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Olympia in Paris
Eliud Kipchoge kann Marathon Geschichte schreiben − Starke Deutsche im Rennen

| von Jörg Wenig

Kann Eliud Kipchoge olympische Leichtathletik-Geschichte schreiben? Keinem Läufer ist es bisher gelungen, dreimal den Olympia-Marathon zu gewinnen. Am Samstag hat Eliud Kipchoge die Chance dazu.

Der Kenianer Eliud Kipchoge triumphierte 2016 in Rio und 2021 im japanischen Sapporo souverän. Damit ist er neben Abebe Bikila (Äthiopien/1960 und 1964) und Waldemar Cierpinski, der im Trikot der DDR 1976 und 1980 triumphierte, der einzige Läufer, der das olympische Rennen über die 42,195 km zweimal gewonnen hat.

Doch auf dem Weg zu einem möglichen dritten Olympia-Sieg wirkte der 37 Jahre alte Eliud Kipchoge zuletzt nicht mehr so stark wie noch einige Jahre zuvor. 2019 hatte er in einem nicht rekord-konformen Rennen in Wien sogar die Zwei-Stunden-Barriere durchbrochen (1:59:40,2). Im vergangenen Jahr verlor Eliud Kipchoge seinen Weltrekord an seinen Landsmann Kelvin Kiptum, der 2:00:35 Stunden lief. Kelvin Kiptum wäre als Favorit in Paris an den Start gegangen, doch er verstarb bei einem tragischen Autounfall in Kenia im Februar.

Auch ohne Kelvin Kiptum ist Eliud Kipchoge aber nicht mehr in der Position des Topfavoriten. Er gehört zu einer Gruppe von Athleten, die auf der schwierigen, hügeligen Strecke um die prestigeträchtige Goldmedaille kämpfen werden. Sehr stark präsentierte sich zuletzt Sisay Lemma. Der Äthiopier gewann im April den hügeligen Boston-Marathon im Alleingang. Während eine wellige Strecke für Lemma kein Problem zu sein scheint - Kipchoge kam in Boston 2023 nicht zurecht - ist die Frage, wie sich der Äthiopier in dem zu erwartenden Wärmerennen schlägt. Für Samstagmorgen zwischen acht und zehn Uhr werden in Paris Temperaturen von 17 bis 21 Grad erwartet. Vor drei Jahren kam er beim heißen olympischen Rennen in Sapporo nicht ins Ziel. Bei sehr hohen Temperaturen lief Victor Kiplangat vor einem Jahr zum WM-Triumph in Budapest. Der Athlet aus Uganda, der auch schon auf der am Ende stark ansteigenden Strecke des Istanbul-Marathons gewann, wird ebenso zu beachten sein wie Benson Kipruto (Kenia). Es wäre eine große Überraschung, sollte Kenenisa Bekele (Äthiopien) in den Kampf um die Medaillen eingreifen können. Der dreifache Bahn-Langstrecken-Olympiasieger ist inzwischen 41 Jahre alt.

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Was kann das deutsche Team leisten?

Überraschungen sind in den olympischen Marathonrennen allerdings überhaupt keine Seltenheit. In Japan lief vor drei Jahren der Holländer Abdi Nageeye zur Silber- und der Belgier Bashir Abdi zur Bronzemedaille. Beide sind auch in Paris am Start. Auch Marathon-Europameister haben in der Vergangenheit olympische Medaillen über die klassische Distanz gewonnen. Richard Ringer (LC Rehlingen) wird in Frankreich als kontinentaler Champion starten. Zuletzt zeigte er zwar keine Topform (28. Platz bei der Halbmarathon-EM), doch der Fokus lag eindeutig auf den Olympischen Spielen. Stark einzuschätzen ist Amanal Petros (SCC Berlin/Foto rechts), der zur europäischen Marathon-Spitze gehört und bei der Halbmarathon-EM im Juni als Dritter ein starkes Rennen zeigte. Er kann einer jener Athleten sein, die in Paris für eine Überraschung sorgen. In den vergangenen Wochen hatte er allerdings mit einem Infekt zu kämpfen. Wie sehr sich das auf seine Form ausgewirkt hat, bleibt abzuwarten. Eine starke Entwicklung hat zuletzt auch Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) gemacht. Wenn er mit der vorhergesagten Wärme zurecht kommt, ist ihm eine sehr gute Platzierung zuzutrauen.