Plan-Spendenlauf
Philipp Pflieger: „Die Corona-Hilfe ist in Entwicklungsländern dringend nötig“
Vom 28. bis 30. August kannst du mit deinen Laufkilometern Gutes tun: Unser Charity-Partner Plan International startet seinen „Kilometerzähler“. Bei dem Spendenlauf für die Corona-Nothilfe wird auch Marathon-Ass Philipp Pflieger dabei sein, der in Afrika erlebt hat, was Corona für die dortige Bevölkerung bedeutet.
Vom 28. bis 30. August kannst du mit deinen Laufkilometern Gutes tun: Unser Charity-Partner Plan International startet seinen „Kilometerzähler“. Einen Spendenlauf zugunsten der Nothilfe, mit der Menschen in den Programmländern von Plan in Afrika, Asien und Lateinamerika unterstützt werden. Denn dies ist in Corona-Zeiten dringender denn je – davon ist auch Deutschlands Marathon-Ass Philipp Pflieger überzeugt, der hier erklärt, warum auch er beim Kilometerzähler mitmacht, nachdem er bei Trainingslagern in Afrika hautnah erlebt hat, was die Corona-Pandemie für die dortige Bevölkerung bedeutet.
Philipp, normalerweise sammelst du ja deine Laufkilometer vor allem, um deine Marathonleistungen zu verbessern. Am übernächsten Wochenende werden sie aber auch noch einem anderen Zweck dienen …
… ja. Ich bin bei der Aktion „Kilometerzähler“ von Plan International dabei und spende für die Corona-Nothilfe in den Entwicklungsländern, in denen Plan aktiv ist. Das Prinzip ist einfach: Jeder kann seine Kilometer zählen - ob beim Laufen, Fahrrad fahren, spazieren oder anderen Aktivitäten. Dabei geht für jeden Kilometer mindestens ein Euro in die Nothilfe, die in dieser schwierigen Krisenzeit die Mädchen und Jungen in Asien, Afrika und Lateinamerika unterstützt.
Bei dir werden da sicher viele Kilometer zusammenkommen.
Ja klar, ich laufe ja an manchen Tagen mehr als 30 Kilometer und will auch meine Community zum Spenden animieren. Denn bei meinen Trainingslagern in Afrika ist mir auch immer wieder klar geworden, wie gut es uns in Deutschland geht und dass Hilfe für die Menschen dort Not tut. Corona hat die Lage noch einmal dramatisch verschärft. Vor allem für die Menschen, die keinen festen Job haben, sondern Tag für Tag mit etwas anderem ihr Geld verdienen müssen. Die haben im Lockdown einfach kein Geld mehr, um sich etwas zu essen zu kaufen.
Über die Corona-Nothilfe von Plan International
Die internationale Kinderrechtsorganisation Plan International setzt sich seit über 80 Jahren dafür ein, dass Mädchen und Jungen weltweit die gleichen Rechte und Chancen haben und ihre Zukunft aktiv gestalten, damit sie sicher und selbstbestimmt leben können. Plan International stellt im Rahmen der Corona-Nothilfe Gelder zur Verfügung, um die Weiterführung der Projekte vor Ort zu sichern. Die wichtigsten Bereiche sind dabei der Schutz von Kindern, Hygiene wie richtiges Händewaschen sowie die Versorgung mit Lebensmitteln. Und Plan International nutzt das Radio, um die Menschen mit den wichtigen Informationen zu erreichen.
„Beim Training in Kenia die Lebensbedingungen der Menschen hautnah erlebt“
Bekommt man als Profisportler im Trainingslager eigentlich etwas von den Lebensbedingungen der Menschen in Kenia mit?
Das ist eine Typ-Frage. Es gibt Athleten, die blenden das aus. Die sind nur auf sich selbst konzentriert und verlassen das Trainingscamp gar nicht. Dort sind wir ja im Vergleich zum ortsüblichen Standard luxuriös untergebracht, auch wenn sich das für uns eher normal anfühlt, wie eben in anderen Trainingslagern auch. Ich selbst habe zuletzt immer mehr zusammen mit einheimischen Läufern trainiert. Dabei kommt man schnell auch mit solchen in Kontakt, die mit dem Laufen kaum Geld verdienen. Die meisten träumen ja zunächst nur davon, in Europa fürs Laufen so gut bezahlt zu werden, dass sie sich in Kenia ein besseres Leben leisten können. Den Traum erfüllen können sich nur die wenigsten. Den meisten geht es so wie den beiden, die ich zuletzt näher kennengelernt habe: Sie leben in einer kleinen Hütte, teilen sich ein Bett und den Campingkocher, auf dem sie ihren Maisbrei „Ugali“ zubereiten. Von Wettkämpfen im Ausland sind sie weit entfernt. Manchmal fehlt ihnen sogar das Geld, um Reis oder Gemüse zu kaufen. Dabei muss man bedenken, dass die Armut in Kenia noch nicht einmal so dramatisch ist wie in anderen afrikanischen Ländern. Und jetzt kommen auch noch die Auswirkungen von Corona dazu. Die Unterstützung, zu der Plan mit dem Kilometerzähler beitragen will, ist wirklich dringend nötig.
Die Corona-Situation in den von Plan unterstützten Ländern
Vor allem für Menschen, die als Tagelöhner oder an eigenen kleinen Ständen arbeiten, entfällt im Lockdown die komplette Lebensgrundlage. Die Felder können nicht bestellt und Ernten nicht eingeholt werden. Vor allem in Ländern, in denen die Menschen eh schon wenig Nahrungsmittel haben, weitet sich der Hunger jetzt aus. Die Schulen sind geschlossen. Homeschooling ist oft nicht möglich. Hier entsteht eine weltweite Bildungslücke. 743 Millionen Mädchen können aufgrund von Covid-19 derzeit die Schule nicht besuchen. Viele von ihnen werden nie wieder in den Unterricht zurückkehren, weil sie aus Geldmangel von ihren Familien frühverheiratet oder schwanger werden. Bei den beengten Wohnverhältnissen kommt es im Lockdown auch zu immer mehr Gewalt, vor allem auch zu sexueller Gewalt Mädchen und Frauen gegenüber.
„Ich habe die Patenschaft für ein Mädchen in Ruanda übernommen“
Wie kommt es, dass ein Spitzenläufer sich so für eine Hilfsorganisation engagiert wie du für Plan International?
Ich kenne Plan nicht erst, seitdem sie Charity-Partner des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und von laufen.de sind. Mein Bruder hatte schon vor 15 Jahren eine Plan-Patenschaft für ein Kind übernommen, als er 16 Jahre alt war und sein erstes Geld mit Jobs neben der Schule verdient hat. Dabei unterstützt man sein Patenkind mit einer festen Summe pro Monat, kommt per Briefwechsel in direkten Kontakt und erfährt viel aus dem Leben und dem AlItag seines Patenkindes. Das Geld selber geht dann in Projekte in der Gemeinde des Patenkindes, so dass man mit so einer Patenschaft immer auch eine ganze Gemeinde unterstützt. Ich selbst habe dann auch vor ein paar Jahren ganz privat eine Patenschaft für ein Mädchen in Ruanda übernommen. Sifa ist jetzt sieben Jahre alt und wir schreiben uns regelmäßig. Oft schickt sie auch aktuelle Fotos mit.
Was weißt du über dein Patenkind?
Sifa lebt in Ruanda nordöstlich der Hauptstadt Kigali, an der Grenze zu Tansania. Die meisten Familien in der Region Gatsibo leben in Häusern aus Lehm, Holz oder in der Sonne getrockneten Ziegeln. Die Dächer sind zumeist aus Blechplatten. Die Familien benutzen hauptsächlich Kerosin-Lampen und Kerzen als Lichtquellen im Haus und Feuerholz zum Kochen. Viele Schulen dort bieten kein geeignetes Lernumfeld für Kinder. Wenn die Familien von Armut betroffen sind, gibt es auch Fälle von Kinderarbeit. Mädchen werden oft nicht die gleichen Bildungschancen wie Jungen eingeräumt. Zudem ist Kindesmissbrauch ist eine Bedrohung, in Gatsibo erfahren 14 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sexuelle Gewalt. 51 Prozent Prozent der Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und nur jedes dritte Kind besucht eine weiterführende Schule.
„Ich will mich noch dieses Jahr für den Olympia-Marathon in Tokio qualifizieren“
Jetzt mal zu deiner eigenen sportlichen Situation: Eigentlich wolltest du dich ja beim vom Frühjahr in den September verlegten Haspa Marathon Hamburg für Olympia 2021 in Tokio qualifizieren. Aber der ist ja wie fast alle anderen für den Herbst geplanten Laufevents abgesagt …
… ich bin auf jeden Fall hoch motiviert, noch in diesem Jahr die Olympiaqualifikation zu schaffen, indem ich mindestens die geforderten 2:11:30 Stunden laufe. Mein Tief hatte ich eher am Anfang der Corona-Krise, als alles abgesagt wurde. Ich war ja nach dem Vereinswechsel nach Hamburg, dem Trainerwechsel zu Renato Canova und einem langen Trainingslager in Kenia auf einem sehr guten Weg. Da tat es schon weh, nicht zeigen zu können, was man drauf hat. Im April und Mai habe ich wenig trainiert, aber seitdem bin ich wieder voll im Training.
Das Stundenrennen im norwegischen Kristiansand ist ja mit 19,909 Kilometern in 60 Minuten ziemlich gut gelaufen.
Nach der langen Wettkampfpause war es zugegebenermaßen etwas zäher als erwartet, und das Feeling war leider bei weitem nicht so gut wie im Training zuletzt. Ein solides Training war es aber allemal. Jetzt spekuliere ich auf einen Marathon im Herbst. In London wird es ein Eliterennen geben, auch in Amsterdam, Istanbul und Valencia sind Rennen geplant. Bei einem davon will ich starten. Die Halbmarathon-WM im polnischen Gdynia steht am 17. Oktober auch noch im Terminkalender und ich habe die Qualifikationskriterien dafür erfüllt. Dort würde ich sehr gerne – am liebsten mit einem ganzen Team – für Deutschland an den Start gehen.