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Olympia in Paris
Gesa Krause und Lea Meyer im Finale über 3.000 Meter Hindernis – Olivia Gürth scheitert hauchdünn

| von Christian Ermert, Svenja Sapper und Jörg Wenig

Fast hätten sich alle drei deutschen 3000-m-Hindernisläuferinnen für das Finale qualifiziert. Aber während Gesa Krause und Lea Meyer in den Endlauf einzogen, fehlte Olivia Gürth am Ende eine Hundertstel.

Hochspannung schon in den drei Vorläufen mit je einer deutschen Teilnehmerin über 3000 Meter Hindernis bei Olympia in Paris: Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) stürzt zweimal fast und sicherte sich dann doch einen der ersten fünf Plätze, die zum Einzug ins Finale berechtigen. Olivia Gürth läuft Bestzeit, aber verpasst Platz fünf um eine Hundertstelsekunde, weil sie die letzten zwei Schritte ins Ziel nicht mehr mit vollem Einsatz läuft. Und Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) rennt super souverän ins Finale, das am Dienstag (6. August) um 21:14 gestartet wird.

Im ersten Vorlauf lag Gesa Krause eingangs der letzten Runde lag sie in Lauerstellung auf Rang sechs. Einen Stolperer am Hindernis fing sie ab, einen zweiten am letzten Hindernis auch und dann spurtete sie mit vollem Einsatz auf Rang drei. 9:10,68 Minuten wurden für sie notiert, nur viermal war sie in ihrer langen Karriere schneller. Damit zog sie bei ihrer vierten Olympiateilnahme zum vierten Mal ins Finale ein. „Dass es schnell wird, wusste ich. Dass ich 9:10 laufen muss, um ins Finale zu kommen, hätte ich nicht gedacht", sagte die 31-Jährige, die sich mit einem Tag Verspätung ein Geburtstagsgeschenk bereitete.

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Olivia Gürth läuft Bestzeit, scheidet aber superknapp aus

Schnell wurde es auch im zweiten Vorlauf mit Gesa Krauses Vereinskollegin und Trainingspartnerin Olivia Gürth. Hier setzte sich sieben Athletinnen, angeführt von Weltmeisterin Winfred Mutile Yavi (Bahrain) von der Konkurrenz ab. Nach dem letzten Wassergraben war die 22 Jahre alte Olivia Gürth gut positioniert, doch auf den letzten zwei Metern lief sie nicht mehr mit vollem Einsatz. Großbritanniens EM-Dritte Elizabeth Bird und die Weltmeisterin von 2022 Norah Jeruto (Kasachstan) kamen angeflogen, die Final-Teilnehmerinnen mussten im Foto-Finish ermittelt werden.

Olivia Gürth schraubte in 9:16,47 Minuten ihre Bestzeit um mehr als drei Sekunden nach unten – doch es wurde ein bittersüßer Hausrekord, denn als Sechste verpasste sie um eine Hundertstelsekunde das Finale. Fünfte wurde die Kasachin, die erst kurz vor den Spielen vom Verdacht des Blutdopings freigesprochen worden war.

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Was können Lea Meyer und Gesa Krause im Finale leisten?

Im dritten Vorlauf war mit Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) die dritte deutsche Hindernisläuferin am Start. Hier ließen die Athletinnen Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia) ziehen, dahinter führten Lea Meyer und Europameisterin Alice Finot (Frankreich) den Pulk der Verfolgerinnen an. Dieses Trio machte auch die ersten drei Plätze unter sich aus, in 9:14,85 Minuten gab's für Lea Meyer ebenfalls eine neue Bestzeit. Die alte (9:15,35 min) hatte sie vor zwei Jahren als Vize-Europameisterin in München aufgestellt. „Das Ding ist noch nicht zu Ende. Ich hoffe, es wird im Finale für uns alle noch etwas schneller“, sagte sie nach dem Vorlauf.

Jetzt verspricht das Hindernis-Finale am Dienstag einiges an Spannung. In starker Form präsentierte sich in dieser Saison die Olympiasiegerin von Tokio, Peruth Chemutai (Uganda), die mit 8:55,09 Minuten auch die Jahresweltbestenliste anführt und mit 9:10,51 Minuten in Paris im Rennen mit Gesa Krause die schnellste Vorlaufzeit ablieferte. Sie trifft auf Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia/8:44,32 min) und die Weltmeisterin des vergangenen Jahres, Winfred Yavi (Bahrain). Die US-Trials-Siegerin Valerie Constien, die sich auf 9:03,22 verbesserte, könnte ebenso in den Medaillenkampf eingreifen wie weitere Athletinnen aus Kenia und Äthiopien. Vielleicht hat auch die Europameisterin Alice Finot (Frankreich) vor heimischem Publikum eine Chance.

Oder kann die erfahrene deutsche Rekordlerin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier/9:03,30) für eine Überraschung sorgen? Nach ihrer Schwangerschaft hatte sie sich international mit einer Silbermedaille bei der EM ausgezeichnet wieder zurückgemeldet und im Vorlauf lief sie überzeugend. Eine Olympia-Medaille wäre das Non-Plus-Ultra für Gesa Krause, aber es wird super schwer, wie sie selbst nach dem Vorlauf sagte: „Ich war dreimal in den Top Acht, das ist auch das, was mir hier vorschwebt. Das Niveau ist extrem hoch, deswegen wäre es vermessen, irgendwelche Platzierungsprognosen laut auszusprechen. Es wird ein knallharter Wettkampf. Um die neun Minuten wird gelaufen, aber es wird kein gleichmäßiges Rennen, da wird es Manöver geben, da muss man sich drauf vorbereiten und ich hoffe, dass ich genug Körner habe, um da ein bisschen mitmischen zu können.“