© IMAGO/Icon SMI

126. Boston-Marathon
Olympiasiegerin Peres Jepchirchir triumphiert auch in Boston

| Jörg Wenig, Redaktion laufen.de

Die Veranstalter registrierten für das Rennen 28.604 Anmeldungen aus 120 Nationen. Damit kehrte der Boston-Marathon zurück zu den Größenordnungen aus den Jahren vor der Corona-Pandemie.

Kenias Olympiasiegerin Peres Jepchirchir hat nach einem dramatischen Zweikampf mit der Äthiopierin Ababel Yeshaneh den Boston-Marathon gewonnen. Jepchirchir lief nach insgesamt sieben Führungswechseln in der Schlussphase nach 2:21:01 Stunden ins Ziel und sicherte sich somit eine Siegprämie von 150.000 Dollar. Yeshaneh folgte mit nur vier Sekunden Rückstand in 2:21:05 Stunden als Zweite. Dritte wurde die Kenianerin Mary Ngugi mit 2:21:32 Stunden.

Bei den Männern setzte sich bei guten Wetterbedingungen mit rund 15 Grad Celsius der Kenianer Evans Chebet in 2:06:51 Stunden durch und feierte den größten Sieg seiner Karriere. Er gewann ebenfalls 150.000 Dollar. Auch die nächsten beiden Plätze belegten Läufer aus Kenia: Lawrence Cherono wurde Zweiter in 2:07:21 Stunden vor Benson Kipruto, der nach 2:07:27 Stunden im Ziel war. Deutsche Topläufer waren in Boston nicht am Start.

So verlief das Rennen der Männer

© IMAGO/Icon SMI

Das Männerrennen war zu keiner Zeit wirklich schnell, und das Tempo lag nie im Bereich des hochkarätigen Streckenrekordes, den der Kenianer Geoffrey Mutai 2011 mit 2:03:02 Stunden aufgestellt hatte. Nach einer 10-km-Zwischenzeit von 29:38 Minuten erreichte eine große Führungsgruppe mit 20 Läufern - in Boston gibt es traditionell keine Tempomacher - die Halbmarathonmarke nach 63:24 Minuten. Immer noch 15 Athleten waren nach 30 km (1:30:59 Stunden) zusammen. Erst auf dem Abschnitt zur 35-km-Marke, als es auf der welligen Strecke auch über den berüchtigten Heartbreak Hill ging, fiel die kompakte erste Gruppe auseinander.

Gut sieben Kilometer vor dem Ziel ergriff Evans Chebet die Initiative und forcierte das Tempo. Der Kenianer, der 2018 schon einmal in Boston gestartet und dabei jedoch nicht ins Ziel gekommen war, riss damit die Gruppe endgültig auseinander. Zunächst konnte noch Gabriel Geay (Tansania) folgen, doch bald darauf hielt auch er nicht mehr mit. „Ich wusste, dass meine Konkurrenten sehr stark sind, daher habe ich mich öfter umgeschaut. 2018 kam ich hier nicht ins Ziel, heute habe ich es geschafft und gewonnen“, sagte Evans Chebet. Der 33-Jährige, der 2020 bereits den Valencia-Marathon gewonnen hatte und dort seine Bestzeit von 2:03:00 Stunden gelaufen war, siegte souverän mit einem deutlichen Vorsprung in 2:06:51 Stunden.

Die Kenianer bestimmten zwar das Rennen, doch einer ihrer ganz großen Stars konnte auf der schwierigen Boston-Strecke nicht die erhoffte Leistung zeigen: Der mehrfache Halbmarathon-Weltmeister und Gewinner des New York-Marathons, Geoffrey Kamworor, lief am Ende lediglich auf Rang 18 nach 2:11:49 Stunden ins Ziel. Mit zwölf Zeiten unter 2:10 Stunden hatte der Boston-Marathon eine bei diesem Rennen eher seltene, starke Breite in der Spitze.

Die Frauen haben ein spannendes Rennen geboten

© IMAGO/Icon SMI

Während der Streckenrekord von Geoffrey Mutai zu keiner Zeit in Gefahr geriet, war dies bei den Frauen anders. Nach einem eher verhaltenen Beginn mit einer 10-km-Zwischenzeit von 34:21 Minuten - ein solches Tempo läuft auf eine Zielzeit von knapp unter 2:25 Stunden hinaus - waren es in der Folge drei Läuferinnen, die sich deutlich absetzten und das Tempo forcierten: Die Marathon-Olympiasiegerin von Sapporo 2021, Peres Jepchirchir, die aktuelle London-Marathon-Siegerin Joyciline Jepkosgei (beide Kenia) und die Äthiopierin Ababel Yeshaneh. Das Trio passierte die Halbmarathonmarke nach 69:41 Minuten und lag nun klar unter dem Streckenrekord von 2:19:59 Stunden, den Buzunesh Deba (Äthiopien) 2014 aufgestellt hatte. Die drei Afrikanerinnen hielten das Tempo zunächst hoch. Doch nachdem sie den 30-km-Punkt in 1:39:20 Stunden passiert hatten, wurde das Rennen im besonders hügeligen Abschnitt langsamer und eher taktisch. So geriet der Streckenrekord doch wieder außer Reichweite.

Joyciline Jepkosgei - im vergangenen Jahr mit 2:17:43 Stunden die schnellste Läuferin weltweit - fiel rund fünf Kilometer vor dem Ziel zurück und musste sich am Ende mit Platz sechs in 2:24:43 Stunden zufrieden geben. In einem dramatischen Duell zwischen Peres Jepchirchir und Ababel Yeshaneh war es gut eine Meile vor dem Ziel zunächst die Kenianerin, die einen Vorstoß startete und einige Meter Vorsprung herausholte. Doch Ababel Yeshaneh kam zurück und übernahm ihrerseits wieder die Führung. Nachdem die Äthiopierin diese kurzzeitig verloren hatte, weil sie in der vorletzten Kurve zu weit geradeaus gelaufen war, wiederholte sich das gleiche Spiel weniger als einen Kilometer vor dem Ziel. Doch wieder kam die gleichmäßiger laufende Ababel Yeshaneh zurück und übernahm die Spitze. Aber aller guten Dinge sind drei: Kurz vor dem Ziel konnte Peres Jepchirchir nochmals antreten - und dieses Mal war die Äthiopierin geschlagen. Die Olympiasiegerin gewann auch den Boston-Marathon.

„Ich war müde, aber ich habe die Hoffnung nie verloren. Es ist ein schwerer Kurs und ich danke Gott für die Energie, die er mir gegeben hat. Ich widme diesen Sieg den Menschen in Kenia und meinen Freunden“, sagte Peres Jepchirchir, die nunmehr vier große Marathonrennen in Folge gewonnen hat: Valencia 2020 (2:17:16), Sapporo 2021 (Olympia/2:27:20), New York 2021 (2:22:39) und nun Boston (2:21:01). In Boston lief die Kenianerin die fünftschnellste je bei diesem Traditionsrennen gelaufene Zeit.

Zwölf Frauen blieben am Ostermontag bei dem Klassiker unter 2:30 Stunden

Ergebnisse der Männer:

  1. Evans Chebet KEN 2:06:51
  2. Lawrence Cherono KEN 2:07:21
  3. Benson Kipruto KEN 2:07:27
  4. Gabriel Geay TAN 2:07:53
  5. Eric Kiptanui KEN 2:08:47
  6. Albert Korir KEN 2:08:50
  7. Scott Fauble USA 2:08:52
  8. Jemal Yimer ETH 2:08:58
  9. Elkanah Kibet USA 2:09:07
  10. Kinde Atanaw ETH 2:09:16

 

Ergebnisse der Frauen:

  1. Peres Jepchirchir KEN 2:21:01
  2. Ababel Yeshaneh ETH 2:21:05
  3. Mary Ngugi KEN    2:21:32
  4. Monicah Ngige KEN 2:22:13
  5. Viola Cheptoo KEN 2:23:47
  6. Joyciline Jepkosgei KEN    2:24:43
  7. Degitu Azimeraw ETH 2:25:23
  8. Charlotte Purdue GBR 2:25:26
  9. Nell Rojas USA 2:25:57
  10. Malindi Elmore CAN 2:27:58