Mehr als 250 emotionale Bilder vom Frankfurt-Marathon

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| Text: Jörg Wenig, Norbert Hensen | Fotos: Norbert Wilhelmi

Mit einer persönlichen Bestzeit von 2:27:26 Stunden hat Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) Rang zehn beim Mainova Frankfurt Marathon belegt und blieb damit deutlich unter der internationalen Olympia-Norm von 2:29:30 Stunden. 

Katharina Steinruck hat aus deutscher Sicht für die beste Leistung beim Mainova Frankfurt Marathon 2019 gesorgt. Die 29 Jahre alte Läuferin von Eintracht Frankfurt unterbot die internationale Olympia-Norm (2:29:30 h) für die Spiele 2020 in Tokio deutlich. Mit 2:27:26 Stunden stellte Steinruck, die bis zu ihrer Heirat als Katharina Heinig Erfolge feierte, eine neue persönliche Bestzeit auf. Mit dieser Zeit stieg sie zudem zur zehntschnellsten deutschen Marathonläuferin aller Zeiten auf.

Katrin Dörre-Heinig: "Den Plan perfekt umgesetzt"

"Es lief heute sehr konstant, am Anfang gab es etwas Gegenwind, aber hinten raus hatte ich das Gefühl zu fliegen", sagte Katharina Steinruck nach dem Rennen. Im Ziel nahm sie die Glückwünsche ihrer Eltern Katrin Dörre-Heinig (mit 2:24:25 Stunden offiziell immer noch die drittbeste deutsche Marathonläuferin aller Zeiten) und Wolfgang Heinig (der u.a. auch Gesa Krause als Coach betreut) entgegen. "Katharina hat heute den Plan wirklich perfekt umgesetzt, und weiß nun endlich, was sie im Marathon leisten kann", sagte Katrin Dörre-Heinig, die zudem auch Bundestrainerin für den Marathonlauf ist.

Zur Marschroute gehörte auch der negative Split. So lief Katharina Steinruck die zweite Rennhälfte mit 1:13:16 Stunden deutlich schneller als die erste (1:14:10 Stunden). "Das war heute die Vorgabe, es hat wirklich alles optimal geklappt. Ich bedanke mich auch bei allen Zuschauern, die heute meinen Namen gebrüllt haben", sagte Steinruck, die sich damit hinter Melat Kejeta (Laufteam Kassel), die in Berlin überraschend stark in 2:23:57 Stunden debütiert hatte, aller Vorrausicht nach den zweiten Platz für den olympischen Marathon 2020 in Tokio sichern wird.

Streckenrekord: Aiyabei unter 2:20 Stunden

Unterdessen lief Valary Aiyabei beim Mainova Frankfurt Marathon an der Spitze lange Zeit ein einsames Rennen und unterbot am Ende die 2:20-Stunden-Barriere deutlich. Damit sorgte die Kenianerin für den spitzensportlichen Höhepunkt bei der 38. Auflage des ältesten deutschen City-Marathons. Mit 2:19:10 Stunden stellte Aiyabei einen grandiosen Streckenrekord auf und wurde im Ziel in der Festhalle zur zwölftschnellsten Läuferin aller Zeiten. Es ist zudem die fünftschnellste Zeit in diesem Jahr in der Welt.

Zweite wurde die Äthiopierin Megertu Kebede in 2:21:10 Stunden. Rang drei belegte die Titelverteidigerin Meskerem Assefa (Äthiopien) mit 2:22:11 Stunden. Mit diesen hervorragenden Resultaten verbesserte sich Frankfurt in der Liste der schnellsten City-Marathonrennen der Frauen (Durchschnitt der schnellsten zehn Zeiten) um einen Platz auf Rang sieben.

Die 28-jährige Valary Aiyabei sorgte von Beginn an für ein atemberaubendes Tempo und lief stets weit vor ihren Konkurrentinnen. Die ersten 10 Kilometer legte Aiyabei in 31:44 Minuten und damit deutlich unter Weltrekordtempo zurück. Obwohl ihr Ehemann und Pacemaker Kenneth Tarus schon nach 15 Kilometern mit Magenproblemen ausgestiegen war, brachte sie ein grandioses Rennen auf die Frankfurter Strecke. Den Halbmarathon passierte sie nach 67:42 Minuten. Aiyabei musste beim Tempo etwas zurückstecken, konnte ihr Rennen aber gut durchziehen und in 2:19:10 Stunden die erste Frankfurter Frauenzeit unter 2:20 realisieren. Den Streckenrekord von 2:20:36, den Meskerem Assefa im Vorjahr erzielt hatte, verbesserte sie um 1:26 Minuten.

„Ziel war es, meine persönliche Bestzeit zu unterbieten“, sagte Aiyabei, die mit einer Bestleistung von 2:20:53 angereist war. Trotz ihres furiosen Beginns war der Weltrekord kein Thema für sie. „Es ist nicht einfach, alleine zu laufen. Ich musste mich durchkämpfen.

Fikre Tefera entscheidet Vierkampf für sich

Die Spitzengruppe der Männer lief von Anfang an nicht das Tempo, das eigentlich geplant war. Durch die etwas zu langsame Pace geriet die avisierte Zielzeit von 2:05 Stunden oder schneller schon auf der ersten Hälfte praktisch außer Reichweite. Die Halbmarathonmarke passierte eine 14-köpfige Spitzengruppe nach 63:29 Minuten. Nicht hilfreich für das Tempo war dann, dass bereits vor 25 km kein „Hase“ mehr in der Spitzengruppe vertreten war. Zudem beendete der schnellste Athlet auf der Startliste, der äthiopische Junioren-Weltrekordler Tsegaye Mekonnen, das Rennen bereits vor der 30-km-Marke.

Erst nach rund 35 km kam Bewegung in die Spitzengruppe, die sich nun auseinander zog. Während der Masters-Weltrekordler Mark Kiptoo (Kenia), der im vergangenen Jahr diese Bestzeit in Frankfurt auf 2:07:50 Stunden verbessert hatte, nicht mehr mithalten konnte und am Ende mit 2:08:09 Stunden als Sechster die Marke relativ knapp verpasste, zogen vier Läufer davon: Neben dem Kenianer Martin Kosgey waren dies Fikre Tefera, Dawit Wolde (beide Äthiopien) und Aweke Yimer (Bahrain), der sein Marathon-Debüt in Frankfurt lief. Die Entscheidung fiel erst wenige hundert Meter vor dem Ziel. Hier konnte sich der 21-jährige Fikre Tefera etwas absetzen. „Ich hoffte auf eine schnellere Zeit, aber der Tempomacher war nicht schnell genug. Die Bedingungen waren gut“, sagte der äthiopische Sieger, der eine Bestzeit von 2:06:27 aufweist. In der Festhalle war er nach 2:07:08 Stunden im Ziel. Im Zwei-Sekunden-Abstand folgten Wollte und Yimer. Nie zuvor waren in Frankfurt die ersten drei Läufer so eng beieinander.

Homiyu Tesfaye von Krämpfen geplagt

Mutig aber etwas zu schnell lief Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) den ersten Teil seines Marathon-Debüts: Der frühere 1.500-m-Spezialist, der über ein Jahr lang kein Rennen mehr gelaufen war, sortierte sich in der zweiten Gruppe ein. Für diese Gruppe lag die Halbmarathon-Zielzeit bei 64:00 Minuten. Tatsächlich wurde dieser Punkt dann nach 64:23 Minuten erreicht. Kurz danach verlor Homiyu Tesfaye dann den Kontakt zu der Gruppe und war fortan fast durchweg alleine unterwegs. Später musste er aufgrund muskulärer Probleme sogar kurzzeitig stehen bleiben. „Das Problem war, dass ich die zweite Hälfte alleine laufen musste, das war schwierig. Aber ich werde weiter Marathon laufen. Ich bin sicher, dass ich bei Olympia dabei bin - egal welche Strecke“, sagte Homiyu Tesfaye, der sich vorstellen kann, in gut vier Monaten noch einen zweiten Marathon zu laufen. Am Ende wurde er von Karl Junghannß noch überholt. „Bis Kilometer 37 lief es besser als erwartet. Dann wurde es richtig schwer. Da habe ich gemerkt, dass mir das Lauftraining doch etwas fehlt“, kommentiert der Geher-Spezialist.

Für Homiyu Tesfaye wäre die dritte Tempomacher-Gruppe am Sonntag sicherlich die bessere Variante gewesen. Hier wurde ein Tempo in Richtung Olympia-Norm von 2:11:30 Stunden gelaufen. Diese Normzeit erreichten schließlich der für Israel startende Maru Teferi als Fünfter mit 2:08:09 und der achtplatzierte Italiener Daniele Meucci, der nach 2:10:52 im Ziel war.

Ergebnisse Männer:

  1. Fikre Tefera ETH 2:07:08
  2. Dawit Wolde ETH 2:07:10
  3. Aweke Yimer BRN 2:07:12
  4. Martin Kosgey KEN 2:07:20
  5. Maru Teferi ISR 2:08:09
  6. Mark Kiptoo KEN 2:08:09
  7. Kenneth Keter KEN 2:09:29
  8. Daniele Meucci ITA 2:10:52
  9. Benard Kipyego KEN 2:11:38
  10. Derek Hawkins GBR 2:12:49

Ergebnisse Frauen:

  1. Valary Aiyabei KEN 2:19:10
  2. Megertu Kebede ETH 2:21:10
  3. Meskerem Assefa ETH 2:22:11
  4. Lonah Salpeter ISR 2:23:11
  5. Caroline Rotich KEN 2:24:42
  6. Askale Wegi ETH 2:25:03
  7. Sylvia Kibet KEN 2:26:04
  8. Stephanie Twell GBR 2:26:40
  9. Hiwot Yemer ETH 2:26:40
  10. Katharina Steinruck GER 2:27:26