Lauferlebnis in Namibia
„Diese Reise werde ich nie vergessen“

| von Norbert Hensen | Fotos: Kevin Ellison

Das Projekt EmpowHER schickt Annemarie (26), Sarah (39), Judith (47) und Elke (64) in die Wüste. Das Ziel: An vier Tagen in vier Wüstenregionen Namibias jeweils einen Marathon laufen.

Es ist noch dunkel, als Annemarie ihre Laufschuhe bindet und den leichten Rucksack ein zweites Mal fixiert. Irgendwas klemmt. Vielleicht ist es die Nervosität. Annemarie ist 26 Jahre alt. Die angehende Gymnasiallehrerin lebt in Leipzig. Sie war noch nie außerhalb Europas. Jetzt also Afrika. Wüste. Aber das ist nicht alles. FALKE hat sie für eine besondere Challenge ausgewählt: Mit drei anderen Frauen startet sie gleich zu einem Laufabenteuer in der Wüste. EmpowHER hat FALKE das Projekt getauft.

Die Luft der Kalahari ist kühl und klar. Der Sand knirscht unter den Füßen. Annemarie ist in ihrem Leben bislang einen einzigen Marathon gelaufen. Auf der Straße. Jetzt also vier Marathons in vier Tagen. Und das im Wüstensand. Gemeinsam wird sie mit Sarah, Judith und Elke in vier unterschiedlichen Wüsten vier Marathons absolvieren.

Annemarie Weise ist die jüngste Läuferin im Team. Sozusagen die GenZ. Aber das spielt beim Laufen keine Rolle. „Als ich zu diesem Projekt von Falke eingeladen wurde, habe ich gedacht: Wow – eine einmalige Chance. Aber sofort kamen die Zweifel, ob ich das überhaupt schaffen kann“, erzählt Annemarie.

Elke Schanz-Matern ergeht es ähnlich. „Ich brauchte ein paar Tage Bedenkzeit“, sagt die im württembergischen Aspach nahe Stuttgart wohnende Läuferin. Elke ist 64 und an Erfahrung macht ihr nach 20 Ironman-Triathlons kaum jemand was vor. Aber vier Marathons in der Wüste? Mit 64 Jahren? „In meinem Alter wird man vernünftig“, meint Elke. Und lacht. Aber natürlich nimmt auch sie die Herausforderung an. „Ich habe mir gesagt, egal, wenn die anderen besser sind, zur Not gehe ich ins Ziel.“

Die vier Läuferinnen (v.l.n.r.): Elke Schanz-Matern, Annemarie Weise, Judith Havers und Sarah Gearhart

Vier Frauen, vier Generationen, vier Tage, vier Marathons

Das Projekt ist kein Wettkampf. Im Gegenteil. Es geht um Gemeinschaft. „Aber auch darum, Frauen im Sport zu feiern und ihnen zu ermöglichen, weltweit im Laufsport herausragende Leistungen zu erbringen“, sagt Nikolai Olbrich, Category Manager Running bei FALKE. Das traditionsreiche Unternehmen aus dem Sauerland geht in Sachen Inklusivität und Diversität seit Jahren voran.

Es geht bei FALKE nicht nur um hochwertige Sportsocken und funktionale Bekleidung. „Als Unternehmen haben wir aber auch Verantwortung und Werte, für die wir nicht nur nach innen einstehen, sondern die wir auch aktiv fördern und nach außen tragen wollen“, sagt Jan-Erik Kruse, Business Unit Director Sport, Fashion & Daily Underwear.

Das dritte EmpowHER Projekt führt nun also vier Frauen in Namibia zusammen. Nach acht Stunden Flug mit Ethiopian Airline stehen neben Annemarie Weise und Elke Schanz-Matern am frühen Morgen des 10. April 2024 auch die US-Laufsport-Journalistin Sarah Gearhart aus New York (39) und die deutsche Ultraläuferin Judith Havers aus Hamburg (47) an einer mit dem Fuß in den Sand gezogenen Startlinie. Irgendwo im Nirgendwo der Kalahari-Wüste.

Tag 1: Leben und Laufen in der Wüste!

Annemarie, Judith, Sarah und Elke traben los. Im Laufschritt in eine andere Welt. Hinein in eine Wüste, die lebt. „Gefühlt hat es keine 200 Meter gedauert bis plötzlich eine Giraffe in der Nähe auftauchte“, erzählt Elke hinterher. Ein paar Springböcke kreuzen den Weg. Normalität in der Kalahari.

Es dauert eine gute Stunde, bis die Sonne die Luft erwärmt. Bis dahin leuchten die Stirnlampen den vier Läuferinnen den Weg, die aus Sicherheitsgründen von zwei Einheimischen begleitet werden. Kirsty Brits und Keletso Nyathi kennen die Wüste.

Kirsty ist eine bekannte Ultraläuferin, die in Namibia schon viele Rennen gewonnen hat. Ihre größte Stärke neben dem Laufen: Sie ist ein Herzensmensch, der immer gute Laune hat. Keletso steht Kirsty in nichts nach. Er stammt aus Simbabwe, lebt und arbeitet als Arzt in Windhoek.

Das Team von Gondwana Collection Namibia hat die Strecke und mehrere Verpflegungsstellen perfekt vorbereitet. Die Läuferinnen hatten alle GPS-Tracks im Vorfeld auf ihre Suunto-Uhren übertragen. Alle erreichen nach rund fünfeinhalb Stunden bei gut 30 Grad das Ziel.

„Ich hatte wirklich Angst vor der Sonne. Es gibt hier keine Bäume und keine Berge, die Schatten spenden, aber wir haben es wirklich gut gemeistert“, freut sich Annemarie, nachdem sie den zweiten Marathon in ihrem Leben gemeistert hat.

Judith kennt solche Bedingungen. Dreieinhalb Jahre zuvor hat die Hamburgerin den 100 Kilometer langen Wüstenlauf „Ultra Mirage El Djerid“ in Tunesien gewonnen. „Damals waren es fast 40 Grad. Aber mir macht das Spaß. Wüsten, Berge – Hauptsache lang“, sagt Judith Havers, die im Online-Marketing arbeitet.

Sarah ist ähnlich erfahren wie Judith, aber in den vergangenen 23 Jahren hatte sie meistens Asphalt unter den Füßen. „Ich habe mich heute an die vielen Marathons erinnert, habe den mit Energiegel-Verpackungen übersäten Boden und Läufer in albernen Kostümen und volle Städte vor mir gesehen. Das ist ein krasser Kontrast. Im Ziel konnte ich mir nicht vorstellen, wie mein zweiter Marathon in Namibia besser sein könnte. Es ist wunderbar, Gast in diesem natürlichen Lebensraum sein zu dürfen.“

Zurück in der Kalahari Anib Lodge, mit dem traumhaften Pool inmitten der geräumigen und typisch afrikanisch eingerichteten Häuser, bleibt wenig Zeit zum Entspannen. Dabei böte diese Oase inmitten der roten Dünen die perfekte Ruhe für die nötige Regeneration. Aber knapp zwei Stunden nach dem Zieleinlauf sitzen die vier Frauen im Bus. Die Schotterpiste wartet.

Die Landschaft verändert sich ständig. Die Farben reichen von warmem Orange und Rot bis hin zu sattem Braun und sanftem Beige.

Müde, aber glücklich erreicht die Crew nach viereinhalb Stunden Fahrt die Canyon Lodge. Die hübschen Hütten zwischen den großen runden Steinen erinnern ein bisschen ans Auenland. Wenn Frodo Beutlin hier gleich ums Eck gelaufen käme – es würde niemanden wundern.

Tag 2: Schmale Singletrails im Canyon-Land

Das Frühstücks-Büffet ist reichhaltig gedeckt. Mit Worten wird noch gespart. Sarah sucht Bananen. Ohne Bananen mag sie nicht laufen. Vor allem keine 42 Kilometer. Judith trinkt Tee und isst etwas Brot. Annemarie weiß nicht, was heute passiert. „Die Beine tun schon etwas weh von gestern, mal sehen, wie sich das gleich anfühlt“, sagt sie. „Na klar schaffen wir das“, sagt Elke. Sie sitzt gegenüber und ist gut gelaunt. Aber auch aufgeregt.

Die ersten gut 20 Kilometer wird es heute leicht bergan gehen. Über tolle Singletrails. Hört sich gut an. Aber im Dunkeln? „Wir fangen einfach ganz langsam an“, meint Judith.

Sarah ist still. Konzentriert. Ein bisschen nervös. Sie ist um halb fünf mit blutiger Nase aufgewacht. „Ich bin die trockene Luft nicht gewohnt“, sagt sie etwas kurz angebunden.

Es ist kurz nach 5 Uhr. Draußen ist es stockdunkel. Kirsty ist gut gelaunt. „Das wird wunderschön heute, eine tolle Strecke, super Trails und vielleicht sehen wir einen Leoparden.“ Nur Keletso lacht. Den anderen bleibt das Brot kurz im Hals stecken. „Keine Angst. Ein Leo­pard hat mehr Angst vor euch, als ihr vor ihm haben müsst“, ergänzt Kirsty.

Um 5:30 Uhr machen sich die vier Frauen auf den Weg zu ihrem zweiten Wüstenmarathon. Ein teils sandiger, teils felsiger Rundkurs mit einem Höhenunterschied von 330 Metern.

Die erste Stunde ist es ruhig. Und dunkel. Nur die leisen Geräusche der Schuhe auf dem steinigen Untergrund durchbrechen die Stille. Als die Sonne aufgeht, fühlt Sarah sich an eine exotische Version des Joshua Tree Nationalparks in Kalifornien erinnert.

„Ich habe einen Fuß vor den anderen gesetzt, ein bisschen wie in Trance“, erzählt Elke. Ihre Knie tun weh. Bei Annemarie schmerzen die Muskeln. Aber das sagt sie niemandem. Als die vier Läuferinnen und ihre beiden Begleiter die Halbmarathonmarke erreichen, klettert die Temperatur Richtung 30 Grad.

Von hier an geht es leicht bergab. Laufen lassen ist die Devise. Aber das ist leichter gesagt als getan, wenn es wehtut. Judith spricht allen Mut zu. Sie kennt solche Distanzen auf diesem Terrain bei Hitze. „Das muss man schon mögen.“ Judith mag das.

Nach fast sechs Stunden erreichen die Läuferinnen die Canyon Lodge. Als Sarah ihre Socken auszieht, entdeckt sie eine dicke Blase am großen Zeh. Keletso kümmert sich. Er sticht sie vorsichtig mit einer sterilisierten Nadel auf. Flüssigkeit tritt aus. Das ist wichtig, damit sie morgen wieder laufen kann.

Währenddessen kümmert sich Elke um die Flüssigkeitsaufnahme. „Ich brauche ein Bier, ein großes“, sagt sie. Und die hilfreichen Mitarbeiterinnen der Canyon Lodge liefern.

Annemarie humpelt in ihre Hütte. „Das war ein Auf und Ab heute, aber die anderen haben mich immer motiviert. Es ist wunderschön, in diesem Land zu laufen, so besonders. Da ist Aufgeben keine Option.“ Das Team von Gondwana und der Canyon Lodge kümmert sich liebevoll um die Läuferinnen. Heute ist sogar Zeit für eine Pause auf der schattigen Veranda der wunderschönen Lodge. Und eine kurze Abkühlung im Pool.

Danach heißt es: Tasche packen und ab in den Bus. Weiter geht es zur Klein-Aus Vista Desert Horse Inn Lodge. Marketingpartner von Gondwana Collection Namibia. Der Empfang ist herzlich. Piet Swiegers begrüßt die Truppe. Kurzes Haar, sportliche Figur. Er ist ein erfahrener Cross-Country-Mountainbike-

Champion aus Namibia. Und Eigentümer der Lodge. Er kennt in dieser Gegend jeden Stein. Und hat für den kommenden Tag einen wunderschönen Track ausgearbeitet. Aber erstmal Abendessen. Das Büffet ist wieder genauso besonders wie der Sonnenuntergang.

Tag 3: Leoparden-Pfoten und eine Wüsten-OP

Es soll wieder heiß werden, noch heißer als gestern. Gut 35 Grad werden gegen Mittag erwartet. Der Start ist heute für 5 Uhr geplant. Piet hat die Route am Vorabend vorgestellt. Besser: Er hat sie angepriesen. Und er hat nicht zu viel versprochen. Als um 5:05 Uhr der imaginäre Startschuss fällt, führt Piet die Gruppe auf seinem Mountain-Bike an. Es ist ein Trail-Abenteuer. Ohne sehr lange Anstiege, aber man muss aufpassen. Es geht über schmale Bergpfade, die hier während des Ersten Weltkriegs angelegt wurden. „Ich weiß nicht, was heute auf mich zukommt. Ich bin keine Trailläuferin“, sagt Annemarie. Sie hat zwei Marathons geschafft. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen. „Jetzt zähle ich rückwärts.“

Ihr Optimismus steckt mittlerweile alle an. Denn alle sehen, dass sie nicht wirklich rund läuft. Auch Elke hat Respekt vor der Strecke. „Ich bin zwar einige Trails gelaufen, aber die Beine sind müde, da musst du höllisch aufpassen.“

Judith ist in ihrem Element, aber mittlerweile auch verdammt müde.

Die Stille wird nach einigen Kilometern vom Grunzen der Bergpaviane unterbrochen. „Die halten sich zurück“, sagt Piet. Die vier Frauen sind ohnehin viel zu sehr damit beschäftigt, den scharfkantigen Felsen zu entgehen. Der höchste Punkt der Strecke liegt auf 1640 Meter. Immer wieder wechseln die Läuferinnen in den steileren Passagen vom Laufen ins Gehen.

Als die Sonne über den Bergen hervorblinzelt, strahlen die Felsen in den schönsten Rot-Tönen. Plötzlich bleibt Kirsty kurz stehen. „Schaut her, hier ist eben ein Leopard vorbei, der Abdruck ist frisch“, sagt sie.

Wenig später ein Sturz. Kirsty hat einen spitzen Stein übersehen, an ihrem Schienbein klafft eine lange Wunde. Das Blut pulsiert und strömt heraus. Notdürftig verbindet sie die Wunde mit einem Halstuch.

„Das kann so nicht bleiben“, sagt Keletso. Der Arzt möchte aber bis zur nächsten Verpflegungsstelle kommen, wo es genügend frisches Wasser gibt. Kirsty läuft tapfer weiter und macht Scherze. „Gut, dass es nur ein Stein und nicht der Leopard mit seinen Krallen war …“

Judith, Sarah, Annemarie und Elke laufen nun noch vorsichtiger. An der nächsten Verpflegungsstelle zückt Keletso Nadel und Faden, weil weiterhin zu viel Blut aus der Wunde läuft. Mit sieben Stichen näht er Kirsty. Ohne Betäubung. Das Video lädt er wenig später auf seinen Facebook-Kanal hoch. Titel: „Wildlife Medicine …“ So läuft das in Namibia.

Für Kirsty ist das Rennen beendet. Zumindest für heute. Zwei Drittel der Strecke ist geschafft. Die Sonne brennt mittlerweile unerbittlich. Der Kurs ist wunderschön. Vor allem von oben der Blick ins Tal. Die Läuferinnen bleiben stehen und blicken in der Ferne auf Pferde. Diese Namib-Wüstenpferde sind weltbekannt. Die letzten gut acht Kilometer sind fast flach. Was die Sache nicht leichter macht. „Ich fühle mich wie im Fegefeuer gefangen“, drückt es Sarah aus. Sie will den Hitzelauf beenden und zieht nochmal an. Annemarie kämpft an der Seite von Judith. „Wir haben von Falke das Beste Equipment bekommen, aber bei solchen Temperaturen geht es nur noch ums Ankommen.“

Sarah, Judith, kurz darauf auch Annemarie. Und Elke? Sie ist nicht weit zurück. Kämpft ebenfalls gegen die Hitze. Sie läuft ihr Tempo. „Das war unglaublich hart und unglaublich schön – so einen Lauf habe ich noch nie erlebt. Den werde ich nie vergessen“, sagt die 64-Jährige. Sarah klatscht die anderen drei im Ziel ab. „Annemaries Beharrlichkeit und Elkes Willen inspirieren mich. Das ist eine große Motivation, weiterzumachen.“ Irgendwas tut allen weh. Diese Strecke, diese wunderschöne Natur, hat heute alle überwältigt.

Läuferinnen und Crew haben wenig Zeit. Um 13 Uhr ist Abfahrt. Ziel: Namib Desert Lodge. Fast 400 Kilometer Schotterpiste sorgen dafür, dass die Muskulatur der vier Läuferinnen ordentlich durchgeschüttelt wird.

Seit vier Tagen bringt uns Sebastian sicher von Lodge zu Lodge. Er kennt hier jede Bodenwelle. Seit über 40 Jahren lebt er in Namibia. Normalerweise zeigt er Touristinnen und Touristen die Schönheit seiner Wahlheimat. Diese Woche ist er unser persönlicher Laufgruppen-Reiseführer. „Vielleicht schafft ihr es ja, die Augen ein bisschen aufzuhalten, es lohnt sich“, sagt Sebastian als er den Bus Richtung Namib-Wüste steuert. Nicht alle schaffen es, wach zu bleiben. Die nicht Schlafenden kommen aus dem Staunen kaum raus. Man glaubt, alle 50 Kilometer in einem anderen Land zu sein.

„Ich hätte nie gedacht, dass die Wüste so abwechslungsreich sein kann“, meint Annemarie. „Ich weiß jetzt schon, dass ich nochmal mit mehr Zeit hierherkommen werde.“

Tag 4: Rosa Slush-Eis in der ältesten Wüste der Welt

Die komfortable Namib Desert Lodge liegt am Fuß einer riesigen versteinerten Düne. Was aussieht wie ein Berg aus Felsen, ist eigentlich hart gewordener Sand. Diese alte Wüste, die dem Staat Namibia als Namensgeber Pate stand, soll schon vor 50 bis 80 Millionen Jahren entstanden sein. Damit ist sie eine der ältesten, vor allem aber eine der trockensten Wüsten der Erde. Und dennoch finden sich hier überall Sträucher oder Bäume, die mit ihren langen Wurzeln das Wasser aus extremer Tiefe entnehmen. Eine faszinierende Landschaft, die sich über 2000 Kilometer von Norden (Angola) nach Süden (Südafrika) erstreckt und bis zu 200 Kilometer breit ist.

Die größten Bewohner im Norden der Namib sind die Wüstenelefanten, die auf der Suche nach Nahrung und Wasser bis zu 80 Kilometer am Tag zurückzulegen. Jeden Tag. „Was sind da schon 42 Kilometer, auf denen uns auch noch an vier Stellen Wasser gereicht wird“, scherzt Sarah. Die letzte Etappe ist ein Kurs auf dem privaten Grund der Namib Desert Lodge (der Gondwana Namib Park ist so groß, dass man hier auch locker einen Ultramarathon laufen könnte).

Zwei Jeeps machen sich gemeinsam mit den Läuferinnen in der Dunkelheit auf den Weg. Kirsty darf (eigentlich) nicht laufen, sie begleitet die vier Läuferinnen im Wagen (und manchmal laufend nebenher). Dann passiert, was nicht passieren sollte. Die Läuferinnen verpassen den ersten Check-Point – und damit die geplante erste Station, um die Wasservorräte aufzuladen.

Handy-Empfang? Fehlanzeige. Jetzt heißt es im wahrsten Sinne: kühlen Kopf bewahren. „Das war die erste Situation, in der wir uns wirklich Sorgen gemacht haben“, sagt Annemarie später. Der Wagen mit dem Wasser findet die Läuferinnen zum Glück. Zwar einige Kilometer zu spät, aber es ist alles gutgegangen. Elke läuft plötzlich voran. „Nur nicht zu viel nachdenken“, sagt sie, „ich war mir sicher, dass wir hier nicht verdursten.“ Bevor die Hitze des Tages den Läuferinnen zusetzt, sind die Vorräte gefüllt.

Auch an diesem vierten Tag begleitet das Foto- und Video-Team die Läuferinnen. Max, Kev und Peter geben buchstäblich den letzten Tropfen an die Protagonistinnen dieses Projektes weiter.

Der Kurs ist sehr flach heute, aber weniger abwechslungsreich als gestern. Die Läuferinnen freuen sich über jedes Erdmännchen, über jede Oryx-Antilope und jeden Springbock, die am Wegesrand grasen. „Heute muss der Kopf ran, die Beine können eigentlich nicht mehr“, macht Annemarie sich und den anderen Mut. Sarah und Judith setzen sich ab. Nach rund 30 Kilometern wartet eine ungeahnte Belohnung. Der letzte Verpflegungspunkt ist die Lodge „The Desert Grace“, eine 2018 von Gondwana eröffnete 5-Sterne-Lodge, die vollständig aus Sandsäcken statt aus Ziegeln gebaut wurde. Nachhaltiger kann man in der Wüste nicht bauen. Das rosa Slush-Eis kühlt und schmeckt. „Vielleicht bleibe ich einfach hier“, scherzt Judith. Auch Sarah genießt den Augenblick. Beide entscheiden sich, auf Annemarie und Elke zu warten.

Rund 15 Minuten später laufen die beiden mit einem Lächeln ein. „Hast du eben den rosa Kühlschrank mitten in der Wüste gesehen?“, fragt Annemarie. Tatsächlich war es die Idee von Gondwana-Mitbegründer Manni Goldbeck, den ersten Kühlschrank, den Gondwana angeschafft hatte – betrieben mit Sonnenenergie – für die Touristen zugänglich zu machen. Die Park-Ranger füllen ihn jeden Tag mit Wasserflaschen auf. Noch so eine verrückte Geschichte …

Es sind noch zehn Kilometer bis zum Ziel. Judith und Sarah erhöhen nochmal das Tempo. Annemarie und Elke lassen es bei 32 Grad ruhiger angehen. Judith hätte heute schneller als die anderen ins Ziel laufen können, ist sie aber nicht. Gemeinsam mit Sarah geht es die letzten Kilometer Seite an Seite Richtung Namib Desert Lodge. Eine mit den Füßen in den staubigen Sand gezogene Linie markiert das Ziel.

Eine Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lodge stehen gemeinsam mit der Crew Spalier. Dann fallen sich Judith und Sarah in die Arme. Ein kurzer Schrei. Dann ist die Anspannung weg.

20 Minuten später laufen Annemarie und Elke, die Jüngste und die Älteste dieses Generationenprojekts, über die Ziellinie. Freude. Tränen. Erschöpfung. Alle vier haben es geschafft. Vier Wüstenmarathons in vier aufeinanderfolgenden Tagen.

„Dieser Lauf hat mich mehr über die Kunst der Geduld gelehrt als jeder Straßenlauf“, sagt Sarah. Annemarie ist überglücklich. Sie ist über sich hinausgewachsen. Genauso wie Elke. Beide haben Mut bewiesen und sind mit einer unbezahlbaren Erfahrung belohnt worden. „Man fühlt sich hier so klein, das Land ist riesig, die Wüste ist für mich so fremd, aber die Menschen sind so herzlich. Wir sind in diesen Tagen nicht nur als Team zusammengewachsen, für mich kann ich sagen, dass ich auch als Mensch viel über mich gelernt habe und persönlich gewachsen bin“, sagt Annemarie am Abend.

„Ich bin unendlich stolz, dass ich mich hierher getraut habe. Die Chemie zwischen uns Läuferinnen und im ganzen Team hat sofort gestimmt. Das hat mich beflügelt“, sagt Elke und fügt hinzu. „Aber das war mein letztes Ausdauer-Abenteuer dieser Art, das steht fest.“ Sie lacht laut, aber herzlich.

Für Judith war es ein weiteres Wüstenabenteuer. „Aber ein besonders schönes. Bisher bin ich mehr für mich durch die Wüste gelaufen. Eine solche Teamchallenge macht es immer besonders. Ich finde es toll, dass im kommenden Jahr viele Läuferinnen und Läufer eine ähnliche Erfahrung machen dürfen.“ Denn mittlerweile steht fest: Fast genau ein Jahr nach dem EmpowHER-

Projekt in diesem Jahr wird es vom 3. bis 13. April 2025 mit dem Laufreise-Spezialisten InterAir eine Lauf­abenteuer-Reise durch Namibia geben (siehe Infos auf der rechten Seite).

Nach einer Nacht im „The Delight Swakopmund“ geht es für alle Beteiligten über Windhoek mit Ethiopian Airlines zurück nach Frankfurt. Die Beine noch müde, der Kopf voller Erinnerungen. Das Abenteuer ist zu Ende.

„Aber die Erinnerungen an dieses Abenteuer bleiben“, sagt Annemarie. Und ergänzt: „Für immer.“

Die Partner der Reise

FALKE

Initiator und Content-Creator. Das traditionsreiche deutsche Unternehmen ist bekannt für seine hochwertigen und funktionalen Strumpf- und Bekleidungskollektionen. Seit 1895 steht Falke für handwerkliche Perfektion und zeitloses Design. Falke verbindet Tradition mit Innovation und legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Komfort.

www.falke.com/de

 

Namibia Tourism Board

Das Namibia Tourism Board (NTB) ist die offizielle Tourismusbehörde Namibias, die für die Förderung des Landes als Reiseziel zuständig ist. NTB steht für nachhaltige Tourismus-Entwicklung, unterstützt lokale Gemeinschaften und bewahrt die natürliche und kulturelle Vielfalt Namibias.

www.namibia-tourism.com

 

Gondwana Collection Namibia

Erlebe den Zauber Afrikas – mit reinem Gewissen! Die nachhaltig betriebenen Lodges, Hotels und Camps von Gondwana Collection Namibia ermöglichen es, in die unberührte Natur, reiche Tierwelt und faszinierende Kultur Namibias einzutauchen.

gondwana-collection.com/de

 

Ethiopian Airlines

Der modernste Weg nach Afrika! Mit 154 hochmodernen Flugzeugen, werden über 150 Ziele angeflogen – darunter täglich Frankfurt-Addis Abeba. Dank angepasster Flugzeiten besteht ab Addis Abeba Anschluss zu 50 afrikanischen Destinationen. Ethiopian ist mehrfach von Skytrax als 'Best Airline in Africa' ausgezeichnet worden und ist Mitglied der Star Alliance.

www.ethiopianairlines.com/de

 

Interair Sportreisen

Als spezialisiertes Reiseunternehmen bietet Interair Sport­reisen umfassende Pakete für Marathonveranstaltungen weltweit an, einschließlich Reiseplanung, Unterkünfte und Startplätze. Interair steht für professionelle Organisation, individuelle Betreuung und unvergessliche Sporterlebnisse, die sowohl ambitionierte Athletinnen und Athleten als auch Freizeitläuferinnen und -läufer begeistern.

www.interair.de