert. In Tokio verpasste sie das Finale ebenso wie bei der WM im Juli in Eugene, wo sie im Vorlauf Pech hatte und in den Wassergraben stürzte. Nachdem sie sich in dieser Saison zuvor bereits auf 9:25,61 Minuten gesteigert hatte, verbesserte sie sich im EM-Finale enorm auf 9:15,35 Minuten. Damit erreichte sie auch bezogen auf die Zeit die europäische Spitze - und das zum perfekten Zeitpunkt im EM-Finale. „Heute hat alles zusammen gepasst. Es ist eine Stärke von mir, aufzustehen und stärker zurückzukommen, wenn ich gefallen bin“, sagte die Kölner Studentin, die später Grundschullehrerin werden will.

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800 Meter der Frauen: Hodgkinson gewinnt, Christina Hering wird Siebte beim Heimspiel

Nach drei Silbermedaillen hat Keely Hodgkinson in München den ersten großen Titel gewonnen: Die britische Top-Favoritin war im 800-m-Finale nicht zu schlagen und gewann das Rennen in 1:59,04 Minuten. Bei den Olympischen Spielen 2021 sowie den Weltmeisterschaften und den Commonwealth Games in diesem Sommer hatte die erst 20-Jährige jeweils den zweiten Platz belegt. In München wurde die Französin Rénelle Lamote Zweite (1:59,49) vor der Polin Anna Wielgosz (1:59,87).

„Es war nicht einfach, innerhalb von viereinhalb Wochen drei große Meisterschaften zu laufen. Ich freue mich, dass ich heute alles gut umgesetzt habe, gut gelaufen bin und Gold gewonnen habe“, sagte Keely Hodgkinson, die rund 250 Meter vor dem Ziel die Spitzenposition übernommen hatte und dann souverän gewann.

Ein gutes Rennen vor heimischem Publikum im Olympiastadion lief Christina Hering (LG Stadtwerke München), die Rang sieben in 2:00,82 belegte. Mutig führte sie in der ersten Runde, doch dann konnte sie mit den Tempoverschärfungen der Konkurrenz nicht mehr Schritt halten. „Es war hart, aber so ist es und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden“, sagte Christina Hering.